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11.09.10 / Legendäre Kulturstätte in Gefahr / Gerangel um den Berliner »Admiralspalast«: Ziehen bald schnöde Büros ein?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-10 vom 11. September 2010

Legendäre Kulturstätte in Gefahr
Gerangel um den Berliner »Admiralspalast«: Ziehen bald schnöde Büros ein?

Hier tobte das Leben, hier wurde Geschichte geschrieben: der Berliner „Admiralspalast“. Seit Jahren aber ist das legendäre Veranstaltungszentrum Schauplatz einer besonderen Schmonzette: Es geht um Geld, Rivalität und nebulöse Pläne.

Deutschlandweit bekannt wurde die Vergnügungsstätte am 21. und 22. April 1946, als dort KPD und SPD der Sowjetzone zur SED zusammengeschlossen wurden. Das Bild vom Händedruck Wilhelm Piecks (KPD) und Otto Grotewohls (SPD) ging um die Welt und gab gleich noch das Emblem für die neue Partei ab.

Noch vor dem Ersten Weltkrieg entstand das Gebäude zunächst als „Eispalast“. Mit einer Eisarena, einem Bädertrakt, rund 900 Zimmern oder Sälen, einem großen Café, Kegelbahnen und einem Lichtspieltheater. Walter Kollo und Johannes Heesters gaben hier ihre Visitenkarte ab. Bombenhagel und Schlacht um Berlin ließen das Gebäude weitgehend unzerstört, und so kamen die „Einheitssozialisten“ auf den Gedanken, ihren Vereinigungsparteitag hier zu begehen.

In der Folge schauten die Berliner dort Kabarett, Operetten und Musicals, der Palast war eine der wenigen „Adressen“ in der überwiegend grauen DDR-Unterhaltungsszene.

1997 wurde das Haus zunächst geschlossen und erst am 11. August 2006 nach umfangreichen Umbauarbeiten wieder eröffnet. Kostenpunkt der Sanierung: 15 Millionen Euro.

Nun haben sich Eigentümer (ursprünglich acht Freunde aus der Berliner Kulturszene) und die Betreibergesellschaft in die Haare gekriegt. Nicht beglichene Mietschulden summierten sich, so dass die Eigentümer der Betreibergesellschaft fristlos gekündigt und einen gerichtlichen Räumungsbefehl zum 22. September erwirkt haben. Die Gesellschaft stellte daraufhin den Eigentümern wiederum Forderungen für eigene Bauleistungen in Rechnung.

Das Insolvenzverfahren der Betreiber hat diesen Automatismus erst einmal aufgehalten. Pikant: Der Geschäftsführer der Betreibergesellschaft ist gleichzeitig Miteigentümer des Palastes und wirft der Mehrheit der Vermieter vor, die Miete mit 1,7 Millionen Euro von Anfang an so hoch angesetzt zu haben, dass sie nicht hätte erwirtschaftet werden können. Wenn man so will: Dies wäre eine Art „Karstadt-Skandal en miniature“.

Das Potenzial des Palastes wird nicht ausgeschöpft. Die Frage nach dem „Warum“ ist schwierig. Tatsache ist, dass ein im Keller geplanter Klub bisher nicht eröffnet wurde. Er wäre eine zusätzliche Einnahmequelle. Der Umbau der Räumlichkeiten ist nicht abgeschlossen. Die Betreiber sehen dabei die Eigentümer in der Pflicht. Letztlich also Fragen, die vermutlich vor den Gerichten einer Entscheidung zugeführt werden müssen.

Hinter den unfreundlichen Aktionen der Eigentümer vermuten misstrauische Beobachter den heimlichen Plan, den Admiralspalast in bester Berliner Innenstadtlage gewinnbringend weiterzuverkaufen, wenn in fünf Jahren die Senatsauflagen, das Gebäude als Kulturstätte zu nutzen, ausläuft. Schätzungen gehen dann von einem Wert des Hauses von 50 Millionen Euro aus. Die bestehenden Denkmalschutzauflagen stünden einer Nutzung als Bürokomplex nicht entgegen. Theo Maass


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