24.04.2024

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18.09.10 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-10 vom 18. September 2010

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

über Erfreuliches wollte ich auch in der heutigen Folge berichten, und so schließt sie sich unserer letzten Kolumne mit ihren positiven Reaktionen nahtlos an. Und es sind wieder Mosaiksteinchen, die gefunden wurden, doch für die Suchenden sind sie schon wichtig, wie für Hanna Kopp aus Hildesheim. Zwar hatte ich noch keine direkte Mitteilung von ihr erhalten, als ich in Folge 34 über Herrn Dr. Hensel und den von ihm herausgegebenen Sammelband berichtete, den er Frau Kopp aufgrund ihrer Suche nach Informationen über den Freitod ihres Großonkels Dr. med. Herbert Bittrich im von den Russen eroberten Königsberg zusandte, aber der kam jetzt umso ausführlicher. Frau Kopp schreibt: „Nachdem Sie freundlicherweise meine Anfrage nach meinem Großonkel gebracht hatten, verging einige Zeit. Dann erhielt ich eines Tages ein Päckchen mit meiner Anschrift, aber von einer mir fremden Person: Dr. med. Joachim Hensel – ich hatte doch nichts bestellt! Ich rief sofort unter der angegebenen Telefonnummer an und es stellte sich heraus, dass es ein Arzt war, der das Buch ,Medizin in und um Ostpreußen‘ als Sammelband herausgegeben hat und es mir überlassen wollte. Ich war ganz gerührt und be- glückt, weil sich der Name meines Großonkels Dr. Bittrich in einem der Berichte befand. Das Buch ist mir unendlich viel wert. Und ich werde es in meinem Familienarchiv bewahren, in dem die Briefe meiner Eltern aus beiden Weltkriegen stehen. Ich schrieb sie ab, es sind zehn Bände, um sie an unsere Nachkommen lesbar weiter zu geben. Es sind ja alles Geschichtsdokumente!“ Wann Dr. Herbert Bittrich und seine Frau Margarete, geb. Stolz-Amling, starben – wahrscheinlich im April 1945 – und wo das Ehepaar beerdigt wurde, konnte allerdings nicht geklärt werden. Die meisten Zeitzeugen, die das Inferno miterlebten, kann man nicht mehr befragen. Trotzdem: Frau Kopp hat sich, wie man liest, sehr gefreut und meint, die PAZ sei schon wegen unserer Ostpreußischen Familie Gold wert.

Die kleine „Telefonaktion“ – die ein sehr aktiver Leser angeregt hatte, um eine ältere Ostpreußin, die in ein Seniorenheim gekommen war, in unsere Gemeinschaft einzubinden – kann erste Erfolge verzeichnen. Christel Schneider, geb. Jerzembek, verw. Schalla, freut sich über einige Telefonate, darunter von Landsleuten aus ihrer engeren Heimat, Rauschken, Kreis Osterode in Ostpreußen. Heute wohnt sie ebenfalls in Osterode, aber dieser Ort liegt im Harz. Unter den Anrufern war auch eine Frau aus dem Kirchspiel Rauschken, die unverheiratet Annemarie Retzlaff hieß und in Bergling gelebt hat. Leider wurde das Gespräch unterbrochen, so dass Frau Schneider weder den heutigen Namen der Anruferin noch ihre Telefonnummer weiß. Deshalb bittet sie diese um einen erneuten Anruf. (055 22/743 44)

Unser emsiger Mithelfer aus Westfalen, der diese kleine Hilfsaktion initiierte, übersandte uns nun als Kulturwart der Landesgruppe Siegen ein Schreiben, das Dank und Bitte zugleich enthält. Dank für die tatkräftige Unterstützung der Büchersammlungs-Aktion für den Heimatraum der Kreisgruppe in Siegen durch unsere Ostpreußische Familie, die bewirkte, dass sich die Regale der Heimatstube füllten. Aber es ist immer noch Platz frei für weitere Bücher und Broschüren, auch Hörbücher und Bildmaterial sind erwünscht. Deshalb die erneute Bitte an unsere Leserinnen und Leser, der Heimatstube Entbehrliches aus ihrem eigenen Bestand zu überlassen. Da der Raum zu einer Heimatstube werden soll, die viel Erinnerungswertes bewahrt, sind auch kleine Handarbeiten mit ostpreußischen Mustern willkommen wie die „Kurenhandschkes“, wie sie von der Arbeitsgemeinschaft „Erhalten und Gestalten“ gestrickt wurden. Ein besonderes Augenmerk gilt dem ermländischen Sektor der Heimatstube, hier fehlt noch viel: Fotos, Bücher, ältere Heimatbriefe, die ehemaligen Braunsberger Schulhefte und andere Erinnerungsstücke, alles ist erwünscht. Ein Problem ist natürlich immer der Transport. Eine gute Möglichkeit besteht für die Teilnehmer am Braunsberger Treffen in Münster, einige nicht zu gewichtige Spendenstücke mitzubringen. (Kontaktadresse: Anton Olbrich, Vorsitzender der Kreisgruppe Siegen, Seitenweg 4 in 57250 Netphen, Telefon: 02738/88 47)

