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17.07.10 / Ungute Motive / Seit 1945 wird mit der »Befreiungstheorie« Politik gemacht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-10 vom 17. Juli 2010

Ungute Motive
Seit 1945 wird mit der »Befreiungstheorie« Politik gemacht

Bis 1985 war in der Bundesrepublik noch Konsens: Der 8. Mai 1945 war − jedenfalls in der Gesamtschau − für Deutschland kein „Tag der Befreiung“. Gründe gab es genug. Neben der mörderischen sowjetischen Brutalität in Ost- und Mitteldeutschland stellten ja auch die Westalliierten 1945 mit den Worten von US-Präsident Eisenhower explizit klar, dass sie „als siegreiches Heer, nicht als Befreier“ nach Deutschland kämen. Verbliebene Zweifel räumte die bis Spätsommer 1948 andauernde Versorgung der Deutschen mit Hungerrationen (ohne Begünstigung für Nazi-Gegner!) aus. Die Realität in der Ostzone beziehungsweise DDR ließ das Wort von der „Befreiung“ geradezu als mörderischen Zynismus erscheinen: Während in den als „Speziallagern“ weitergenutzten, mitteldeutschen NS-KZ wie Buchenwald und Sachenhausen noch bis 1950 Zehntausende verhungerten, jubelte das „Neue Deutschland“ zusammen mit westdeutschen Kommunisten über die „Befreiung“ Deutschlands im Jahre 1945. Diese geballten Fakten haben bis in die 1980er Jahre ausgereicht, dass auch eher linksliberale Blätter wie den „Spiegel“, die „Zeit“ und die „Süddeutsche Zeitung“ das Wort von der Befreiung nur mit vielen Vorbehalten verwandt haben.

Noch etwas kam dazu, die fragwürdige Politik Österreichs nach 1945: Wie oft hatte Hitler Österreich als Geburtsheimat gepriesen, wie wenig Manipulation war nötig, um die Österreicher am 10. April 1938 mit 99,7 Prozent in geheimer Abstimmung den Anschluss vom März nachträglich absegnen zu lassen? Zwar hatten die Österreicher Hitler nicht an die Macht gebracht, aber der Anteil der Parteimitglieder war gemessen an der Bevölkerung sogar höher als im Altreich und im Krieg kämpfte man Seit’ an Seit’. Es ist verständlich, aber eben nicht besonders ehrenvoll, dass Österreich nach 1945 versuchte, seinem „Haftungsanteil“ aus der gemeinsamen Niederlage zu entgehen. Schlüssel dazu war das Argument, man sei Hitlers „erstes Opfer“ gewesen und 1945 „befreit“ worden.

Die Presse in „Trizonesien“, der späteren (alten) Bundersrepublik, reagierte darauf, wie jeder in den Archiven nachlesen kann, von ganz weit links bis ganz weit rechts mit Kritik und Ironie. Als Österreich diesen Status wenig später erhielt, forderte Wien für kurze Zeit sogar Reparationen von Deutschland und begann damit, mehrere Hunderttausend in seinem Gebiet lebende volksdeutsche Vertriebene − fast alle aus alt-österreichischen Gebieten wie dem Sudetenland oder Kroatien − nach Deutschland weiterzuschieben. Zu allem Übel war das selbst „befreite“ Österreich nun auch nicht mehr zu einer Wiedergutmachung an jüdische Organisationen oder den Staat Israel bereit, sogar die Restitution arisierten Eigentums wurde oft verschleppt.

Aufgrund solcher Fakten wurde die These, Deutschland sei 1945 „befreit“ worden, bis in die 1970er Jahre hinein auch innerhalb der SPD nahezu geschlossen abgelehnt. Auch ehemalige KZ-Insassen wir Kurt Schumacher sahen es keineswegs anders.             K.B.


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