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31.07.10 / Droht neuer Waffengang? / Die Spannungen zwischen Israel und dem Libanon steigen wieder

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-10 vom 31. Juli 2010

Droht neuer Waffengang?
Die Spannungen zwischen Israel und dem Libanon steigen wieder

Vier Jahre nach der israelischen Libanon-Invasion – damals wegen Gefangennahme zweier israelischer Soldaten durch Hisbollah – floriert in Beirut wieder das Nachtleben. Doch zugleich deutet vieles auf einen baldigen neuen Waffengang hin – selbst wenn man bedenkt, dass die wechselseitigen Drohungen und teils fragwürdigen Behauptungen in hohem Maß auch zur Manipulation der „veröffentlichten Meinung“ dienen.

Laut Israel sollen die Hisbollah-Milizen seit 2006 mit 40000 Raketen aufgerüstet worden sein, darunter „auch“ welche mit „größerer Reichweite“, Herkunft Iran und Nordkorea. Das wäre eine erstaunliche logistische Leistung, denn die libanesische Küste wird von Unifil-Schiffen überwacht – auch der Einsatz der Bundesmarine wird verlängert – und die Raketen müssten per Schiff nach Syrien und dann per Lkw in den Libanon gelangt sein.

Zur Abwehr errichtet Israel das System „Eisenkuppel“. Die Tests seien „zu 100 Prozent erfolgreich gewesen“, und die ersten Batterien sollen im November betriebsbereit sein. Der US-Kongress hat dafür bereits 205 Millionen Dollar bewilligt. Doch in Israel gibt es auch Kritik, denn die Zahl der Batterien sei unzureichend, Raketen unter vier Kilometer Reichweite werden nicht erfasst, und eine Abwehrrakete kostet mit 50000 Dollar etwa das Hundertfache von Katjuscha-Nachbauten.

Auch wenn Israel, so General-stabschef Gabi Ashkenasi, den Einsatz von Phosphorwaffen künftig „einschränken“ werde, um die Zahl ziviler Opfer zu „begrenzen“, werde man gegen Hisbollah „auch in Wohngebieten zurück-schlagen“. 2006 waren neben 300 Milizionären 1200 libanesische Zivilisten getötet worden, während Israel 120 Gefallene und 40 getötete Zivilisten verzeichnete, darunter 20 israelische Araber. 91 Israelis, die 2006 durch Raketen verletzt wurden, haben soeben in New York den Sender „Al-Dschasira“ auf 1,2 Milliarden Dollar Schmerzensgeld verklagt – weil die Live-Übertragung von Raketeneinschlägen dem Feind ermöglicht habe, genauer zu zielen.

Im Libanon, wo seit April 2009 mehr als 70 israelische Agenten enttarnt und zwei davon zum Tod verurteilt wurden, herrscht derzeit besondere Erregung darüber, dass Israels Geheimdienst seit Jahren den staatlichen Mobilfunk-Betreiber unterwandert hatte. Mehrere Mitarbeiter wurden verhaftet, zwei konnten flüchten. Abgehörte Mobilfunk-Gespräche haben es offenbar dem Mossad ermöglicht, „gezielte Tötungen“ durchzuführen, und einiges deutet darauf hin, dass auch das „Hariri-Tribunal“ in Den Haag einseitig beeinflusst wurde, das beim Mordanschlag auf den früheren Premier Rafik Hariri 2005 jahrelang auf syrische Drahtzieher gesetzt hatte – und das nun gegen Hisbollah ermittelt. Das teilte Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah via Fernsehen mit, der es vom jetzigen Premier Saad Hariri, dem Sohn des Ermordeten, erfahren hatte. Nasrallah bestreitet jede Verantwortung seiner Organisation, und auch Hariri kann kein Interesse an Anklagen gegen seinen nunmehrigen Koalitionspartner haben.             R. G. Kerschhofer


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