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04.09.10 / Böses Erwachen in Schönefeld

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-10 vom 04. September 2010

Böses Erwachen in Schönefeld
von Harald Fourier

Nicht nur die Fertigstellung des neuen Großflughafens in Schönefeld bei  Berlin verzögert sich. Es gibt nun auch noch einen handfesten Streit um die Gebühren, die die Fluggesellschaften – letztlich also die Fluggäste – an den Flughafen entrichten müssen. Betroffen sind vor allem die „Billigfluggesellschaften“ wie Easyjet oder Air Berlin, bei denen jeder Euro zählt. Für Easyjet könnten die Flughafengebühren um fast 200 Prozent steigen!

Alternativen haben die Kunden bald nicht mehr, weil auch der Flughafen Tegel geschlossen wird. Zwar liebäugeln die Billigfluggesellschaften mit Abwanderung an andere Standorte, aber das sind leere Drohungen. Wohin wollten sie denn gehen? Eine Bahnfahrt zum Leipziger Flughafen  dauert 100 Minuten und kostet fast 90 Euro (hin und zurück). Fahrten nach Hamburg oder Hannover sind noch teurer.

Außerdem ist der kostenbewusste Berliner  Fluggast nicht so wichtig für die Fluggesellschaften. In Berlin wird überwiegend  „hereinkommender“ Flugverkehr abgewickelt, also Besucher, die nach Berlin fliegen – und nicht Berliner, die eine Reise unternehmen. Die gibt es auch, aber sie sind nicht so zahlreich wie die Besucher.

Für die Berlinbesucher aus dem Ausland kommt ein anderer Flughafen nicht in Betracht. Ein deutscher Urlauber, der nach Rom reist, würde ja auch nicht aus Kostengründen nach Neapel fliegen und dann den Zug nehmen. Er wird den höheren Preis bezahlen oder gleich ein günstigeres Reiseziel ansteuern.

Deswegen ist die Flughafengesellschaft in einer günstigen Situation: Sie kann die Preisschraube bis zum Anschlag drehen. 2012 wird der Flughafen Tegel geschlossen, dann ist auch der letzte Konkurrent von Schönefeld beseitigt. Was mit der Schließung des Flughafens Tempelhof vor zwei Jahren begonnen hat, ist dann Realität: Schönefeld hat ein Monopol und diktiert folgerichtig die Preise. Die jetzt vorgesehene Gebühren­erhöhung von durchschnittlich 30 Prozent ist nur der Anfang.

Diese Entwicklung ist nicht vom Himmel gefallen. Bürgermeister Klaus Wowereit hat es vor der Volksabstimmung 2008 immer wieder gesagt: Die Betreiber des Großflughafens verlangen die Schließung der anderen Flughäfen. Warum wohl? Natürlich hat er die Gründe verschwiegen. Die Antwort: Weil sie genau dieses Monopol errichten wollten. Tempelhof kostet uns zu viel Geld, haben die Tempelhof-Gegner damals behauptet. Sie haben gelogen. Denn das nun errichtete Monopol wird die Berliner noch viel, viel mehr Geld kosten. Das wird ein böses Erwachen.


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