29.03.2024

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31.07.10 / Otto Brauns Vorgänger

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-10 vom 31. Juli 2010

Otto Brauns Vorgänger

Viele denken bei Preußen, Weimarer Zeit und SPD nur an Otto Braun. Als wenn der berühmte Königsberger vom Ende der Kaiser- bis zur NS-Zeit durchregiert hätte. Dabei wurde er erst nach und wegen dem Kapp-Lüttwitz-Putsch Ministerpräsident. Zu Anfang der Weimarer Republik stand ein anderer an der Spitze Preußens und seiner SPD: Paul Hirsch.

Der am 17. November 1868 in Prenzlau in der Uckermark geborene Schriftsteller und Journalist wurde 1908 als einer der ersten Sozialdemokraten ins Preußische Abgeordnetenhaus gewählt. Im Ersten Weltkrieg bemühte er sich als Chef seiner Fraktion, eine Spaltung seiner Partei über die Kriegskredite zu vermeiden. Als es dennoch zur Trennung zwischen den Flügeln kam, entschied er sich für die Mehrheitssozialdemokraten.

Als deren Vertreter übernahm er nach Ausbruch der Novemberrevolution am 12. November 1918 zusammen mit Heinrich Ströbel von den Unabhängigen Sozialdemokraten (USPD) die Leitung der preußischen Regierungsgeschäfte. Nachdem er in seiner Eigenschaft als Innenminister den USPD-Polizeipräsidenten Emil Eichhorn am 4. Januar 1919 entlassen hatte, schied dessen Partei aus der Regierung aus und Hirsch blieb alleiniger Regierungschef Preußens. Von der am 13. März 1919 zusammengetretenen verfassunggebenden preußischen Landesversammlung wurde er in dieser Funktion bestätigt. Als Preußens Regierungschef setzte Hirsch sich für den Erhalt des mit Abstand größten deutschen Reichslandes ein, sprach sich gegen eine Unterzeichnung des Versailler Vertrages aus und unterstützte das Groß-Berlin-Gesetz, das am 1. Oktober 1920 in Kraft trat.

Nach dem Kapp-Lüttwitz-Putsch trat Hirsch als Ministerpräsident mit seiner Regierung zurück. Er reagierte damit auf den Vorwurf, dem Putsch nicht genügend Widerstand entgegengesetzt zu haben. Es folgten für einen vormaligen Ministerpräsidenten vergleichsweise unbedeutende politische Funktionen. Das Amt des Bürgermeisters von Dortmund, das er ab 1925 bekleidete, nahmen dem Sozialdemokraten jüdischer Herkunft 1933 die Nationalsozialisten. Am 1. August 1940 starb Paul Hirsch in Berlin.      M.R.


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