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18.09.10 / Atommüll: Wieviel? Wohin? / Laufzeitverlängerung bedeutet zusätzlichen Abfall

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-10 vom 18. September 2010

Atommüll: Wieviel? Wohin?
Laufzeitverlängerung bedeutet zusätzlichen Abfall

Längere Laufzeiten für Kernkraftwerke bedeuten auch: noch mehr radioaktiver Müll, der für Jahrtausende sicher gelagert werden muss. Umso dringender ist es, endlich eine Entscheidung über ein Endlager für hochradioaktiven Atommüll zu treffen.

In den derzeit 17 deutschen Kernkraftwerken fallen pro Jahr abgebrannte Brennelemente mit 370 Tonnen Schwermetall an, das entspricht einem Volumen von 630 Kubikmetern. Bei 32 Jahren Laufzeit gemäß dem Atomkonsens von 2002 würde sich, wenn der letzte Meiler abgeschaltet wird, ein Müllberg von 20000 Kubikmetern allein aus abgebrannten Brennstäben angesammelt haben – das entspricht gut 600 Standard-Containern.

Nach der geplanten Laufzeitverlängerung um durchschnittlich zwölf Jahre würde dieser Berg noch einmal um über 7000 Kubikmeter anwachsen. Hinzu kommen noch an die 9000 Kubikmeter wärmeentwickelnder Atommüll aus dem Rückbau kerntechnischer Anlagen sowie aus der Rücknahme von Abfällen, die zur Wiederaufbereitung nach Frankreich und England transportiert worden waren. Sie machen mit 1350 Kubikmeter zwar nur 3,7 Prozent der Gesamtmenge (36000 m3) aus, stehen aber – Stichwort Castor/Gorleben – im Zentrum der AKW-Kritik.

Generell werden radioaktive Abfälle in drei Kategorien eingeteilt: schwach-, mittel- und hochaktiv (LLW, ILW und HLW). In Deutschland wird zusätzlich nach wärmeentwickelnden Abfällen und solchen, die keine Wärme  entwickeln, unterschieden. Letztere sind für die Endlagerung relativ unproblematisch. Für sie ist die Schachtanlage Konrad, ein stillgelegtes Eisen-erz-Bergwerk in Salzgitter, optimal geeignet.

Insgesamt wird an keine Wärme  entwickelnden Abfällen für das Jahr 2040, also das „rot-grüne Ausstiegsjahr“, ein Bestand von 277000 Kubikmetern prognostiziert. Davon entfallen 60 Prozent auf die Kernkraftwerke, größtenteils allerdings auf deren Rückbau nach der Stilllegung. Im laufenden Betrieb fallen pro Jahr und Reaktor lediglich 45 Kubikmeter an.

Deutlich problematischer sind die wärmeentwickelnden, überwiegend mittelaktiven Abfälle. Von den hochaktiven Spaltprodukten sind die meisten – etwa Jod-131 – sehr kurzlebig. Am anderen Ende der Halbwertzeit-Skala finden wir Plutonium-239, das durch Neutroneneinfang und Beta-Zerfälle erbrütet wird: Nach 24000 Jahren ist erst die Hälfte seiner Strahlung abgeklungen.

Solche hochaktiven und wärmeentwickelnden Stoffe werden in Glas eingeschmolzen und zusätzlich in Edelstahlhüllen verpackt. Für sie ist der Salzstock in Gorleben als Endlager vorgesehen. Die Erkundung läuft bereits seit 1979; neuere wissenschaftliche Erkenntnisse, die gegen eine Eignung sprechen würden, sind nicht mehr zu erwarten. Dennoch dient Gorleben als politischer und ideologischer Hebel, um einen Ausstieg aus dem Ausstieg zu verhindern.        H.J.M.


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