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10.07.10 / Lauter schönes Gerede / Berlins angebliche Ansiedlungserfolge sind vor allem Propaganda

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-10 vom 10. Juli 2010

Lauter schönes Gerede
Berlins angebliche Ansiedlungserfolge sind vor allem Propaganda

Berlin ist eine echte Alternative zu London geworden“, jubelt René Gurka, Chef der Wirtschaftsförderungsgesellschaft „Berlin Partner“ zu deren fünftem Jahrestag. Das Land Berlin steuert über die Beteiligung der Investitionsbank Berlin (45 Prozent) kräftig mit bei Berlin Partner. Mehr als 460 Unternehmen und 21000 Arbeitsplätze seien in den fünf Jahren entstanden, heißt es. Eine Erfolgsbilanz, die Berlin Partner auf eigenes Werben zurückführt – auch auf deutschlandweites Abwerben von Konzernen, das sich aber als nicht erfolgversprechend erwiesen habe, wie Gurka einräumen muss. Nun will man internationale Firmen anlocken.

Berliner Lokalmedien feierten die guten Nachrichten von Berlin Partner ausgiebig – und voreilig. Denn bei einer näheren Prüfung seiner angeblichen Erfolge fällt die halbstaatliche Gesellschaft glatt durch: Die Chefplaner der wirtschaftlichen Zukunft Berlins wissen nicht einmal wirklich, was sie ansiedeln. Denn was konkret hinter ihren stolzen Zahlen    steckt, können die Verantwortlichen kaum aufschlüsseln. Wie hoch beispielsweise der Anteil an Industrie bei den Ansiedlungen ist, vermag Berlin Partner selbst auf Anfrage nicht mitzuteilen. Nur einzelne Beispiele sind bekannt. Stattdessen beschränken sich die Erhebungen der Entwicklungsgesellschaft auf sogenannte „Cluster“, also zu Gruppen gebündelte Branchen, wie Sprecher der Gesellschaft bestätigen.

Von 77 erfolgreichen Ansiedlungen auf Initiative von Berlin Partner im Jahre 2009 entfallen nur 18 auf das Bündel „Industrie, Mobilität und Clean Technology“. Erfolge bei Industrie-Jobs, die Berlin dringend braucht, sind demnach gering, zumal „Clean Technology“ auch die Verwaltungszweigstelle eines privaten Müllentsorgers sein könnte. Immerhin an den Bombardier-Konzern erinnern sich Sprecher auf Anfrage. Doch ob da eine Fertigung oder ein Büro angesiedelt wurde, überblicken die Verantwortlichen selbst bei solchen Vorzeigeobjekten nicht.

Kein Wunder, dass die an der Gesellschaft beteiligte Unternehmervereinigung Berlin-Brandenburg sich nicht zu den Erfolgsmeldungen äußern will. Auch die Handelskammer verweist nur an Berlin Partner zurück. Dabei beginnt offenbar selbst die Entwick­lungsgesellschaft an ihrem Selbstlob zu zweifeln. Für das erste Quartal 2010 weist sie in der „Gesamttendenz schrittweise Konsolidierung“ aus.         SV


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