© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-10 vom 07. August 2010

Mentale Greise
von Hans Heckel

Was geht eigentlich noch in diesem Land? Bayerns Staatsregierung hat allen 78 Garmischer Grundeigentümern nun sogar eine gesetzlich verankerte Garantie versprochen dafür, dass alle für die Oympischen Winterspiele 2018 vorübergehend genutzten Grundstücke nachher wieder so hergerichtet werden wie zuvor. Es hilft nichts, die Eigentümer wollen ihr Land auch nicht für Entschädigungen und Garantien mit Gesetzeskraft hergeben.

So steht die deutsche Bewerbung für die Spiele am Rande des Scheiterns, obwohl Deutschland mit den Standorten München, Schönau am Königssee und eben Garmisch-Partenkrichen, mit den vielen dort schon vorhandenen Sportstätten und einer Nation, die bis an die Küste wintersportbegeistert ist, die allerbesten Bedingungen für eine erfolgreiche Bewerbung mitbrächte.

In den aufstrebenden neuen Volkswirtschaften der sogenannten „Schwellenländer“ blickt man mit unverhohlener Schadenfreude auf solcherlei Selbstlähmung. Niemand will chinesische Methoden im Umgang mit der Bevölkerung kopieren, wo Millionen gegen ihren Willen für Großprojekte umgesiedelt werden. Doch was sich am Rande der Alpen – und ähnlich bei zahllosen anderen Projekten in ganz Deutschland – abspielt, trägt die Züge einer mentalen Vergreisung: Bloß nichts ändern, nichts wagen, nichts Großes mehr umsetzen.

Mit dieser Haltung hätte es dieses Land niemals an die Spitze der Welt geschafft. Die Konkurrenten Deutschlands wissen das und triumphieren zufrieden grinsend.