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07.08.10 / Das letzte Wort haben immer die Amerikaner

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-10 vom 07. August 2010

Das letzte Wort haben immer die Amerikaner

Noch während des Zweiten Weltkrieges nahm die Idee zur Schaffung eines Internationalen Währungsfonds (IWF) konkrete Formen an. Bereits im Juli 1944 wurde er als Sonderorganisation der Vereinten Nationen gegründet und nahm 1947, den Beschlüssen der Konferenz von Bretton Woods folgend, seine Tätigkeit auf. Ziel war der Wiederaufbau des Weltwirtschaftssystems. Sitz des IWF und seiner Schwesterorganisation, der Weltbank, ist Washington. Auch ist Washington der Hauptgeldgeber.

Die Stimmrechte der 187 Mitgliedsländer richten sich nach der Höhe ihres finanziellen Engagements. So sind die USA derzeit mit 16,74 Prozent beteiligt, Japan mit 6,01 Prozent, Deutschland mit 5,87 Prozent, Frankreich und Großbritannien mit jeweils 4,85 Prozent und China mit 3,65 Prozent. Da die Beschlüsse des IWF mit einer Mehrheit von 85 Prozent getroffen werden müssen, verfügen nur die USA allein über eine Sperrminorität.

Auch gibt es eine Art ungeschriebenes Gesetz: Der Direktor des IWF ist immer ein Europäer und der der Weltbank ein Amerikaner. Was auf den ersten Blick ein faires, wenn auch nicht sonderlich demokratisches Geschäft zu sein scheint, ist auf den zweiten Blick mit Vorsicht zu genießen. Denn wirklich Einfluss hat beim IWF nur der erste stellvertretende Direktor, wie Horst Köhler während seiner Zeit als IWF-Direktor leidvoll erfahren musste, und der ist immer ein US-Amerikaner.

Übrigens war es lange so, dass jedes IWF-Mitglied bei Zahlungsbilanzproblemen Hilfe des Währungsfonds in Anspruch nehmen durfte. Doch als die Nachfrage in den 50er Jahren überhand nahm, wehrten sich die USA gegen die bedingungslose Kreditvergabe und legten ihr Veto ein.      Bel

 

Zeitzeugen

Zbigniew Brzezinski – Der polnisch-amerikanische Geostratege gilt zusammen mit Henry Kissinger als einflussreichste „graue Eminenz“ der US-Politik. In seinem Buch „Die einzige Weltmacht“ von 1998 erklärt er offen, dass die 1944 gegründeten Institutionen IWF und Weltbank unverändert dazu dienten, die Interessen der USA zu vertreten.

Joseph Stiglitz – Der Nobelpreisträger für Wirtschaft wurde 1997 Chefökonom der Weltbank, die er im Jahre 2000 wegen Meinungsverschiedenheiten über ihren Kurs wieder verließ. Der 67-Jährige ist ein dezidierter Kritiker von IWF, Weltbank und der Wirtschaftspolitik der USA, insbesondere unter Präsident Bush jr. Stiglitz plädiert für eine Stimmrechtsreform von IWF und Weltbank zugunsten ärmerer Länder.

Horst Köhler – Vor seiner Wahl zum Bundespräsidenten im Jahre 2004 war der Ökonom vier Jahre lang geschäftsführender Direktor des IWF. Trotz dieser Funktionsbezeichnung handelt es sich um ein eher repräsentatives Amt, die tatsächliche Geschäftsführung liegt beim Stellvertreter. In seinen vier Jahren beim IWF wuchs die Distanz Köhlers zu den USA und ihrer Politik. Als Bundespräsident besuchte er laut Presseberichten zwölfmal Afrika, aber kein einziges Mal die Vereinigten Staaten.

Dominique Strauss-Kahn – Der frühere französische Finanz- und Wirtschaftsminister ist seit Herbst 2007 „geschäftsführender“ Direktor des IWF und damit Nach-Nachfolger Horst Köhlers in dieser Position. Die von Strauss-Kahn früh ins Gespräch gebrachte Stimmrechtsreform wurde bislang nicht umgesetzt, nachdem die Weltfinanzkrise den Reformdruck auf den IWF verringert hat.

Reiner Brüderle – Mit warmen Worten hat der deutsche Bundeswirtschaftsminister und FDP-Politiker die Einbeziehung des IWF in die Griechenlandhilfe der EU gelobt. Dem Währungsfonds komme hier eine „Schlüsselrolle“ zu, so der 65-jährige Pfälzer. Das mag durchaus stimmen, weil der IWF harte Reformauflagen besser durchsetzen kann als die EU. Die Kehrseite: Nach solcher Hilfe kann Berlin den IWF kaum mehr zu inneren Reformen mahnen.


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