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14.08.10 / Zweite Geldquelle / Bayern reformiert Kirchenfinanzierung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-10 vom 14. August 2010

Zweite Geldquelle
Bayern reformiert Kirchenfinanzierung

Die Kirchensteuer ist die Haupteinnahmequelle der Kirchen, doch alte Verträge sichern ihnen zusätzliche Mittel.  In diesem Punkt bewegt sich dieser Tage mehr als in den letzten 50 Jahren. Den Vorreiter macht ausgerechnet das katholisch geprägte und kirchenfreundliche Bayern.

Nachdem bisher vor allem die kirchenfernen Teile von FDP und Grünen eine Neuregelung – sprich Kürzung – der Kirchenfinanzierung forderten, geht nun die Initiative von der Kirche selber aus. Der Leiter des Katholischen Büros Bayern, Lorenz Wolf, nannte die Besoldung der Bischöfe und Domkapitulare durch den Staat die „nächste Baustelle“, denn diese Regelung werde heute „in der Bevölkerung nicht mehr verstanden“. Auch der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller bedauerte, dass in der Öffentlichkeit der Eindruck entstehe, die Bischöfe würden vom Staat bezahlt. Vielmehr handle es sich aber um Ersatzzahlungen für die Erträge aus enteigneten Gütern. Die Dotierung der Bischöfe durch den Staat sei „ein ungelöstes Problem seit der Säkularisation“. Die Kirche müsse deshalb jetzt ein eigenes Besoldungssystem aufbauen.

Um das zu verstehen, ist ein Blick in die Geschichte nötig. Im Reichsdeputationshauptschluss 1803 verloren etwa die Könige von Bayern und Württemberg Gebiete auf der linken Rheinseite, dafür erhielten sie umfangreiche Kirchengüter – deren Gesamtfläche war dreimal so groß wie die Belgiens. Für diese Säkularisation verpflichtete sich der Staat zu regelmäßigen Dotationen an die Kirchen – vor allem wegen des Öffentlichkeitsauftrages der Kirche, von dem der Staat bis heute stark profitiert; vor allem durch die vielen kirchlichen Kindergärten, Schulen, Universitäten und Sozialeinrichtungen.

Dieses Prinzip wurde durch unbefristete Konkordate (katholisch) und Staatskirchenverträge (evangelisch) festgezurrt und besteht bis heute: Baden-Württemberg zahlte 2009 je 49 Millionen Euro für die beiden großen Kirchen. In Bayern erhielt die katholische Kirche 65 und die evangelische 21 Millionen Euro. Alle Länder zusammen überweisen pro Jahr etwa 460 Millionen Euro an die beiden großen Kirchen.      Anton Heinrich


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