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03.07.10 / Kriegstat / Mord von 1942 wird präsent

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-10 vom 03. Juli 2010

Kriegstat
Mord von 1942 wird präsent

Liv Engel ist von Beruf Sprengmeisterin. Die Ingenieurin hat die Firma ihres Großvaters übernommen und soll gerade in ihrer Heimatstadt Lübeck eine ehemalige Fabrik sprengen, damit auf dem Gelände ein Einkaufszentrum entstehen kann. Doch Zerstörung beherrscht nicht nur Livs Berufsleben, auch ihr Privatleben ist ein ziemliches Trümmerfeld.

Die 1973 in Buxtehude geborene Soziologin Alexandra Kui hat in „Wiedergänger“ ziemlich reale Familienprobleme und einen Mord aus dem Jahr 1942 mit der mystischen Geisterwelt Islands zu einem pikanten Cocktail gemixt, der trotz einiger verworrener Episoden spannende Unterhaltung bietet. Zwar ahnt der Leser, dass das plötzliche Verschwinden von Livs Großvater Töngens mit seiner bereits im Prolog erwähnten verschwundenen Schwester zu tun hat, doch trotzdem will er unbedingt wissen, wieso wer wohin verschwand. Ganz anders als die Romanfiguren: Denn außer Liv scheinen sich weder Töngens Frau noch seine beiden Kinder an dem Verschwinden des raubeinigen Seniors zu stören. Und auch der beim Vater lebende Sohn der geschiedenen Unternehmerin Liv kann es nicht verstehen, warum seine Mutter sich mehr um den verschwundenen Großvater als um ihn sorgt. Doch die ebenfalls raubeinige Liv verbindet viel mit ihrem Großvater und ihre Recherchen führen sie nach Island, wohin 1949 mehrere tausend deutsche Frauen als Gastarbeiterinnen auswanderten.

Die Autorin erzählt parallel die Suche Livs und wie Inga in Island inzwischen immer öfter von Erinnerungen heimgesucht wird. Diese veranlassen sie, ihren Enkel auf die Suche nach Tönges zu schicken. Doch statt des erhofften Wiedersehens mit dem geliebten Bruder hat sie dem Unheil die Pforte geöffnet.        Rebecca Bellano

Alexandra Kui: „Wiedergänger“, Hoffmann und Campe, Hamburg 2010, gebunden, 319 Seiten, 18 Euro


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