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21.08.10 / Panikmache macht uns krank

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-10 vom 21. August 2010

Moment mal!
Panikmache macht uns krank
von Klaus Rainer Röhl

Letzte Woche muss der Chefkommentator der „Süddeutschen Zeitung“, Hans Leyendecker, – dessen links-miesepetriger Kurs „Alles ist schlecht, besonders, wenn es aus Deutschland kommt“ lautet – im Urlaub gewesen sein. Denn seine Kollegen hatten sich den Scherz erlaubt, das auflagenstarke Blatt mit einer positiven Schlagzeile aufzumachen: „Deutschland zieht Europa aus der Krise!“ Es stimmte tatsächlich. Der oberste Miesmacher war in dieser Woche abwesend. So begeisterte das Münchener Blatt tatsächlich einmal ohne Häme für Deutschland.

„Deutschland zieht Europa aus der Krise.“ So war es auch. Nach den Daten des Statistischen Bundesamts stieg das Bruttoinlandsprodukt im letzten Quartal um 2,2 Prozent. „Ein solches Wachstum zum Vorquartal gab es noch nie im wiedervereinigten Deutschland!“, schrieben die Statistiker, und Wirtschaftminister Brüderle wollte nicht gerade von einem neuen Wirtschaftswunder, wohl aber von einem Aufschwung XL sprechen. Sein Ministerium erwartet nun auf dieser Basis für das Jahr 2010 ein Wachstum von drei Prozent. Das wäre mehr als das Doppelte der aktuellen Wachstumsprognose. Vom „Wirtschaftswunder“ schrieb die „FAZ“ in ihrem Leitartikel.

Glückliches Deutschland? Zu früh gefreut. Einen Tag später ist die ganze linksdrehende Presse wieder auf Angst-Kurs: „Rente erst mit 70!“, „Risiko Krankheit! Arm und krank: Nur 14 Prozent aller Deutschen leben gesund!“, „Die Deutschen werden immer älter – und immer kränker“, „Kranksein kostet jährlich 254 Milliarden!“ und „Deutsche zahlen im Schnitt 3100 Euro“.

Wer da nicht bereits krank ist, wird es. Vor Angst. „Angst essen Seele auf“, wusste schon der Filmemacher Fassbinder. Angst, die Abend für Abend über die Fernseher gesendet wird und jeden Morgen in der Zeitung steht: Schweinegrippe, das war mal. Eine neue unbekannte Grippe aus Indien, gegen die keine Antibiotika mehr helfen. Katastrophen über Katastrophen, überall in der Welt. Berge stürzen ein, reißen alles mit, Flüsse treten über die Ufer, Flutwellen (gigantische Flutwellen! Normale Flutwellen gab es ja immer), Überschwemmungen. Dürren, (Jahrhundert-Dürren natürlich) Hungersnöte, so schlimm wie noch nie. Seit 1880. Letztere Jahreszahl ist neuerdings besonders beliebt. Besagt aber gar nichts. Um 1880 begannen die westlichen Aufzeichnungen von Temperaturen. Aber weder in China noch in Indien oder in Afrika. Vor allen Dingen gab es 1880 keine Medien, die die Katastrophen aus der ganzen Welt bereits am gleichen Abend in die Wohnstuben brachten und kommentierten. Das Erdbeben von Chile 1647 beschäftigte die Gemüter noch nach Jahrhunderten, siehe Kleist. Bei uns aber grassiert seit zwölf Jahren eine Seuche mit Namen Klimawandel. Diese Mutmaßung hält sich zäh und ist völlig immun gegen immer neue Untersuchungen. Die Kommentatoren und die Politiker malen weiter die Apokalypse an die Wand und fühlen sich durch jede Naturkatastrophe bestätigt. Alles geht in Dutt. Überall Zerstörung. Von Menschenhand gemacht. Meist aus Profitgier, manchmal auch aus Machtgier, von den neuen Großmächten wie China, Brasilien und Indien; Russland und USA sind ohnehin „unbelehrbar“ durch Greenpeace. Trotz nimmermüdem Einsatz des obersten Gutmenschen Barack Obama. Der kann auch nichts durchsetzen. Was soll man da machen? Die Fernseh-Kommentatoren raufen sich die Haare.

