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03.07.10 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-10 vom 03. Juli 2010

Der Wochenrückblick mit Hans Heckel
Zu spät / Warum die Menschheit bald untergeht, wie perfekt die Amerikaner das Mannschaftsspiel beherrschen, und wieso Eigennutz rassistisch ist

Was plustern wir uns eigentlich so auf? Nehmen alles so furchtbar wichtig? Ist eh alles für die Katz, wie Frank Fenner herausgefunden hat. In hundert Jahren sei der Homo sapiens (das sind wir) ausgestorben, prophezeit der 95-jährige Wissenschaftler. Bevölkerungsexplosion und ungezügelter Konsum würden die Menschheit ausrotten, da sei nichts mehr zu machen.

Fenner kennt sich aus mit Ausrottungen. In den 50er Jahren ist der Australier erfolgreich gegen die Kaninchenplage in seiner Heimat zu Feld gezogen und war im Jahrzehnt drauf entscheidend an der Eliminierung der Pocken beteiligt. Der muss es also wissen. Das Wetter sei schon ganz anders, stellt der Mikrobiologe fest und sieht das als erstes Zeichen für die beginnende Schussfahrt.

Fenners Freund und Kollege Stephen Boyden ist noch nicht soweit. Irgendwas könnte man bestimmt noch machen, tröstet uns der Immunologe und holt das traurige Menschengeschlecht vorerst wieder von der roten Liste. Dafür aber müssten „revolutionäre Veränderungen“ eingeleitet werden für viel mehr „Nachhaltigkeit“.

Na, wenn das mal was wird. Dafür müssten ja wohl alle fest zusammenarbeiten. Ohne gutes Mannschaftsspiel geht gar nichts. Erst recht, wenn es um alles geht, wie wir jeden Abend bei der WM beobachten können. Da trifft es sich für die Überlebensaussichten unserer Art gut, dass gerade die einzige Supermacht des Planeten das Mannschaftsspiel meisterhaft beherrscht.

In den Vereinigten Staaten von Amerika geht alles Hand in Hand, selbst dort, wo wir es gar nicht vermuten, weil die Akteure in der Öffentlichkeit den allergrößten Wert auf ihre „Unabhängigkeit“ legen. Aber das ist mehr so eine Art Folklore in einem Land, dessen größter Feiertag immerhin der „Unabhängigkeitstag“ ist. Hinter den Kulissen zwinkert man sich zu, verteilt die Rollen und macht aus, wer als erster schießt.

Das waren diesmal die „Rating-Agenturen“, die, euphorisiert von griechischem Kadaverduft, die Bonitätswerte einer ganzen Reihe von Euro-Ländern in die Tonne traten. Darauf kamen die „Wirtschaftsexperten“ ins Match und geißelten vor allem die Deutschen, weil die ihren europäischen Brüdern nicht mit großzügigen Unterstützungsprogrammen zu Hilfe eilten. Die Europäer reagierten und stürzten sich in milliardenschwere Rettungsprogramme für ihre wackelnden Verwandten.

Dann traten die Experten aus der gegenüberliegenden Flanke hervor und zweifelten lauthals an der finanzpolitischen Stabilität Europas angesichts von so viel Schulden und neuen Verpflichtungen. Der Euro sackte vorübergehend unter die Marke von 1,20 US-Dollar.

Die Europäer, abermals angeführt von den Deutschen, sprangen abermals und verordneten sich nun allerlei Sparprogramme, um ihre überbordende Verschuldung in den Griff zu kriegen.

Nun verlegte die US-Mannschaft nochmal ihre Angriffsziele keck in die gegenteilige Ecke: Indem es alle zum Sparen dränge, zerstöre Deutschland den Euro, ja sogar die EU, schrie US-Spekulant und Obama-Unterstützer  George Soros. Obamas Finanzminister Timothy Geithner und Wirtschaftsberater Paul Krugman sekundierten und forderten von Berlin, die Knauserei sofort einzustellen und noch viel mehr Schulden zu machen, um die Konjunktur anzukurbeln.

Sie sehen: Wir sind Zeugen eines Meisterstücks von Koordination und Perfidie! Von wo sie uns als nächstes attackieren, ist leicht vorherzusagen: Sofern wir tatsächlich unsere Staatsfinanzen wieder halbwegs ins Lot bringen, werden Soros und Co. wie zuletzt weitertrommeln. Folgen wir aber deren jüngstem „Rat“ und gehen wieder zum massenhaften Geldausgeben über, haben die „Rating-Agenturen“ ihren nächsten Auftritt.

