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07.08.10 / Boom macht Strom teurer / Von den Subventionen profitieren vor allem fernöstliche Hersteller

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-10 vom 07. August 2010

Boom macht Strom teurer
Von den Subventionen profitieren vor allem fernöstliche Hersteller

Zweimal paradox: Die zum 1. Oktober anstehende Kürzung der Subventionen für Photovoltaik-Anlagen hat zu einem Boom der Verkaufszahlen geführt, vorzugsweise allerdings für Solarmodule, die im Ausland produziert werden. Und da somit in Deutschland immer mehr Menschen Strom aus Sonnenenergie in die öffentlichen Netze einspeisen, werden die Elektrizitätspreise im kommenden Jahr vermutlich kräftig steigen.

Wie viele Solaranlagen zusätzlich verkauft werden konnten, seit die Subventionskürzungen beschlossen sind, lässt sich erst im Herbst genauer feststellen. In der Solarbranche schätzt man aber, dass allein in den letzten zwei Monaten der Zuwachs an eingespeister Stromkapazität etwa dem Wert des gesamten Jahres 2009 entspricht. Das wären ungefähr vier Gigawatt, eine Strommenge, mit der man eine Million Haushalte versorgen könnte.

Die Euphorie in der Branche ist allerdings gedämpft. Die deutschen Hersteller von Modulen und Wechselrichtern können längst nicht mehr so viel produzieren, wie derzeit am Markt gefragt ist. Profiteure der Subventionierung sind also vornehmlich ausländische Hersteller, insbesondere in China. Hier hat man technologisch weitgehend zu den europäischen Produzenten aufgeschlossen, kann aber durch deutlich niedrigere Löhne und den großzügigen „Verzicht“ auf Arbeitsbedingungen, wie sie bei uns als menschenwürdig gelten, stetig größere Marktanteile erobern.

Der Boom der Solarbranche dürfte auch nach dem 1. Oktober noch eine Weile anhalten. Denn einerseits wird die Förderung der Einspeisung von Sonnenstrom zwar um bis zu 16 Prozent gekürzt, andererseits wird aber ein Ausgleich geschaffen durch die zusätzliche Subventionierung des Eigenverbrauchs an Solarenergie.

Die Zeche zahlen auf jeden Fall die Verbraucher. im Jahr 2009 zahlte jeder Stromkunde bei einem durchschnittlichen Preis von 23 Cent pro Kilowattstunde einen Zuschuss von 1,1 Cent. Im laufenden Jahr ist dieser Anteil aufgrund des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) bereits auf knapp zwei Cent geklettert. Und für 2011 erwarten Branchenkenner sogar einen Anstieg auf 3,5 Cent. Dabei würde sich die Mehrbelastung für einen Durchschnittshaushalt bei zehn Euro monatlich einpendeln.

Energieexperte Manuel Frondel vom Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) warnt gar: „Der Zuwachs ist so enorm, dass das ganze System kollabieren könnte.“ Die privaten Haushalte könnte ein weiter anhaltender Boom der Solarenergie umso härter treffen, als die industriellen Stromverbraucher nicht ohne Erfolgsaussichten bemüht sind, für sich günstigere Konditionen herauszuholen.

Kritiker der üppigen Solarstrom-Subventionierung verweisen zudem darauf, dass die Preise für Photovoltaik-Anlagen inzwischen um rund 40 Prozent gefallen sind, vor allem dank der immer massiveren Billig-Importe aus Fernost. Schon aus diesem Grunde sei eine weitere Bezuschussung des Sonnenstroms nicht gerechtfertigt.        H.J.M.


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