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14.08.10 / In einem Nachtclub in Hamburg / Vor 50 Jahren traten die »Beatles« erstmals außerhalb Großbritanniens auf – Lebensgefühl einer Generation

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-10 vom 14. August 2010

In einem Nachtclub in Hamburg
Vor 50 Jahren traten die »Beatles« erstmals außerhalb Großbritanniens auf – Lebensgefühl einer Generation

Du hast sie, du hast sie tatsächlich?“ Die 15-jährige hing am Hals des Mannes, der der beste aller Väter war. Ihm war es schließlich gelungen, Karten für ein Konzert zu ergattern, das schon lange ausverkauft war.  „Mensch, das ist ja in der 6. Reihe! Bombig! Da kann man alles ganz genau sehen.“ An einem warmen Tag im Juni 1966 war es dann soweit. Das Getöse in der großen Ernst-Merck-Halle war kaum zu überbieten, doch noch waren es nur die Konzertbesucher, die den Lärmpegel in die Höhe trieben. In Sprechchören rief man nach den Stars. Die aber ließen auf sich warten. Zuerst trat eine Gruppe auf, welche die Stimmung anheizen sollte. Dann endlich – die Fans waren schon heiser – kamen sie. Die vier jungen Männer brachten die Halle zum Kochen. Mädchen schrien begeistert ihre Namen: John, Paul, George, Ringo! Die grinsten und spielten einen Hit nach dem anderen, in voller Lautstärke versteht sich. Vater und Tochter waren noch zwei Stunden nach dem Konzert nahezu taub. Doch noch Jahrzehnte später sprachen sie davon: „Weißt du noch, damals bei den Beatles?“

Es begann alles 1956 in Liverpool mit der Schülerband „The Quarrymen“, die der 16-jährige John Lennon ins Leben gerufen hatte. Ein Jahr später stieß der 15-jährige Paul McCartney dazu. Im Sommer 1957 begannen Lennon und McCartney dann mit dem gemeinsamen Komponieren eigener Stücke. Am 6. Februar 1958 besuchte George Harrison, ein 14-jähriger Freund von Paul McCartney, ein Konzert der „Quarrymen“ in Liverpool. Auch er wurde in die Gruppe aufgenommen. In der ersten Hälfte des Jahres 1958 nahmen „The Quarrymen“ zu privaten Zwecken einige Lieder in einem Studio in Liverpool auf. Unter ihrem neuen Namen „Johnny and the Moondogs“ nahmen die Jungs schließlich an einem Talentwettbewerb teil, wenn auch nicht erfolgreich. Im Januar 1960 stieß John Lennons Freund, der angehende Maler Stuart Sutcliffe, als Bassist zu den „Moondogs“, die sich kurze Zeit später „The Silver Beatles“ nannten. Im August 1960 fiel der Zusatz Silver weg und man nannte sich fortan „The Beatles“. Im selben Monat kamen Lennon, McCartney, Harrison und Sutcliffe sowie der wenige Tage zuvor rekrutierte Schlagzeuger Pete Best in Hamburg an, wo sie ab dem 17. August 1960 täglich im Indra Club auf der Großen Freiheit auftraten. Als der Club wegen Ruhestörung geschlossen werden musste, zogen die Beatles Anfang Oktober in den Kaiserkeller um. Dort trat auch die ebenfalls aus Liverpool stammende Gruppe „Rory Storm & the Hurricanes“ mit ihrem Schlagzeuger Ringo Starr auf. Das erste gemeinsame Konzert von Lennon, McCartney, Harrison und Starr fand am 18. August 1962 in der Hulme Hall von Birkenhead statt

Ende November 1960 mussten die Beatles wegen der Minderjährigkeit des 17-jährigen George Harrison Deutschland verlassen. Stuart Sutcliffe, der in Hamburg blieb, starb am 10. April 1962 im Alter von nur 21 Jahren an einer Hirnblutung. In den folgenden zwei Jahren absolvierten die Beatles noch vier weitere Spielzeiten in der Hansestadt, davon eine im Top Ten Club, die restlichen im renommierten Star-Club. 1966 kamen sie zum vierten und letzten Mal nach Hamburg, wo sie in der Ernst-Merck-Halle das legendäre Konzert gaben.

Das erste offizielle Beatles-Album „Please Please Me“ erschien am 22. März 1963. Der endgültige Durchbruch gelang ihnen dann  am 13. Oktober 1963 mit einem Auftritt in der populären ATV-Sendung „Sunday Night At The London Palladium“, den 15 Millionen Menschen verfolgten. Hunderte von kreischenden Fans verursachten ein Verkehrschaos vor dem Theater.

Überhaupt wurden die hysterischen, meist weiblichen Fans den Beatles bald lästig. So sollen sie sich in Birmingham als Polizisten verkleidet haben, um den Fans zu entkommen. Ein anderes Mal gelang die Flucht durch das Kanalsystem der Stadt, während die Polizei auf den Straßen Wasserwerfer einsetzen musste. Dass die „Fab Four“, die fabelhaften Vier, wie sie auch genannt wurden, in allen Schichten mit ihrer Musik ankamen, macht nicht zuletzt eine freche Bemerkung John Lennons während eines Konzerts deutlich: „Für unser letztes Stück bitte ich Sie um Ihre Mithilfe: Könnten die Leute auf den billigen Plätzen mit klatschen? Der Rest von Ihnen klappert einfach mit den Juwelen!“

Mit bisher rund 1,3 Milliarden verkauften Tonträgern zählen die Beatles zu den kommerziell erfolgreichsten Bands des 20. Jahrhunderts. Sie prägten die Musik mit ihren gitarrenlastigen Melodien im 4/4 Takt (Beat). Auch durch ihre Filme übten sie Einfluss auf die Popkultur aus. Ihre meist kurzen Filme zum Erscheinen ihrer Singles sandten sie an Fernsehsender und trugen so zur Entwicklung des Musikvideos bei.

Nur gute zehn Jahre dauerte die Hoch-Zeit der vier aus Liverpool. Im April 1970 trennten sie sich wegen persönlicher und geschäftlicher Differenzen. Besonders tragisch war der Tod Lennons, der 1980 von einem Geistesgestörten Fan erschossen wurde. George Harrison starb 2001 an Krebs.

Ringo Starr, der in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag feierte, und Paul McCartney machen weiterhin Musik – erfolgreich natürlich. Silke Osman


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