26.04.2024

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18.09.10 / Böse Kratzer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-10 vom 18. September 2010

Konrad Badenheuer:
Böse Kratzer

Mehr als peinlich ist die Regelung, die nun für den bisherigen Bundesbankpräsidenten Thilo Sarrazin gefunden wurde: Der SPD-Politiker erklärt seinen „freiwilligen“ Rückzug aus dem Vorstand der Notenbank, dafür versüßt die ihm den Abschied mit Barem – und mit der Erklärung, dass alle seine Äußerungen zulässig und einwandfrei gewesen seien.

Da fragt sich der normale Bürger doch: Wenn alles in Ordnung und vom Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt war – welchen Grund gab es dann für eine Trennung? Und was ist von der behaupteten „Freiwilligkeit“ zu halten, wenn Sarrazin offen erklärt, kein Mensch halte auf Dauer den – für jedermann zu beobachtenden – kombinierten Druck der gesamten politischen Klasse und von 70 Prozent der veröffentlichten Meinung aus?

Besonders ärgerlich ist der Kommentar der Bundeskanzlerin in dieser Sache, die ihre Wähler offenbar für recht beschränkt hält. Nachdem sie zuvor auf offener Bühne Druck auf die Entscheidungsträger ausgeübt hatte, ließ sie hinterher ihren Sprecher verbreiten, sie nehme Sarrazins „freie Entscheidung“ mit Respekt zur Kenntnis. Ein Leser der „Frankfurter Allgemeinen“ schrieb darüber sarkastisch, wer solches erkläre, mache sich wohl „die Ansicht Sarrazins über die fortschreitende Verdummung des Volkes insofern zu eigen, als man es für dumm genug hält, solches zu glauben“.

Auch Sarrazins Glaubwürdigkeit hat indes Kratzer abbekommen. Wie wäre es, wenn er die 1000 Euro Extra-Rente für einen guten Zweck spendete? Beispielsweise für eine Stiftung zur Förderung von Demokratie und Meinungsfreiheit?


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