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28.08.10 / Gemächliche Mörderjagd / Schweizer Kommissar ermittelt im Theatermilieu

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-10 vom 28. August 2010

Gemächliche Mörderjagd
Schweizer Kommissar ermittelt im Theatermilieu

In „Hunkeler und die Augen des Ödipus“ schickt der Autor Hansjörg Schneider seinen nun zum dritten Mal ermittelnden und in die Jahre gekommenen Kriminalbeamten in den wohlverdienten Ruhestand. Hunkeler wäre jedoch nicht Hunkeler, wenn ihn diese Änderung in seinem Leben davon abhalten könnte, seine Nase tief in die Ermittlungen eines möglichen Mordfalls an Theaterdirektor Vetter hineinzustecken.

Zunächst jedoch durchlebt der Leser mit Hunkeler die Ruhelosigkeit des neuen Feindes, des Ruhestandes, und den Unwillen, nun zum „alten Eisen“ zu gehören. Doch nach einer kurzen Phase des Sich-Ausruhens und Sich-Besinnens fällt dem Pensionärs-Frischling zum Glück wieder ein, was ihm im Leben wichtig ist.

Und da der Theaterdirektor spurlos von seinem Hausboot verschwunden ist, macht sich Hunkeler am Basler Rheinhafen − mitten im Dreiländereck von Schweiz, Deutschland und Frankreich − auf die Suche nach dem Grund für Vetters Verschwinden.

Was es im Roman „Hunkeler und die Augen des Ödipus“ besonders hervorzuheben gilt: Was auch immer Hunkeler tut, er tut es mit Bedacht. Und was das Essen, den Alkohol und die Liebe zu seiner Lebensgefährtin Hedwig betrifft, könnte man ihn auch als einen Genussmenschen beschreiben.

Die Liebe des Autors zum Theater lässt sich auch in diesem Roman nicht verbergen. Durch die Tätigkeit als Regieassistent am Theater Basel gelingt es Hansjörg Schneider, viele Dinge, die das Theaterleben betreffen, sehr realistisch darzustellen. Es ereignen sich Szenen, wie sie auch im wirklichen Leben von Theaterleuten am Theater Basel stattfinden könnten.

Und ebenso wie der pensionierte Kommissar strahlt auch Hansjörg Schneiders Roman eine solche Ruhe aus, dass man beim Lesen fast die Hektik des Alltags vergessen könnte, was für manchen aber Langeweile gleichkommt. Und so lässt sich die Suche nach Vetters Mörder auch mehr durch das Sprichwort „In der Ruhe liegt die Kraft“ beschreiben, als dass man von einem mitreißenden, spannungsgeladenen Krimi sprechen könnte.           Vanessa Ney

Hansjörg Schneider: „Hunkeler und die Augen des Ödipus“, Diogenes Verlag, Zürich 2010, gebunden, 232 Seiten, 19,90 Euro


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