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11.09.10 / Tempelhüter darf zurückkehren / Petition des Fördervereins »Hilfe für Trakehnen« erfolgreich − Kutschfahrt nach Ostpreußen mit Hindernissen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-10 vom 11. September 2010

Tempelhüter darf zurückkehren
Petition des Fördervereins »Hilfe für Trakehnen« erfolgreich − Kutschfahrt nach Ostpreußen mit Hindernissen

Der Förderverein zur Unterstützung des Gemeinwesens und der Aufbauarbeit in Trakehnen „Hilfe für Trakehnen“ setzt sich für die Rückführung der bronzenen Pferdestatue des „Tempelhüter“ von Moskau nach Trakehnen ein. Inzwischen signalisierte Russland Bereitschaft, das bronzene Standbild des „Tempelhüters“ nach Trakehnen zu bringen, um es dort auf seinem alten Sockel vor dem Landstallmeisterhaus wieder auszustellen, wo es 1932 anlässlich der 200-Jahrfeier des Hauptgestütes Trakehnen aufgestellt wurde. Die russische Bedingung lautet, dass die Deutschen für eine Kopie sorgen, die anstelle der Originalstatue in der Moskauer Landwirtschaftlichen Akademie Aufstellung finden würde. Für die Herstellung einer Kopie ruft der Verein „Hilfe für Trakehnen“ neben den ehemaligen Bewohnern Ostpreußens und deren Nachfahren auch alle nationalen und internationalen Pferdefreunde auf, sich an einer an diesen Zweck gebundenen Spendensammelaktion zu beteiligen. 50000 Euro werden insgesamt benötigt, 32000 Euro für den Guss sowie 18000 für Transport und Sockel. Der Erste Vorsitzende des Fördervereins, Hagen Mörig, machte mit einer Spende in Höhe von 1000 Euro den Anfang.

Die Verhandlungen zwischen den russischen Behörden und dem Initiator dieser Aktion laufen auf Hochtouren, denn die Wiederaufstellung in Trakehnen soll mit entsprechenden Feierlichkeiten begangen werden. Zu diesem Zweck wurde eigens ein Spendenkonto eingerichtet. Der Abguss soll in Russland hergestellt werden. So würden die Spender den Russen nicht nur eine zweite Statue finanzieren, sondern auch noch etwas für den dortigen Arbeitsmarkt tun.

Dem bedingten russischen Ja zur Heimkehr der Pferdestatue des „Tempelhüter“ nach Trakehnen war eine von 11000 Bürgern unterzeichnete Petition des Vereins „Hilfe für Trakehnen“ vorausgegangen, die medienwirksam per Pferdekutsche dem Trakehner Bürgermeister überbracht wurde. Am 4. Juni 2009 wurde der Tross mit der Petition und den Unterschriften am Brandenburger Tor in Berlin Richtung Trakehnen feierlich verabschiedet. Der Tross bestand aus einer historischen Kutsche, gezogen von vier Trakehner Schimmeln, gefahren von Heinrich Freiherr von Senden. Zur Verabschiedung war eine Abordnung der „Langen Kerls“ aus Potsdam erschienen sowie das „Berlin-Brandenburgische Parforce-Horn Bläser Corps“. Der russische Botschafter hatte einen Attaché entsandt. Unter den Augen vieler interessierter Zuschauer verabschiedete sich der Tross und fuhr die Berliner Prachtstraße Unter den Linden in Richtung Dom. Dort wurden Ross und Wagen auf Lastkraftwagen und Anhänger verladen, um zurück ins Quartier gebracht zu werden.

Die Vorbereitungen für dieses Unternehmen waren umfangreich und langwierig. Allein die tierärztlichen Untersuchungen dauerten, denn die Pferde mussten den Vorschriften entsprechend erst noch zehn Tage in Quarantäne. Als Dolmetscher fungierte ein polnischer Pferdemann, der neben seiner Muttersprache auch Russisch und Deutsch sprach.

In Preußisch Stargard traf man den polnischen Fahrer und mehrfachen Derbysieger Zigmund Waltschewski. Trotz seiner 84 Jahre drehte er, nachdem auch er die Petition unterzeichnet hatte, mit dem Gespann einige Runden auf dem Parcours des alten preußischen Landgestüts.

Die Fahrt bis zur innerostpreußischen Grenze verlief bei schönstem Reisewetter in einer zauberhaften Natur. Nicht problemlos verlief der Grenzübertritt. Das bundesdeutsche Veterinäramt hatte die Unbedenklichkeitserklärung nicht auf Sicherheitspapier der Bundesdruckerei ausgedruckt, wie es internationale Vorschrift ist, sondern auf normalem Schreibpapier. An der russischen Grenzstation wurde über sechs Stunden lang verhandelt, man wollte den Tross wegen dieses Formfehlers nicht einreisen lassen. Telefonate mit den vorgesetzten russischen Behörden in Königsberg und dem zuständigen Veterinäramt in der Bundesrepublik blieben erfolglos. Der Tross fuhr nach Galinen zurück, derweil drei Mitstreiter die Unterschriften mit einem Wagen ins 180 Kilometer entfernte Trakehnen zum Bürgermeister brachten. Dort verblieben sie bis November, als sie endlich dem Gouverneur in Königsberg übergeben wurden. Dessen Sekretärin riet Mörig, ein wohlbegründetes Bittgesuch an Ministerpräsident Wladimir Putin zu schicken. Der Rat wurde befolgt, und zwei Wochen später meldete sich die Staatskanzlei bei der Kontaktperson des Fördervereins in Trakehnen, erbat weitere Auskünfte und stellte in Aussicht, dass man sich beim Initiator in der Bundesrepublik melden werde. Ende Januar traf ein  Schreiben des russischen Kultusministeriums beim Förderverein in Braunschweig ein, welche das konditionierte Einverständnis zur Rückführung der „Tempelhüter“-Statue enthielt.           PAZ

Nähere Informationen zu dem Thema erteilt „Hilfe für Trakehnen e. V.“, c/o Jürgen Söllig, Gifhorner Straße 131, 38112 Braunschweig, E-Mail: info@ trakehnen-ev.de


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