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24.07.10 / Gedenken − Plachandern − Feiern / Das Ostpreußenfest auf Schloss Burg bewies wieder einmal mehr die Verbundenheit der Vertriebenen mit ihrer Heimat

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-10 vom 24. Juli 2010

Gedenken − Plachandern − Feiern
Das Ostpreußenfest auf Schloss Burg bewies wieder einmal mehr die Verbundenheit der Vertriebenen mit ihrer Heimat

Das diesjährige „Kleine Ostpreußentreffen“ auf Schloss Burg an der Wupper stand unter dem Zeichen der Erinnerung an die Volksabstimmung vor 90 Jahren.

Die Landsmannschaft Ostpreußen, Landesgruppe Nord-rhein-Westfalen, hat zur nunmehr 14. Kulturveranstaltung auf Schloss Burg bei Solingen eingeladen. Zahlreiche Landsleute, Persönlichkeiten des sozialen und politischen Lebens sowie treue Ostpreußen-Freunde versammelten sich trotz glühender Hitze vor der Gedenkstätte des deutschen Ostens, um das traditionelle „Kleine Ostpreußentreffen“ zu feiern. Zu den prominenten Gästen gehörten u.a. der ehemalige Landtagsabgeordnete Horst Westkämper, der BdV-Landesvorsitzende Hans-Günther Parplies, der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien Rudi Pawelka, der Bürgermeister von Remscheid Lothar Krebs und seine Kollegin aus Wuppertal Karin Schulz sowie Vertreter des Schlossbauvereins. Mitglieder aus den fünf nordrhein-westfälischen Regierungsbezirken der Landesgruppe im Zeichen der Elchschaufel ließen es sich auch diesmal nicht nehmen, zu zeigen und zu demonstrieren sowie vorzuführen und aufzutischen, was typisch ostpreußisch ist. Bei einem Rundgang über den Schlosshof konnten die Besucher verschiedene Handarbeiten bewundern, Bernsteinschmuck und Wappen erwerben sowie am Büchertisch der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen die eine oder andere seltene Schrift oder Landkarte unter die Lupe nehmen. Auch der Bund junges Ostpreußen hat sich mit einem Informations-Stand vorgestellt. Köstliche kulinarische Spezialitäten sorgten für das leibliche Wohl.

Jürgen Zauner, Vorsitzender der Landesgruppe NRW, verriet in seinem Grußwort: „Es ist sehr erfreulich, dass wir 61 Jahre nach unserer Gründung hier im Bergischen Land noch zusammenkommen und den Schlossplatz füllen können. Heute, auf den Tag genau vor 90 Jahren, haben die Menschen zwischen Maas und Memel auf die Abstimmungsgebiete in West- und Ostpreußen geschaut und ein überzeugendes vaterländisches Ergebnis erhalten. Unsere Vorfahren in Masuren und im Ermland haben die damalige, aufgezwungene Herausforderung angenommen und mit Bravour bestanden.“

Die diesjährige öffentliche Kulturveranstaltung der aus ihrer Heimat vertriebenen und seit Jahrzehnten in NRW lebenden Ostpreußen erinnerte an den Akt der Selbstbestimmung vom 11. Juli 1920. Die Bewohner der Abstimmungsgebiete Ost- und Westpreußens traten damals entsprechend den Bestimmungen des Versailler Vertrages an die Wahlurnen, um über die staatliche Zugehörigkeit ihrer Heimat zu entscheiden. Das Ergebnis des unter alliierter Kontrolle stattgefundenen Referendums fiel eindeutig aus: Im Regierungsbezirk Allenstein sprachen sich 97,9 Prozent der Bevölkerung für den Verbleib bei Ostpreußen aus, im Bezirk Marienwerder wiederum waren es 92,4 Prozent, die gegen die in Versailles propagierten polnischen Annexionsbestrebungen stimmten. Somit hatten Masuren, Ermländer und Westpreußen mit ihrem überwältigenden Bekenntnis zu Deutschland ein unmissverständliches Signal gesetzt.

Auch der diesjährige Festredner, WDR-Redakteur Hubert Maessen, widmete seinen Vortrag dem historischen Ereignis vom 11. Juli 1920 und betonte dessen Bedeutung insbesondere für die ostpreußische Bevölkerung.

Der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien, Rudi Pawelka, überbrachte ein Grußwort des Generalsekretärs der Europäischen Union der Vertriebenen und Flüchtlinge (EUVF), Dr. Massimiliano Lacota: „Ihre Veranstaltung ist von grundsätzlicher Bedeutung. Nicht nur, weil Sie damit an eine Volksabstimmung erinnern, die in die Geschichte Ostpreußens eingegangen ist und die Geschicke dieser Regionen bestimmt hat, die andernfalls sofort einer drastischen ‚Polnisierung’ zum Opfer gefallen wären, sondern weil es sich gleich denen, die fast zur selben Zeit etwa in Oberschlesien, in Schleswig, in Kärnten stattfanden, um eine der ersten Anwendungen des Prinzips der Selbstbestimmung handelte, das von Woodrow Wilson feierlich verkündet worden war und das im Rahmen des Versailler Vertrags richtungweisend sein sollte, aber in Wirklichkeit nicht konsequent, sondern mit schamloser Willkür angewandt wurde.“

Dr. Lacota weiter: „In diesem Sinn glaube ich, dass diese Gedenkveranstaltung ein bedeutendes Zeichen setzen, ein klares Zeugnis dafür ablegen muss, dass das von Millionen erlittene Unrecht − auch nach dem Zweiten Weltkrieg durch wilde Vertreibungen und Massenmassaker, denen Tausende Frauen und unschuldige Kinder zum Opfer gefallen sind − nicht einfach einer heute anachronistisch gewordenen, alles rechtfertigenden Logik untergeordnet werden kann und darf.“

Auch der BdV-Landesvorsitzende Hans-Günther Parplies − ein gebürtiger Ostpreuße − hob in seinem Grußwort den hohen Stellenwert der Kulturveranstaltung auf Schloss Burg hervor und rief seinen Landsleuten ein herzliches „Weiter so“ zu.

Beeindruckende Programmpunkte des Kulturfestes waren das Glockenläuten der Königsberger und Breslauer Glocke sowie das Totengedenken mit Kranzniederlegung durch Vertreter des Landesvorstandes. Auch dem Trompetensolo von Frank Braun „Ich hatt‘ einen Kameraden“ aus einem Fenster des Batterieturms wurde mit gebührender Aufmerksamkeit gelauscht.

Eine fröhliche Stimmung kam jedoch auf, als Dr. Bärbel Beutner zum „Bunten Reigen“ einlud. Für die musikalische Umrahmung sorgten die von Torben Krause angeführten Dabringhausener Musikanten sowie die von Peter Tillmann geleiteten Sängerfreunde der Feuerwehr Ennepetal-Oberbauer. Mit viel Enthusiasmus war auch die Senioren-Volkstanzgruppe der Ostpreußen aus Wuppertal mit von der Partie.

Viele der Anwesenden nutzten die Gelegenheit, den Glockenturm und die vor kurzem teilrest-aurierte Gedenkstätte der deutschen Heimatvertriebenen zu besuchen.    Dieter Göllner


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