© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-10 vom 03. Juli 2010

MELDUNGEN

Von Tilsit nach Tauroggen

Tilsit – In wachsendem Maße entdecken die heutigen Bewohner Tilsits die ereignisreiche Geschichte der Stadt. Mit Erstaunen erkennen viele, dass vor 200 Jahren ganz Europa auf die Region an der Memel blickte. Nun sollen mit der Einrichtung eines historischen Lehrpfades die damaligen Ereignisse den Tilsiter Einwohnern und Gästen sichtbar gemacht werden. Russische Vertreter aus Tilsit und Litauer aus Tauroggen arbeiten an einem gemeinsamen touristischen Projekt mit dem Arbeitstitel „Vom Tilsiter Frieden zur Konvention von Tauroggen“. Beide Ereignisse – so der Ansatz – waren Meilensteine der europäischen Geschichte und Diplomatie. Die russische Seite will sich mit der Sanierung des historischen Tilsiter Stadtzentrums und der Wiederaufstellung des Königin-Luise-Denkmals im Park Jakobsruh in das Projekt einbringen. Das Modell wird derzeit in einer St. Petersburger Werkstatt originalgetreu im Drei-D-Verfahren rekonstruiert. Da das Projekt grenzübergreifenden Charakter hat, rechnen die Verantwortlichen mit einer finanziellen Unterstützung aus Brüssel. Der litauische Koordinator des EU-Vorhabens „Nachbarschaft“ Simas Einikis erklärte, dass die Europäische Union bei Vorlage eines tragfähigen Konzepts 90 Prozent der Kosten tragen würde. Das verbleibende Zehntel müssten die beteiligten Kommunen aufbringen. Schwieriger als die Finanzierung dürfte jedoch der ungehinderte Grenzübergang für den erhofften Touristenstrom sein. Die Wartezeiten bei der Zollabfertigung an dieser „Schengen“-Grenze und die neuen russischen Bestimmungen über den Aufenthalt in Grenzgebieten, zu denen auch Tilsit zählt, sind der Entwicklung des Touristenverkehrs eher abträglich.       Hans Dzieran