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31.07.10 / Unterwegs in einem vergessenen Land / Sechs-Tages-Reise durch das alte Ostbrandenburg in die ehemalige Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-10 vom 31. Juli 2010

Unterwegs in einem vergessenen Land
Sechs-Tages-Reise durch das alte Ostbrandenburg in die ehemalige Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen

Der Deutsche Geschichtsverein (DGV) des Posener Landes e. V. unternahm in diesem Jahr eine Studienfahrt in die ehemalige Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen. An einem Sonntag startete die Reisegruppe mit 27 Teilnehmern von Bad Bevensen nach Polen.

Die vom Kulturreferat für Westpreußen und Posener Land beim Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien geförderte Reise ging durch Ostbrandenburg, vorbei an Schwiebus und Züllichau. Nördlich von Groß Schmölln überquerte die Reisegruppe die Faule Obra. Vor der ehemaligen Stadt Kopnitz überschritt die Reisegruppe die Reichsgrenze von 1937 und verließ damit wieder die Grenzmark, um in Wollstein ihr Quartier zu erreichen. Horst Eckert führte die Gruppe anschließend durch die Stadt in die ehemalige evangelische Kirche, die nach Standardbauplänen des preußischen Staatsbaumeisters Karl Friedrich Schinkel (1781–1841) errichtet worden ist. Mit einem Kurzvortrag in der Wollsteiner Kirche führte Horst Eckert in das Thema „Wirken von Schinkel in der Provinz Posen“ ein.

Am zweiten Tag ging es über Obra, Kreis Wollstein nach Schwenten, Kreis Bomst. Das erste Tagesziel war das ehemalige Zisterzienserdorf Schussenze. Über Lache, Kreis Fraustadt und das schlesische Schlawa ging es weiter nach Fraustadt, wo die Mitarbeiterin am Fraustädter Museum Marta Małkus die Gruppe herzlich begrüßte. Im Rathaus erwartete die Reisenden die Mitarbeiterin des Stadtförderungsbüros „Promocja“ Anna Ufniak, welche die Gruppe auf Englisch begrüßte und sie in den Ratssitzungsraum geleitete, wo sie der Stadtsekretär Zbigniew Semeniuk in Vertretung des verhinderten Bürgermeisters Krzysztof Grabka willkommen hieß. In seiner Ansprache stellte er seine Gemeinde vor und überreichte jedem Teilnehmer persönlich einige Informationsschriften über Fraustadt. Anschließend führte MartinSprungala durch die Stadt, in die katholische Kirche, die unter anderem von dem Italo-Schweizer Pompeo Ferrari erbaut worden ist, in die 1604 erbaute evangelische Kirche, das „Kripplein Christi“ sowie weiterhin in das spätmittelalterliche Bernhardinerkloster. Nach dem Mittagessen im neu gebauten Schlosshotel führte Marta Małkus die Gruppe über den beeindruckenden Altstädtischen Friedhof, das heutige Lapidarium. Nach dem Besuch Fraustadts ging es nach Röhrsdorf, der Heimat der Schriftstellerin Leonie Ossowski, wo Gudrun Backeberg der Gruppe zur Biographie der Schriftstellerin einige Ausführungen machte. Am Lager Grune berichtete Reinhard Bohr seinen Mitreisenden über seine Zeit in diesem Lager. Der nächste Halt wurde in Wolfskirch, Kreis Lissa gemacht. Der aus Mauche, Kreis Wollstein stammende katholische Pastor Alfred Wittke begrüßte die Gruppe in der ehemaligen evangelischen Kirche und berichtete über die Geschichte dieser Kirche und Konfirmandenanstalt für die evangelische Diaspora der Provinz Posen. Über Priment, wo sich ein weiteres Zisterzienserkloster befand, und über Wroniawy ging es zurück nach Wollstein.

Am dritten Tag der Reise  fuhr die Gruppe über Bomst zum Kloster Paradies, wo sie ein junger Priester führte. Nachmittags erfolgte eine Besichtigung des Ostwalls bei Kalau, Kreis Meseritz mit Führung durch die 56 Meter tiefen Anlagen. Den Abschluss des Tages bildete ein kleiner Stadtrundgang durch Meseritz.

Am vierten Tag fuhr die Gruppe nach Schwerin an der Warthe (Skwierzyna). Jacek Jeremicz führte der Gruppe die tragische Zerstörung der Stadt durch die Russen nach der Einnahme 1945 plastisch vor Augen, schilderte die Flucht und Ausweisung der deutschen Bevölkerung und zeigte bei der Besichtigung vor Ort, welche Auswirkung dieser Bruch in der Stadtgeschichte hat. Danach ging es über Birnbaum weiter zum ehemaligen Posener Landgestüt nach Zirke, Kreis Birnbaum. Hier konnte die Gruppe die Stallungen besichtigen und bekam die vier verschiedenen Pferderassen präsentiert, die hier noch gezüchtet werden. Anschließend folgte eine Kutschfahrt entlang der Warthe. Über Kwiltsch, Kreis Birnbaum, Neustadt bei Pinne und Neutomischel ging es zurück ins Hotel.

Am fünften Tag führte der Mitarbeiter des Landratsamts Wojtek Lis die Gruppe durch das Bahnbetriebswerk Wollstein. Danach standen ein Besuch des Wochenmarkts und nachmittags die Besichtigung der ehemaligen Grenzbahnhöfe Bentschen und Neu Bentschen an. Den Abschluss der Fahrt bildete ein Besuch der alten Holzkirche in Klastawe, Kreis Meseritz.

Mit vielen neuen Eindrücken und Erkenntnissen versehen fuhr die Gruppe am sechsten Reisetag über Meseritz, Schwerin und  Küstrin zurück in die Bundesrepublik Deutschland.    M.S.


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