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07.08.10 / Strumpfband der Königin / Luisen-Ausstellung im Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg hat besondere Leihgaben erhalten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-10 vom 07. August 2010

Strumpfband der Königin
Luisen-Ausstellung im Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg hat besondere Leihgaben erhalten

Noch bis zum 17. Oktober wird in Lüneburg „Königin Luise − Leben und Mythos“ präsentiert. Neben einem Strumpfband lockt ein neu entdeckter Denkmalentwurf die Besucher.

Auf dem Dachboden eines Schlosses bei Hannoversch Münden machte man vor kurzem einen erstaunlichen Fund. Verpackt in vier verschiedene Kisten fand man einen lebensgroßen Gipsentwurf für ein Denkmal. „Königin Luise und Napoleon in Tilsit“ heißt das inzwischen auch mit Unterstützung der Landsmannschaft Ostpreußen für die Ausstellung „Königin Luise − Leben und Mythos“ im Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg restaurierte Kunstwerk. Geschaffen wurde es 1901 von dem damals in Berlin sehr gefragten, in Hann. Münden aufgewachsenen Bildhauer Gustav Eberlein (1847−1926). Bereits 1900 hatte er im Auftrag von Kaiser Wilhelm II. ein Luisendenkmal für Tilsit geschaffen, das sogar im Beisein des Herrschers enthüllt worden war. Mit diesem Entwurf hatte Eberlein offenbar gehofft, einen weiteren Auftrag vom Kaiser zu erhalten, doch dies geschah nicht. Und so landete der Gipsentwurf vergessen nahe der Heimatstadt des Künstlers. Im Gegensatz zu vielen anderen Entwürfen des in der Kunstszene wegen seines zeitgenössischen politischen Stils verachteten oder vergessenen Eberleins wurde dieses Werk zumindest nicht vernichtet. Zwar bildet „Königin Luise und Napoleon in Tilsit“ nicht die wahre Geschichte ab, da Luise Napoleon 1807 in Tilsit keineswegs, wie im Denkmal dargestellt, die kalte Schulter,  gezeigt hat, sondern den Kaiser der Franzosen um Gnade für Preußen angefleht hat, doch dafür verrät das Werk etwas über den „Mythos Luise“ in der Kaiserzeit.

Und genau diesem Mythos geht die Ausstellung nach. Verschiedene Exponate und Tafeln informieren darüber, wie Luise war, wie sie zu ihrer Zeit gesehen wurde und wie sie später auch durch ihren frühen Tod im Alter von nur 34 Jahren nach und nach zur Heldin des Widerstandes gegen die Franzosen gemacht wurde. Vor allem ihr  zweitältester Sohn, der spätere Kaiser Wilhelm I., wusste diese öffentliche Wahrnehmung der Person seiner Mutter im deutsch-französischen Krieg 1870/71 zu instrumentalisieren.

Außer dem Eberlein-Entwurf sind in der Lüneburger Ausstellung noch Kopien der weltberühmten „Prinzessinnengruppe“ von Johann Gottfried Schadow und der Totenmaske zu bewundern. Hinzu kommen zahlreiche Gemälde beziehungsweise Kopien von Luisen-Gemälden und ein besticktes Strumpfband. Letzteres mag verwundern, ist aber die neueste Leihgabe, die erst nach Ausstellungsbeginn in die Präsentation aufgenommen wurde. Ein älterer Lüneburger hatte über die Ausstellung gelesen und sich an ein Erbstück erinnert, das sich zusammen mit einem Brief in Familienbesitz befindet. Laut diesem Brief soll Königin Luise den Grafen von Podewils dieses Strumpfband aus Dankbarkeit darüber vermacht haben, dass sie ihr bei ihrer Flucht ins ostpreußische Exil vor den napoleonischen Truppen Unterschlupf gewährt hatten.

Die Lüneburger Ausstellung vermittelt den Besuchern einen ersten Eindruck über die preußische Monarchin. Echte Luisen-Verehrer könnte es jedoch irritieren, dass die Ausstellungsmacher versuchen, jungen Besuchern über Lady Diana und Prinz Charles die Bedeutung und Beliebtheit von Königin Luise zu verdeutlichen. Diesen Vergleich haben die preußische Monarchin und der ihr in echter Liebe zugetaner Mann, König Friedrich Wilhelm III., nicht verdient.

Auch wäre es schön gewesen, wenn in der Ausstellung mehr aus Luises Briefen an ihren Mann, ihre Geschwister und ihre Zeitgenossen zitiert worden wäre. Weitere in der Ausstellung gestreute Hörstationen, in denen der Besucher aus diesen Briefen vorgelesen bekommt, hätten geholfen, Luises Charme, ihre Natürlichkeit und ihre Herzlichkeit zu vermitteln.

Doch das Ostpreußische Landesmuseum behebt am 15. September um 19.30 Uhr dieses Defizit. „Königin Luise in Selbstzeugnissen und Anekdoten“ heißt der Vortrag der Schauspielerin Angelika Waller, die erklärt, wie Luise zum Inbegriff des neuen Frauenbildes ihrer Zeit werden konnte. Und am 29. September, ebenfalls um 19.30 Uhr, lädt Christine Gräfin von Brühl zum Vortrag „Die preußische Madonna − Auf den Spuren der Königin Luise“ und geht auf Luise als charismatische Herrscherin, Ikone Preußens und Leitfigur der Befreiungskriege ein.

Und wer sich vor oder nach Besuch der Ausstellung selbst ein wenig königlich fühlen möchte, dem sei Annas Café, Am Stintmarkt 12a, in Lüneburg ans Herz gelegt. Die Einrichtung, das Frühstück, die Torten und das nette Personal gewähren eine kleine Zeitreise.     Bel

Ostpreußisches Landesmuseum, Ritterstr. 10, 21335 Lüneburg, Telefon (04131) 75 99 50, www.ostpreussisches-landesmuseum.de.


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