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17.07.10 / Die »preußische Madonna« / Vor 200 Jahren, am 19. Juli 1810, starb Königin Luise auf Schloss Hohenzieritz – Leben und Mythos

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-10 vom 17. Juli 2010

Die »preußische Madonna«
Vor 200 Jahren, am 19. Juli 1810, starb Königin Luise auf Schloss Hohenzieritz – Leben und Mythos

Schon als Kind war die preußische Königin Luise, die in der Familie den Beinamen „unsere tolle Louise“ hatte, etwas Besonderes. Als Monarchin war ihr Leben eng mit dem Befreiungskampf Preußens gegen Napoleon verknüpft, und schon zu Lebzeiten genoss sie eine beinahe kultische Verehrung.

Von ihren Landeskindern wegen ihrer Schönheit und Anmut, ihrer Natürlichkeit und ihres warmherzigen Charakters geliebt, wurde sie später zu einem Symbol für den Wiederaufstieg Preußens aus der Niederlage und die Entwicklung zum deutschen Kaiserreich. Der Nachwelt gilt sie als Symbol für nationales Opfer und Leiden und einer im Interesse ihres Volkes bewusst ertragenen Demütigung durch Napoleon. Da sie schon in jungen Jahren starb, bleibt sie als jung, schön und anbetungswürdig präsent. Obwohl ihre historische Bedeutung weit über den politischen Einfluss, den sie als Königin tatsächlich hatte, hinausgeht, hat ihr früher Tod am 19. Juli 1810 Preußen erschüttert.

Als Tochter des Herzogs Karl von Mecklenburg-Strelitz erhielt die am 10. März 1776 in Hannover geborene Luise unter Aufsicht ihrer Großmutter eine streng lutherische Erziehung. Sie galt als fröhliches und unbeschwertes Kind. Anfang März 1793 wurde die 17-Jährige dem preußischen König vorgestellt. Dieser war „so frappirt von ihrer Schönheit“, dass er „ganz außer sich“ war und sich wünschte, dass einer seiner Söhne sich in sie verlieben möge. Tatsächlich machte der 22-jährige Kronprinz Friedrich Wilhelm ihr nur wenige Tage später einen Heiratsantrag, und am 24. Dezember 1793 wurden sie im Berliner Stadtschloss getraut.

Die Hochzeit bedeutete für die eher unkonventionelle Luise eine große Umstellung, denn das preußische Hofzeremoniell verlangte von ihr ein hohes Maß an Anpassung an Regeln, Pflichten und Personen. Ansonsten führte das Ehepaar ein harmonisches, in bürgerlicher Einfachheit gehaltenes Familienleben, das betont häusliche Züge trug. Statt in das Stadtschloss zogen Luise und der Kronprinz, den sie Dritten gegenüber unbefangen schlicht als „mein Mann“ bezeichnete, in das Kronprinzenpalais und verbrachten die Sommermonate vorzugsweise in einem ländlichen Herrenhaus nahe Potsdam. Ganz so, wie es von einer preußischen Prinzessin erwartet wurde, gebar sie in knapp 17 Ehejahren zehn Kinder. Davon erreichten immerhin sieben das Erwachsenenalter, was damals angesichts der hygienischen und medizinischen Verhältnisse nicht selbstverständlich war. Die Eltern legten großen Wert darauf, die Kinder immer in ihrer Nähe zu haben und ein harmonisches Familienleben zu pflegen. So boten sie auch nach außen das Bild einer intakten, kinderreichen und glücklichen Familie und entsprachen damit einem Ideal der entstehenden bürgerlichen Gesellschaft im frühen 19. Jahrhundert. Luise wurde wegen ihrer Sittlichkeit und mütterlich-häuslichen Tätigkeit als Identifikationsobjekt für alle preußischen Frauen gepriesen.

