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17.07.10 / »Romtreue« als Handicap / Österreich: Sturm gegen konservative Kirchenmänner

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-10 vom 17. Juli 2010

»Romtreue« als Handicap
Österreich: Sturm gegen konservative Kirchenmänner

Nicht nur in Augsburg hat der Vatikan mit der Ernennung von Bischof Konrad Zdarsa zum Nachfolger des zurück-getretenen Bischofs Walter Mixa „ungewöhnlich rasch“ gehandelt, sondern auch in Eisenstadt: Dort wurde der von Diözesan-Bischof Paul Iby pflichtgemäß wegen Vollendung des 75. Lebensjahres eingereichte Rücktritt angenommen, und Nachfolger wird der burgenländische Pfarrer Ägidius Zsifkovics, der zuletzt auch Generalsekretär der Österreichischen Bischofskonferenz war und der kroatischen Volksgruppe angehört.

Prompt gab es Proteste „fortschrittlicher“ Kreise, die Zsifkovics vorwerfen, „romtreu“ und „konservativ“ zu sein. Man appellierte an die Bundesregierung, Einspruch gegen die Ernennung zu erheben, und der als Vatikan-Kritiker bekannte Theologe Paul Zulehner verstieg sich zu einer Anzeige: „In tiefer Trauer über das Vorgehen in der Diözese Eisenstadt ...“ (mit Angabe eines Spendenkontos).

Im Vorjahr hatten Protestler verhindern können, dass ein zum Weihbischof in Linz ernannter „konservativer“ Pfarrer sein Amt antrat. Die oberösterreichischen Dechanten hatten sich damals gegen ihn verschworen, und es lief eine breite Medien-Kampagne, so dass er schließlich den Papst bat, ihn von der Ernennung zu entbinden. Die Frage, warum ausgerechnet seine Kirche nicht am sonst weitverbreiteten Besucherschwund leidet, blieb aber offen. Ist eine Diskont-Kirche, in der man praktisch alles darf, vielleicht doch nicht allgemeiner Wunsch?

Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn, der von „Auguren“ wiederholt als „Papabile“, als Papstanwärter, bezeichnet wurde, nannte Zsifkovics einen „Mann der Mitte“. Bemerkenswert, denn Schönborn, der bei seinem Amtsantritt 1995 als Konservativer gegolten hatte, dann aber immer mehr von den Fortschrittlichen vereinnahmt wurde, hatte zuletzt einige vatikanische Positionen in Frage gestellt und Kritik an Amtskollegen geübt. Dafür war er nach Rom zitiert worden, von wo er als reuiger Sünder heimkehrte.

Wie Politiker stehen eben auch Kleriker heute unter dem Druck der „veröffentlichten Meinung“ – deren Drahtzieher ihre eigenen Ziele verfolgen. Wer etwa weibliche Priester oder eine Volkswahl der Bischöfe, ja sogar des Papstes fordert, dem sind daher die Medien gewogen. Viele Gutgläubige, die um die Plattform „Wir sind Kirche“ angesiedelt sind, scheinen aber nicht zu merken, dass man sie nicht nur gegen die Amtskirche, sondern auch gegen das Christentum instrumentalisiert.

Speerspitze der antikirchlichen Stimmungsmache ist in Österreich der ORF. Vorzugsweise an christlichen Feiertagen kommen Sendungen über Judentum und Islam, „umstrittene Äußerungen“ von missliebigen Personen werden gern aus dem Zusammenhang gerissen, und natürlich werden Missbrauchsvorwürfe, sofern sie mit der Kirche zu tun haben, genüsslich breitgetreten – wobei sexuelle Übergriffe und heute nicht mehr übliche Erziehungsmethoden meist im selben Topf landen.

Die Kirche selbst hat zur Untersuchung solcher Vorwürfe eine Kommission eingesetzt. Geleitet wird sie von der früheren steirischen ÖVP-Chefin und „Landesmutter“ Waltraud Klasnic – sie hatte einst „gender-widrig“ darauf Wert gelegt, „Frau Landeshauptmann“ genannt zu werden. Die Kommission hat mittlerweile in manchen Fällen Strafanzeige erstattet – man wird sehen, was Staatsanwaltschaft und Gerichte draus machen.    RGK


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