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24.07.10 / Kein Geld fürs rote Gold / Königsberg: Labor auf Rädern sollte am Tag der Blutspende die Bereitschaft zum »Aderlass« erhöhen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-10 vom 24. Juli 2010

Kein Geld fürs rote Gold
Königsberg: Labor auf Rädern sollte am Tag der Blutspende die Bereitschaft zum »Aderlass« erhöhen

Am 14. Juni feierte Russland den Tag der Blutspende. Aus diesem Anlass hatte der Blutspendedienst des Gebiets eine besondere Aktion organisiert. Mitten im Königsberger Zentrum, auf dem Hansaplatz, hatte er in einem 26 Meter langen Sattelschlepper ein mobiles Labor eingerichtet.

Hier konnten die Spender eine Probe abgeben und sich von einem Arzt untersuchen lassen. Über 100 Menschen erklärten sich bereit, an diesem Festtag mit ihrer Spende die Blutbank aufzufüllen. Parallel dazu führte der Bluttransfusionsdienst der Stadt einen Tag der offenen Tür durch. Dort konnte sich jeder in Königsberg Gemeldete zum „Aderlass“ melden.

Ziel der Veranstaltung war, möglichst viele Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass Blutspenden Leben retten kann. Das Fehlen von Blutspenden und moderner medizinischer Ausrüstung macht sich in letzter Zeit im gesamten Königsberger Gebiet stark bemerkbar. Die Zahl der Blutspender hat sich in den vergangenen zehn Jahren halbiert. Hatten sich früher hauptsächlich Arme zur Blutspende gemeldet, um etwas hinzuzuverdienen, so ist heute der Anteil junger wohlsituierter Menschen größer geworden. Das ist kaum verwunderlich, denn materielle Anreize gibt es keine mehr.

Von Zeit zu Zeit kommt es vor, dass der Bluttransfusionsdienst Patienten, die eine Blutübertragung benötigen, eine Liste mit den Telefonnummern von Spendern mit passender Blutgruppe übergibt. Manche der Angerufenen spenden dann aus Mitgefühl für die Kranken freiwillig und kostenlos, andere verlangen eine konkrete Summe als Belohnung.

Die meisten der Spendewilligen aus der Region können aufgrund der geringen Bezahlung oft gar nicht mehr eigens zur Blutspende nach Königsberg fahren, denn der ganze „Lohn“ besteht in einem kleinen Frühstück vor der Spende sowie Tee und Gebäck danach.

Das Problem der geringen Entlohnung hat sich nach dem Wegfall vieler Vergünstigungen für „verdiente Blutspender“ noch verschärft. Regelmäßige Blutspender konnten früher kostenlos öffentliche Verkehrsmittel nutzen, erhielten 50 Prozent Nachlass auf Wohnnebenkosten wie Medikamente, und sie wurden bei Aufenthalten im Sanatorium bevorzugt. Aber seit die Regierung Subventionen wie diese vollständig gestrichen hat und die Fahrtkosten zum Blutspendedienst die mögliche Bezahlung wieder auffrisst, gibt es für viele keinerlei Anreiz mehr, ein „verdienter Blutspender“ zu werden.

Auch Blutspenden in Gruppen, wie sie noch zu Sowjetzeiten in den verschiedenen Firmen durchgeführt wurden, gibt es heute nicht mehr. Die Gebietsregierung hat entschieden, beim Sammeln von Blutreserven allein auf die Hilfe von Freiwilligen zu setzen. Die meisten regelmäßigen Blutspender finden sich unter Ärzten, Studenten und Polizisten.

Auch in Zukunft wird es wohl bei der rein moralischen Anerkennung bleiben: Im Programm für die Gesundheitsentwicklung im Königsberger Gebiet bis 2011 sind Blutspenden als „humanitäre und Wohltätigkeitshandlung“ aufgeführt, die den „Beifall der Gesellschaft“ verdiene. Da im Budget kein Geld für Blutspenden vorgesehen ist, kann man nur auf den guten Willen von Freiwilligen hoffen, die auf eigene Kosten in die Poliklinik kommen, um Blut zu spenden. Jurij Tschernyschew


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