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24.07.10 / Entfremdung statt Integration / Religionswissenschaftler fordert Imam-Ausbildung in Deutschland

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-10 vom 24. Juli 2010

Entfremdung statt Integration
Religionswissenschaftler fordert Imam-Ausbildung in Deutschland

Rauf Ceylan ist einer jener Menschen, die ihre Überzeugungen leben. Der 1976 in Duisburg geborene Sohn kurdischer Eltern hat sich schon früh für das Verhältnis zwischen Integration sowie islamischer Religion und Tradition interessiert. Vor einigen Monaten sorgte sein Buch „Die Prediger des Islam; Imame – wer sie sind und was sie wirklich wollen“ in Deutschland für Aufsehen. Vor allem Muslime hörten nicht gern, was Ceylan hierin beschrieb und fordert: Der Professor für Religionswissenschaften mit dem Schwerpunkt islamische Religionspädagogik an der Universität Osnabrück möchte, dass in Deutschland tätige Imame auch hier ausgebildet werden. Ausführlich schildert er in seinem Buch, wie das Imamwesen in Deutschland mehr schlecht als recht ungeregelt funktioniert. Die meisten der in Deutschland tätigen Prediger kämen aus dem muslimischen Ausland, viele von ihnen sprächen die deutsche Sprache nicht und würden die Lebenswelt der ihnen anvertrauten Gläubigen nicht kennen, sondern stattdessen jene aus ihrer eigenen muslimischen Heimat als Maßstab nehmen.

Bereits im Interview mit der PAZ erklärte Ceylan, wie wichtig es aus seiner Sicht für die Integration von Muslimen ist, dass ihre Imame auch in Deutschland sozialisiert worden sind. Da es muslimische Tradition sei, dass Imame in ihrer Gemeinde meist mehr Autorität und Vertrauen genössen als staatliche Institutionen, sei es absolut notwendig, dass die hier tätigen Imame dem deutschen Staat positiv gegenüber eingestellt sind.

Der Autor, der für die Konrad-Adenauer-Stiftung nach Deutschland versetzte türkische Imame in deutscher Gemeinschaftskunde unterrichtet, betont, dass ihre Versetzung auch für die Prediger ein Kulturschock sei. Viele seien irritiert, dass die Gläubigen ihrer Gemeinde ihnen Widerworte geben würden. Auch predigten sie aufgrund mangelnder Deutschkenntnise auf Türkisch und würden von ihren Gemeindemitgliedern verlangen, dass deren Türkisch gut genug ist, um sie zu verstehen.

Der Religionswissenschaftler weist auch darauf hin, wie sehr die Ausbildung des Imam vom Auswendiglernen und nicht vom eigenen Analysieren geprägt sei. Demgemäß würden sie ihre Koranschüler ebenfalls auf das Auswendiglernen trimmen, was dazu führe, dass ihre Schüler den Islam ohne ihn zu hinterfragen in sich aufnehmen.

Auch stieß Ceylan bei seinen Gesprächen mit Imamen auf überraschende Weltbilder. So beklagt einer, dass er freche Schüler nicht schlagen dürfe. Ein anderer sieht es als eine seiner Aufgaben an, die Heimatbindung seiner Gläubigen an die Türkei zu stärken, was auch für jene Gläubigen gelte, die in Deutschland geboren sind. Wieder ein anderer zeigte sich schockiert darüber, über welch „sehr geringes Bildungsniveau“ seine Gemeindemitglieder verfügten. Während Muslime in Kanada und den USA zur Bildungselite gehörten, da sie zumeist als Studenten eingewandert seien, seien die Muslime in Deutschland als Gastarbeiter gekommen, „ohne sich weiterzuentwickeln“. Dies setze auch den Imamen Grenzen, zumal so denn einmal einer der nachfolgenden Generationen studierte, diese häufig dem Moscheeverein den Rücken kehre, da ihm hier nichts geboten würde. Auch die türkischen Männer-Cafés, in denen Glücksspiel sowie osteuropäische und asiatische Animiermädchen den männlichen, meist arbeitslosen Besuchern den Tag versüßten, sind vielen Imamen ein Dorn im Auge.

Gegen Ende seiner Ausführungen zeigt der Autor auf, wie leicht das jetzige, unstrukturierte Imamwesen in Deutschland radikalen Islamisten Raum für ihren Extremismus schafft. So traf Ceylan auf einen Imam, der sich gegen demokratische Wahlen aussprach, denn ein Muslim der wählen ginge, würde doch nur bekennen, dass „die Verfassung höher steht als der Koran“.    Rebecca Bellano

Rauf Ceylan: „Die Prediger des Islam; Imame – wer sie sind und was sie wirklich wollen“, Herder, Freiburg im Breisgau 2010, gebunden, 192 Seiten, 12,95 Euro


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