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21.08.10 / Strahlender Exportschlager / Plasmastrahler made in Germany soll Wunden und Bilanzen heilen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-10 vom 21. August 2010

Strahlender Exportschlager
Plasmastrahler made in Germany soll Wunden und Bilanzen heilen

Es muss nicht immer Kaviar sein, und auch nicht immer Airbus, ICE oder S-Klasse. Zum Exportschlager „made in Germany“ kann auch ein Metallröhrchen taugen, knapp zwölf Zentimeter lang, weniger als zwei Zentimeter im Durchmesser und einem Senklot nicht unähnlich.

Der unscheinbare Stahlstift hat es „in sich“. Holger Heuermann von der TH Aachen hat sein Innenleben entwickelt – einen sogenannten Plasmastrahler, der das Zeug hat, eine mittelprächtige Revolution der medizinischen Haut- und Wundbehandlung zu bewirken.

Wird der Plasmastrahler eingeschaltet, tritt an seiner Spitze eine blass-violette „Flamme“ aus, die aber in Wirklichkeit eine Ionenwolke ist. Sie besteht aus gasförmiger Materie, bei deren Atomen sich Kerne und Elektronen voneinander gelöst haben.

Dieser neue Plasmastrahl kann Keime, Bakterien, Viren und Sporen beseitigen, also Wunden perfekt sterilisieren, ohne dass der Patient auch nur den geringsten Schmerz verspürt. Zugleich kann das Plasma tiefer in das menschliche Gewebe eindringen als „normale“ Materie und regt so Wachstums- und Regenerationsprozesse an: Wunden nach Verletzungen oder Operationen werden nicht nur optimal desinfiziert, sondern verheilen auch deutlich schneller. Welche massgebliche Bedeutung dies für das deutsche Gesundheitswesen haben kann, wird vor allem deutlich, wenn man sich der jüngsten Hygiene-Skandale in zahlreichen deutschen Kliniken erinnert. Ein weiterer Vorteil: Die Plasmastrahlen erzeugen weder Allergien noch Neurodermitis.

Das kleine Gerät mit der großen Wirkung ist serienreif entwickelt, preisgünstig zu produzieren und unkompliziert zu betreiben. Es arbeitet mit normaler Umgebungsluft, braucht weder spezielle Prozessgase noch Hochspannung. Was einzig und allein noch fehlt, ist ein in der Medizintechnik erfahrener Hersteller, der die Vorarbeiten der Aachener Wissenschaftler auch am Markt umsetzt.

Die Erfolgsaussichten sind glänzend: Nach seriösen Schätzungen werden Produkte auf der Basis dieser neuartigen Plasmastrahl-Technologie weltweit ein Marktvolumen von jährlich 500 Milliarden Euro erschließen. Neben medizinischem Gerät sind An­wendungen der Plasmastrahlen zum Beispiel bei Energiesparlampen oder Zündkerzen denkbar. Entscheidend sind auf jeden Fall die jüngsten Fortschritte in diesem Spezialbereich der Plasmaphysik, woran Heuermann und sein Aachener Team wesentlichen Anteil haben.

Erzeugt wird der heilende Plasmastrahl durch Mikrowellen, also elektromagnetische Wellen im Bereich zwischen einem Millimeter und einem Meter Wellenlänge. Dabei handelt es sich um eine natürliche Strahlung, die im direkten Lebensumfeld des Menschen genauso allgegenwärtig ist wie im gesamten Universum. Astrophysiker und Kosmologen sprechen hier vom „Echo des Urknalls“.

Das Plasma ist ebenfalls nichts Unnatürliches. Im Gegenteil: 99 Prozent der gesamten sichtbaren Materie des Universums bestehen aus solchem ionisiertem Gas.Hans-Jürgen Mahlitz


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