Der Tod von König Friedrich Wilhelm II. am 16. November 1797 ließ dem Kronprinzenpaar nicht mehr viel Zeit für das Familienidyll. Der schüchterne und nur wenig entscheidungsfreudige Thronfolger übernahm nun als König Friedrich Wilhelm III. ein Reich, das es durch schwierige Zeiten zu führen galt. Seine Frau Luise war erst 21 Jahre alt, als sie Königin wurde. Weder sie noch ihr Mann waren auf die Regentschaft vorbereitet gewesen. Da sie ihre Bildung in jungen Jahren etwas vernachlässigt hatte, begann sich die junge Königin mit Literatur zu beschäftigen und mit den geistigen Größen der Zeit zu korrespondieren. Auch politisch feilte sie an einem eigenen Profil. Von dem russischen Zaren Alexander I. beeinflusst, mit dem sie eine gegenseitige Zuneigung verband und den sie seit Beginn des Dritten Koalitionskrieges (1805) als den idealen Herrscher ansah, neigte sie einem Idealismus zu, der sie in der Krise ab 1805 zu enthusiastischer nationaler Begeisterung und Annäherung an die preußischen Reformkreise führte. Luise, die Napoleon als „moralisches Ungeheuer“ ansah, galt als Mittelpunkt der sogenannten Kriegspartei, und es gelang ihr, den preußischen König dazu zu bringen, Frankreich im Oktober 1806 den Krieg zu erklären. Doch nach einer Reihe vernichtender Niederlagen der preußischen Truppen zog der Franzosenkaiser nur wenige Wochen später als Sieger in Berlin ein. Luise aber, die ihren Mann ins Feld begleitet hatte und nun über Ostpreußen nach Memel geflohen war, blieb eine unbeugsame Gegnerin von Friedensverhandlungen und hielt zäh am Revanchegedanken fest.

Bei den Verhandlungen, die im Sommer 1807 zu einem Sonderfrieden zwischen Frankreich und Russland führten, war der preußische König nur als Randfigur zugelassen. Da abzusehen war, dass Napoleon rücksichtslos mit dem besiegten Preußen umgehen würde, regten Zar Alexander und der preußische Unterhändler Friedrich Adolf Graf von Kalck­reuth an, dass „Ihre Majestät hier sein könnten, und zwar je eher, je lieber“. Da auch Friedrich Wilhelm sich von einer Intervention seiner Frau eine mildere Behandlung seines Landes versprach, traf die durch eine Typhuserkrankung geschwächte Luise am 7. Juli 1807 in Tilsit mit Napoleon zusammen. Sie trat betont liebenswürdig und bewusst als Ehefrau und Mutter auf und vermied es, ein ausschließlich politisches Gespräch zu führen. Luise bat um maßvolle Friedensbedingen und beantwortete Napoleons Frage, wie Preußen so unvorsichtig hatte sein können ihn anzugreifen, mit der entwaffnenden Antwort: „Der Ruhm Friedrichs des Großen hat uns über unsere Mittel getäuscht.“ Obwohl Napoleon von der preußischen Königin tief beeindruckt war und nach Hause schrieb, Luise sei „wirklich bezaubernd, sie ist voller Koketterie zu mir“, erreichte sie keine konkreten Zugeständnisse und Preußen verlor die Hälfte seines Territoriums.

Nachdem Napoleon die Rück­kehr der Königsfamilie nach Berlin Ende 1809 gestattet hatte, wurden Luise und ihr Mann dort von der Bevölkerung überwältigend herzlich begrüßt. Von zehn Geburten ausgezehrt und von Krankheiten geschwächt, wollte sich Luise im Sommer 1810 auf Schloss Hohenzieritz, der Sommerresidenz ihres Vaters bei Neustrelitz, erholen. Doch nach kurzem Aufenthalt brach bei ihr eine Lungenentzündung aus. Der in der Nacht von einem Eilkurier benachrichtigte König traf am frühen Morgen des 19. Juli mit seinen beiden ältesten Söhnen in Hohenzieritz ein. Vier Stunden später schloss Königin Luise im Alter von erst 34 Jahren für immer die Augen.

Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurden ihre sterblichen Überreste nach Berlin überführt, drei Tage im Stadtschloss aufgebahrt und am 30. Juli 1810 im Berliner Dom beigesetzt. Am 23. Dezember fand sie ihre letzte Ruhestätte im Mausoleum im Park des Schlosses Charlottenburg. Als „preußische Madonna“ ist Königin Luise in die Geschichte eingegangen.          Jan Heitmann

„Luise – Leben und Mythos“ ist auch das Thema einer Ausstellung, die das Ostpreußische Landesmuseum, Ritterstraße 10, Lüneburg, vom 17. Juli bis 17. Oktober zeigt.

 

Überzeugte nicht nur als Preußin

Viele werden sich noch gerne an die 1984 ausgestrahlte bundesdeutsch-österreichische TV-Verfilmung von Theodor Fontanes gleichnamigen Roman „Vor dem Sturm“ erinnern. Eindringlich wurde die Rolle der tragisch verliebten Tochter der Hauptperson von Constanze Engelbrecht dargestellt. Doch auch in leichteren Rollen wusste die gebürtige Münchnerin zu überzeugen. Vor zehn Jahren riss der Krebs die gerade 45-jährige Schauspielerin und Synchronsprecherin vom Höhepunkt ihrer Karriere. Am 20. Juli 2000 starb sie in München M.R.


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