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24.07.10 / Erstes Großkampfschiff im Mittelmeer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-10 vom 24. Juli 2010

 

Erstes Großkampfschiff im Mittelmeer

Vor dem Ersten Weltkrieg lagen drei Großmächte im Wettstreit um die Vorherrschaft im Mittelmeer: Frankreich, Italien und Österreich-Ungarn. Am 3. Dezember 1906 stellte die Royal Navy mit der „Dreadnought“ das weltweit erste Großkampfschiff in Dienst. Das entwertete mit einem Schlag alle anderen Linienschiffe. Die Reaktionen der Mittelmeeranlieger fielen sehr unterschiedlich aus. Frankreich wäre industriell in der Lage gewesen, dem britischen Vorgehen sofort zu folgen. Aber das Land zögerte aufgrund der „Jeune Ecole“ (Junge Schule), die auf kleinere Einheiten setzte. Erst im Herbst 1910 begann es mit dem Bau von Großkampfschiffen. In Italien entschloss man sich schon 1907, Großkampfschiffe zu bauen, konnte aber aus industriellen Gründen erst 1909  die „Dante Alighieri“ auf Stapel legen.

Wollte das Habsburgerreich nicht ins Hintertreffen geraten, musste es ebenfalls handeln. Das k.u.k. Parlament ging jedoch 1910 auseinander, ohne den Bau von Großkampfschiffen bewilligt zu haben. Der Kommandant der k.u.k. Marinesektion Admiral Rudolf Graf von Montecuccoli erteilte daraufhin auf eigene Verantwortung der Werft STT in Triest zwei Bauaufträge für Großkampfschiffe. Tatsächlich bewilligte das Parlament bei seinem nächsten Zusammentreten sogar vier.

Vor 100 Jahren, am 24. Juli 1910, wurde mit dem Bau des ersten Schiffes, das später den Namen „Viribus Unitis“ erhielt, begonnen. Der Bau schritt ungewöhnlich rasch voran. Schon nach elf Monaten konnte der Stapellauf erfolgen. Im Sommer 1912 war der Ausbau der „Viribus Unitis“ soweit vorangekommen, dass im August 1912 mit den ersten Probefahrten begonnen werden konnte. Am 5. Dezember 1912 wurde sie in Dienst gestellt.

Damit war die Donaumonarchie die erste Seemacht im Mittelmeer, die über ein Großkampfschiff verfügte. Die italienische „Dante Alighieri“ war zwar schon am 6. Juni 1909 auf Stapel gelegt worden, konnte aber erst am 15. Januar 1913 in Fahrt gebracht werden. Der österreich-ungarische Vorsprung wurde am 14. Juli 1913 wieder hergestellt, denn mit der Indienststellung der „Tegetthoff“ besaß die k.u.k. Marine nun zwei Großkampfschiffe. Diesen Vorsprung konnte die Doppelmonarchie bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges halten. 1915 aber konnte Rom gleich drei weitere Großkampfschiffe in Fahrt bringen, Wien jedoch nur eines. In der Gewissheit dieser zahlenmäßigen Überlegenheit erklärte Italien Österreich-Ungarn im selben Jahr den Krieg, obwohl es eigentlich mit den Mittelmächten verbündet war. Im Krieg wurden die Großkampfschiffe nach Art einer „Fleet in being“ defensiv eingesetzt. Und trotzdem überstand die „Viribus Unitis“ den Waffengang nicht. Am 1. November 1918, dem letzten Kriegstag für die k.u.k. Marine, wurde sie von zwei italienischen Agenten im Hafen von Pola gesprengt.       Klaus Gröbig

Der Verfasser dieses Artikels ist Autor des Heftes über die „Viribus Unitis“, das aus Anlass des 100. Jubiläums in der Reihe „Schiffe – Menschen – Schicksale“ erscheint.


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