In Toronto konnte Barack Obama unserer Angela Merkel nun großzügig gestatten, weiter „sparen“ zu dürfen, wenn sie im Gegenzug ihre Finger von der Bankenregulierung lässt. Um die Deutsche in der entscheidenden Frage lahmzulegen, hat er ihr also etwas gegeben, das gar nicht unter seiner Kontrolle stand – die Hoheit über den deutschen Haushalt. Das nennt man Verhandlungsgeschick.

Ist aber durchaus möglich, dass sich die Berliner irgendwann rächen. Das kann Monate dauern – aber dann: Nachdem der US-Afghanistan-General McChrystal seine Vorgesetzten inklusive Präsident Obama öffentlich als Clowns und Idioten abgekanzelt hatte, wartete Deutschlands Verteidigungsminister zu Guttenberg keine Sekunde, um McChrystal auf das Allergemeinste zu loben. In höchsten Tönen erging er sich über die unbestreitbare Kompetenz des frechen US-Generals, um die Affäre für den düpierten US-Präsidenten noch ein bisschen schmerzhafter zu machen, als sie es ohnhin schon war. Das war die Revanche dafür, dass die Freunde im Pentagon ihre deutschen Verbündeten nach dem Kundus-Zwischenfall so hinterhältig in den Regen gestellt hatten.

So blöde sind wir nämlich auch wieder nicht – wenngleich bei weitem blöde genug, finden die Unionspolitiker Peter Trapp (für die CDU im Berliner Abgeordnetenhaus) und Markus Ferber (für die CSU im EU-Parlament). Thilo Sarrazin hatte unlängst erklärt, dass Deutschland auf „natürliche Weise verdummt“, weil vor allem Fachkräfte das Land verließen, während Geringqualifizierte herein strömten.

Trapp und Ferber haben das aufgegriffen mit dem Vorschlag, Zuwanderer künftig einem Intelligenztest zu unterziehen. Die Bundesintegrationsbeauftragte Maria Böhmer (CDU) schäumt, die beiden unterstellten Zuwanderern „pauschal Dummheit“. Ach so ist das: Nur wer für dumm gehalten wird, muss Tests machen. Diese Feststellung wird das Selbstbewusstsein praktisch aller Deutschen ins Mark treffen; am schlimmsten hat Böhmer die Studierten unter uns getroffen: Die müssen im ihrem Leben wohl die meisten Tests machen, sind nach der Böhmerschen Lesart demnach die Dümmsten im Land.

Die Grünen schnauben von „Nützlichkeitsrassismus“. Ein Wunder, dass niemand das Totschlagwort von der „Selektion“ in die Debatte geworfen hat. Das ging früher immer, weil’s so gruselig nach KZ-Rampe klingt. Dass man diesmal den ultimativen Killer in der Tasche ließ, mag damit zusammenhängen, dass sich etwas herumgesprochen hat, was keiner gerne hört: Die „Selektion“ findet Berichten zufolge nämlich längst weit vor den deutschen Grenzen ab. In einer Fern­sehreportage bekannten emigrierwillige Afrikaner freimütig, dass die Gutausgebildeten unter ihnen nach Amerika drängten, während die übrigen lieber nach Europa gingen. Ist das auch „Nützlichkeitsrassismus“?

Selbstverständlich nicht. Da muss man sensibel differenzieren. Dieser Tage schockte uns die Meldung, rund 30 Kinder und Jugendliche hätten in Hannover eine jüdische Tanzgruppe mit Steinwürfen und „Juden raus“-Brüllereien von der Bühne verjagt. Die Gruppe der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover war im Rahmen des „Interkulturellen Tages“ aufgetreten. Die Angreifer, darunter auch Mädchen, waren durchweg orientalischer Herkunft und ließen sich von Protesten der Zuhörer nicht beeindrucken.

Statt die Polizei zu rufen, zogen sich die Tänzer einfach zurück, während herbeigeeilte Sozialarbeiter die Angreifer sachte „zur Mäßigung aufriefen“, wie die örtliche Presse berichtet. Ob auch so verständnisvoll mit den Judenhassern verfahren worden wäre, wenn sie blond gewesen wären? Wohl kaum, denn da haben die linken Kritiker der „Klassengesellschaft“ tatsächlich mal recht: Herkunft spielt in unserem Land eine ganz entscheidende Rolle. Aber nicht so sehr bei den Bildungschancen als vielmehr bei der Frage, ob man seinen antisemitischen Dreck straflos in aller Öffentlichkeit verspritzen darf oder nicht.


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