© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-10 vom 10. Juli 2010

Der Ahnherr
Kurfürst Friedrich I.

Den Grundstein für den Aufstieg des Hauses Hohenzollern legte ein wackerer Burggraf von Nürnberg, Friedrich VI., aus der fränkischen Linie des Hauses Hohenzollern. Eben dieser Friedrich wurde am 30. April 1415 als Kurfürst Friedrich I. vom römisch-deutschen König Sigmund durch Belehnung mit der Mark Brandenburg in den Sattel gesetzt.

Er war damit der Ahnherr jenes Regenten, der sich fast 300 Jahre später, am 18. Januar 1701, als zwölfter Kurfürst von Brandenburg in Königsberg gar zum König Friedrich I. in Preußen küren durfte. Und noch Wilhelm II., unser letzter Deutscher Kaiser, trug bis 1918 den Ehrentitel des Burggrafen von Nürnberg.

Während davon auszugehen ist, dass jeder mit geschichtlichem Weihwasser ordentlich „getaufte“ Preuße die wichtigsten Daten und Ereignisse zwischen dem „Großen Kurfürsten“ und Wilhelm II. hinlänglich parat hat, dürfte ein Ausflug in das späte Mittelalter zu diesem hier in Rede stehenden Friedrich I. schon ziemlich holprig werden. Dafür, dass das nicht so sein muss und die Lücken glänzend gefüllt werden, sorgt Jan von Flocken mit seinem Werk „Friedrich I. von Brandenburg − Krieger und Reichsfürst im Spätmittelalter“. Wir erfahren, dass dieser Spross der Hohenzollern dreimaliger Königsmacher war, einen Papst gefangen genommen hat, und die märkische Streusandbüchse des Reiches nachhaltig befriedete und arrondierte.

Wir tauchen ein in die Lebenswelten vor 600 Jahren, mit Details, die zum Schmunzeln oder purem Erstaunen anregen, zwischen Hochzeitsfeiern und Türkenkreuzzügen, Frauenkopfputz und Kriegerrüstungen unter dem Wahlspruch: „Hier gut Zollern –Hier gut Brandenburg allwege.“

Wenn man bedenkt, dass dieser Friedrich seit 1878 keine gründliche biographische Würdigung mehr erfuhr, so haben wir auf 175 Seiten mit Zeittafel, Literaturauswahl, Ahnentafel und Namensregister ein Werk vor uns, das in jede geordnete Preußen-Bibliothek gehört.  

Heinz Welchert

Jan von Flocken: „Friedrich I. von Brandenburg − Krieger und Reichsfürst im Spätmittelalter“, Homilius, Berlin 2010, geb., 175 Seiten, 22,90 Euro