Wie sollen denn die gequälte Natur, der geschundene Berg, der überwärmte Gletscher, der schmelzende Eisberg sich anders wehren als durch „Zurückschlagen“, mit Fluten, (nie gekannten!), Sintfluten und (gigantischen!) Feuersbrünsten, Erdrutschen, damit der Mensch endlich vernünftig und bei der nächsten Weltklimakonferenz einsichtig wird? Vergeblich, trotz der schonungslosen Selbstaufopferung von Greenpeace und all ihrer Hilfstruppen werden „die Politiker“ nicht vernünftig!

Deshalb kommen immer neue Katastrophen auf uns zu und auch immer neue Krankheiten. Angst, Angst, Angst. Und Auflage, Einschaltquote, Erfolg. Noch gilt das uralte Gesetz des Journalismus – so uralt wie die Sintflutsage und die Götterdämmerung in der Edda: Nur eine schlechte Nachricht ist eine gute Nachricht.

Was tun, liebe Leser? Gar nicht drum kümmern, würde ich vorschlagen, Angst muss nicht sein. Wer den Einmarsch der Russen, die Greuel der von Ilja Ehrenburg aufgewiegelten Rotarmisten, den Terror der tschechischen und polnischen Milizen überlebt hat, wie viele Leser diese Blattes, wird auch die Angstmache unserer Leitmedien überstehen. Im Notfall einfach abschalten, Stecker rausziehen, wenn gar keine guten Meldungen mehr aus der Flimmerkiste kommen, die Tageszeitung abbestellen und beispielsweise die PAZ lesen. Wer zu meiner Generation gehört und noch kein Internet hat – Enkelkinder einsetzen. Die wissen Bescheid, wenigstens das können sie immer. Im übrigen können sie das, was wir, ihre Großeltern, ihren Eltern und ihnen beigebracht und mitgegeben haben. Und das ist mehr, als Google und Facebook ihnen je geben könnten. Schenken wir den Kleinen nicht so viele neue ipods und ipads bei unserem nächsten Besuch. Wir werden nicht wegen unserer Geschenke geliebt. Liebe kann man nicht mit Laptops erkaufen, Zuwendung nicht für Geld. Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah liegt? Die Ressource Oma und Opa sitzt derweil ungenutzt herum. Liebe Omas und Opas, probieren Sie es, rechtzeitig und unermüdlich, auch wenn es mal Rückschläge gibt. Wenn es partout in der eigenen Familie nicht klappt, geht es in der Nachbarschaft, bei der Senioren-Patenschaft. Schenken Sie sich einem Kind: Es ist ja genetisch dazu angelegt, von Älteren und Verwandten in seiner Umgebung zu lernen, und es wird immer dankbar sein für die Zuwendung, für die man keine Kita-Erzieherin bezahlen kann. Und es wird vermutlich sein Leben lang die Oma oder den Opa nicht vergessen. Es wird die Lieder nicht vergessen und die Melodie der lange tradierten Musik, die Sprache der Märchen der Brüder Grimm, die zwar im 19. Jahrhunderte erst aufgeschrieben wurden, aber meist ein viel älteres Sprachgut transportieren die wird in seinem Inneren noch mindestens bis zu seiner Studienzeit nachklingen und ihm helfen, seine eigene Sprache besser zu verstehen und das dumme Denglisch der Warenwelt leichter zu durchschauen. Und nur so wird es erst wirklich befähigt sein, die Schönheiten anderer Länder und anderer Kulturen richtig wahrzunehmen und sich ihrer zu freuen, mit der Heimat im Herzen das Fremde zu umarmen.

So einfach ist das. Andere Völker tun es auch, ganz selbstverständlich, Polen, Italiener, Griechen und Franzosen. Machen Sie gleich nach den Ferien einen Versuch. Fangen Sie damit an, eines der Märchen der Brüder Grimm zu lesen, am besten das „Märchen von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen“.

Da vergeht die Angst von allein. Und der Krankenstand in Deutschland nimmt ab. Die Angstmacher in den Medien aber bleiben unter sich, und machen sich gegenseitig Angst. Ihnen kann geholfen werden. Selbsternannte Therapeuten und Wunderheiler gibt es ja genug in Deutschland. Gar nicht drum kümmern!

Sie erreichen den Autor unter rainerroehl@gmx.de


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