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04.09.10 / Deutschland vermaist / Von der Politik gefördertes Biogas führt zur Bodenerosion

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-10 vom 04. September 2010

Deutschland vermaist
Von der Politik gefördertes Biogas führt zur Bodenerosion

Das Jahr 2010 wurde von den UN zum Jahr der Biodiversität erklärt, ein Jahr, in dem die Regierungen dieser Erde auf den Schutz der Artenvielfalt besonderes Augenmerk richten sollen. Gerade in diesem Jahr stellen Umweltschützer hierzulande aufgrund ungehemmten Maisanbaus indessen zunehmende Monokulturen fest. Eine Folge der besonders im norddeutschen Raum aus dem Boden sprießenden Biogasanlagen, die primär den Mais für die vermeintlich grüne Energie verwerten. Dabei wird neben den bisherigen Anbauflächen auch immer mehr Grünland umgebrochen und zum Anbaugebiet für den wirtschaftlich attraktiven Energiemais verwendet, um die steigende Zahl der Biogasanlagen auslasten zu können. Hintergrund für die bundesweit wachsende Zahl an Biogasanlagen ist das Ziel der Großen Koalition von 2007, innerhalb der nächsten 20 Jahre bis zu zwölf Prozent des deutschen Erdgasverbrauchs durch Biogas zu ersetzen. In diesem Jahr sollte eine Quote von sechs Milliarden Kubikmeter Biomethan erreicht werden. Doch noch im Vorjahr wurden gerade einmal 163 Millionen Kubikmeter produziert.

Allein in Niedersachsen ist im Zeitraum zwischen 2004 und 2009 die Anbaufläche für Energiepflanzen von 4500 Hektar auf 170000 Hektar gestiegen. Der Anteil des Mais beträgt dabei satte 85 Prozent. In Niedersachsen gehören knapp 360000 Hektar dem Mais, bundesweit sind es sogar 1,6 Millionen Hektar.

„Bei einer Nutzung von mehr als 50 Prozent der Anbauflächen für Mais ist der gute Brauch der dreigliedrigen oder gar der fünfgliedrigen Fruchtfolge nicht mehr möglich“, warnt der stellvertretende Landesvorsitzende von NABU-Niedersachsen, Uwe Baumert. Der überdimensionierte Maisanbau gefährde damit die Fruchtbarkeit der Böden und fördere deren Erosion. Zudem sei die Artenvielfalt durch den erhöhten Nitrateintrag gefährdet, so die Umweltorganisation. Zudem sollte der wenigstens dreigliedrige Fruchtanbau ordnungsrechtlichen Charakter bekommen, fordert der Bioener-gieexperte Baumert, um dem Missbrauch rechtlich begegnen zu können.

Doch die Lobbyisten für das attraktive Biogas haben längst Morgenluft gewittert. Biogas sei grundlastfähig und müsse deshalb zügig ausgebaut werden, lassen die Biogasverbände verlauten. Der Subventionsabbau ist zwar eine der drängenden Aufgaben und auch Teil des Sparprogramms der Bundesregierung. Dennoch fordert der Fachverband Biogas nun auch noch kräftig Subventionen in Form einer festen Vergütung für die Abgabe von Biomethan.

Da ist es schon bemerkenswert, wenn mit Karl-Heinz Pasch ausgerechnet ein Hersteller von Biogasanlagen sich von den Begehrlichkeiten der eigenen Branche im „Manager-Magazin“ öffentlich distanziert. Man habe anscheinend nicht zur Kenntnis genommen, so Pasch, wie gefährlich es ist, sich auf Subventionen zu verlassen. Vor drei Jahren war bereits die Biodieselbranche ins Wanken geraten, als selbst der Ökosprit sukzessiv besteuert wurde.

Ökoenergieexperten wie Uwe Baumert stellen bei der Bevölkerung eine sinkende Akzeptanz für Biomasseenergie fest. So hat sich das Wort von der „Vermaisung“ im allgemeinen Sprachgebrauch der betroffenen Regionen bereits fest etabliert.      Bernd G. Hierholzer


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