28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
24.07.10 / Das alte Gift

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-10 vom 24. Juli 2010

Das alte Gift
von Hans Heckel

Die Äußerungen des polnischen Präsidenten Bronislaw Komorowski zum 600. Jahrestag der Schlacht bei Tannenberg geben Anlass zur Ernüchterung. Sein Sieg über den ultranationalistischen Jaroslaw Kaczynski war hierzulande mit ungeteilter Freude aufgenommen worden: Ein „Freund Deutschlands und Europas“ führe nun den östlichen Nachbarn. Einer, der frei sein sollte von nationalistischen Mythen und antideutschen Ressentiments.

Ein vorschnelles Urteil? Bei Tannenberg erinnerte Komorowski an die Instrumentalisierung der polnisch mit Grunwald bezeichneten Schlacht für die eigene Propaganda. Der Präsident mahnte, Geschichtspolitik solle andere Nationen nicht demütigen, sondern das Verbindende herausstellen.

So weit, so gut – doch was Komorowski noch äußerte, war kaum etwas anderes als eben jene Form von Geschichtspolitik, die er selbst geißelte: Tannenberg sei ein „Triumph der Toleranz“ gewesen, der Deutsche Orden habe auf den Raub von Boden und Seelen gesetzt, während die sieg-reichen Polen und Litauer für das „Recht jeder Nation auf Andersartigkeit“ gewesen seien.

Damit schwelgt er selbst tief im Fundus jener nationalistischen Mythologie und Selbstverherrlichung, die er in der selben Rede kritisierte. Einen klassischen Machtkampf des Mittelalters derart ideologisch aufzuladen, das ist der Grundstoff jener nationalistischen Weltsicht, mit der sich die Völker im 19. Jahrhundert aufmunitionierten. Im heutigen Europa hat so etwas keinen Platz mehr.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren