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24.07.10 / Kinder − die bedrohte  Minderheit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-10 vom 24. Juli 2010

Kinder − die bedrohte  Minderheit

Im vergangenen Jahr nahmen die deutschen Jugendämter  33700 Kinder und Jugendliche in Obhut, das ist eine Steigerung im Vergleich zu 2004 um 30 Prozent. Kinder von Alleinerziehenden und aus Familien mit einem Stiefelternteil sind besonders betroffen. Deutliche Veränderungen gab es bei der Altersstruktur: Der Anteil der unter Dreijährigen an allen in Obhut genommenen Minderjährigen steigerte sich gegenüber 2008 nur noch um 3,1 Prozent, während der Anteil der 16- bis 18-Jährigen mit zwölf Prozent deutlich zugenommen hat.

Die Situation, in denen Kinder und Jugendliche leben, spiegelt den demographischen Wandel der Gesellschaft wider. 2009 kamen 651000 Kinder zur Welt, das sind 24000 weniger als 2008 und nur halb so viele wie 1964. Je weniger Kinder es gibt und je schneller die Bevölkerung altert, desto stärker werden die Bedürfnisse von Kindern missachtet. Sie werden zu einer bedrohten Minderheit im eigenen Land. In München beispielsweise gibt es nur noch in 16 von 100 Haushalten Kinder. Laut einer Umfrage des Allensbach-Instituts empfindet lediglich ein Drittel der Deutschen Kinder als „bereichernd“, dagegen wächst die Gruppe überzeugter Kinderloser.

Neben der traurigen Statistik von 152 gewaltsam getöteten Kindern 2009 ist auch der Anstieg der Selbsttötung alarmierend. Sie gehört bei Jugendlichen zu den häufigsten Todesursachen. 2008 nahmen sich laut Statistischem Bundesamt 603 Menschen im Alter von zehn bis 24 Jahren das Leben. Laut Unicef fühlt sich in Deutschland ein großer Teil der 15-Jährigen als „Außenseiter“, „fehl am Platze“ oder „allein“.

Politiker beklagen zwar den Geburtenrückgang, bei Wahlen setzen sie jedoch auf Zielgruppen jenseits der 60.           MRK

 

Zeitzeugen

Kristina Schröder – Die 33-jährige Familienministerin gerät wegen der Sparpläne beim Elterngeld für Geringverdiener und Hartz-IV-Aufstocker in die Kritik. Den Vorstoß der FDP, Elterngeld nur noch vorher Berufstätigen zu zahlen, lehnt sie ab. Die Ministerin fordert seit langem ein Kinderschutzgesetz und nun ein Frühwarnsystem.

Otto Fricke – Für Streit in den Parteien sorgte der Vorstoß des Parlamentarischen Geschäftsführers der FDP-Bundestagsfraktion, das Elterngeld für Hartz-IV-Empfänger in Höhe von 300 Euro ganz zu streichen, während der Höchstsatz von 1800 Euro für grundsätzlich berufstätige Eltern seiner Vorstellung nach erhalten bleiben soll. Kritiker in den eigenen Reihen halten dagegen eine Kürzung des Höchstbetrags auf 1500 Euro für sozial gerecht.

Christine Haderthauer – Die CSU hatte sich als erste Partei für die Einführung des von der Opposition als „Herdprämie“ verspotteten Betreuungsgeld in Höhe von monatlich 150 Euro eingesetzt. Für ihre Äußerung, „dass die FDP inhaltlich konzeptlos herumschlingert zwischen Klientelpolitik für Superreiche und sozialistischer Familienpolitik à la Pinochet“ kassierte die bayrische Sozialministerin einen Rüffel ihres CSU-Parteichefs Seehofer. Sie hatte der FDP vorgeworfen, Familien fallen zu lassen.

Manuela Schwesig – Die stellvertretende SPD-Vorsitzende kritisiert die schwarz-gelbe Politik aufs Schärfste. Der FDP wirft sie eine familienfeindliche Politik vor, bei der Eltern unter Generalverdacht geraten, die Unterstützung für ihre Kinder für sich selbst zu nutzen. Die SPD sieht Elterngeld im ersten Lebensjahr für alle vor. Danach soll für jedes Kind ein Krippenplatz garantiert werden.

Klaus Zeh – Der CDU-Politiker leitete bis 2008 das Familienministerium in Thüringen, wo eine Familienpolitik praktiziert wurde, die viele als Vorbild betrachten. 73 Prozent der Eltern gaben damals ihre Kinder in Krippen. Die Bilanz: Die Geburtenrate hat sich nicht erhöht, weil diese von Faktoren wie Arbeit und Infrastruktur beeinflusst wird. Das Familienmodell habe sich laut Zeh aber als innovativer und erfolgreicher Weg durch elterliche Wahlfreiheit erwiesen. 


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