Ja, der Transport größerer Objekte bereitet Schwierigkeiten, das bekam auch Gerlinde Holz aus Halberstadt zu spüren. Obgleich sie keine ostpreußischen Wurzeln hat, steht sie uns und unserer Heimat emotional sehr nahe. Aus diesem Grunde hatten sie und ihr Mann seit fast 20 Jahren das Ostpreußenblatt abonniert und die Jahrgänge binden lassen. Nach dem Tod ihres Mannes musste sich Frau Holz räumlich verkleinern und war bereit, die gebundenen Jahrgänge des Ostpreußenblattes wie auch die anderer Zeitungen und Zeitschriften an interessierte Vereine, Einzelpersonen oder Heimatstuben kostenlos abzugeben. Eine Verbindung scheiterte leider an den Transportkosten. Frau Holz wendet sich nun an uns in der Hoffnung, dass die Bände nicht in die Papiertonne wandern müssen und sich Interessenten finden, die aus der näheren Umgebung stammen oder auch bei größerer Entfernung den Transport nicht scheuen. Es handelt sich um folgende Posten: Das Ostpreußenblatt, gebundene Jahrgänge 1991 bis 2007 – ohne 2000 – insgesamt 14 Bände, Jahrgänge 2008/2009 nicht gebunden/„Der Schlesier“, gebundene Jahrgänge ab Mitte Juni 1996 bis 2004/ 14 Bände „Nationalzeitung“ und „Nation und Europa“, 1994 – 2004. Wenn Interesse an dem angebotenen Schrifttum besteht, würde Frau Holz sich freuen. (Gerlinde Holz, Spiegelsbergenweg 99 in 38820 Halberstadt, Telefon: 03941/442374, E-Mail: gerlindeholz@ yahoo.de)

Schwierig wird die Suche, wenn sie sich auf Anfragen bezieht, die vor Jahren, sogar Jahrzehnten in unserer Zeitung veröffentlicht wurden. Vor allem dann, wenn sie nicht die Ostpreußische Familie betreffen, sondern als Suchanzeige oder Erinnerungsfoto erschienen. So wie das Erinnerungsfoto Nr. 1319, das eine Aufnahme der Schüler und Schülerinnen des Siebenten Schuljahres der Volksschule Frögenau, Kreis Osterode, zeigt. Das Bild wurde 1943 gemacht, unser Leser Heinrich Baum hat es uns damals zur Veröffentlichung zugesandt. Auf dieses Foto bezieht sich nun die Anfrage von Jens Marquardt aus Hamm, denn auf ihm ist sein Vater Eitel Marquardt als Schüler zu sehen. Er hat von der Existenz dieses Bildes erst jetzt nach Jahr und Tag erfahren, wie er schreibt: „Es ist mir ein besonderes Anliegen, mit dem ich mich an Sie wende: Heimat ist ein seelisches Gut, das nie vergeht. Vor diesem Hintergrund suche ich seit Jahren nach Infos und Bildern für meinen lieben Vater aus seiner Heimat im bitteren Zweiten Weltkrieg. Leider zählt meine Familie auch heute noch zu den Familien, bei denen vor lauter Schmerz die Zeit bis 1945 ein absolutes Tabu ist. Nichtdestotrotz spüre ich, dass mein fast 78-jähriger Vater eine gewisse Sehnsucht nach seiner Jugend und Heimat verspürt“. Der Sohn forschte im Internet und fand tatsächlich den Hinweis auf das im Ostpreußenblatt erschienene Suchbild. Das war für Herrn Marquardt wie ein Sechser im Lotto, denn nun konnte er vielleicht helfen, seinem Vater einen kleinen Teil seiner Erinnerung wieder zu geben. Er bat uns um eine Kopie des Suchbildes und nochmalige Veröffentlichung, um ehemalige Mitschüler zu finden. Das stieß nun in unserer Redaktion auf große Schwierigkeit, denn als das Bild endlich im Handarchiv ausgemacht worden war, konnte eine Kopie wohl Herrn Marquardt zugesandt werden, aber sie eignet sich nicht zum Abdruck. Das Originalbild wurde an Herrn Baum zurückgesandt, der betreffende Schriftverkehr existiert auch nicht mehr.

Was tun? Wir schlugen Herrn Marquardt vor, in unserer Ostpreußischen Familie die Namen der Abgebildeten zu veröffentlichten, die Aufnahme selbst hat wohl Erinnerungs- aber kaum Erkennungswert. Er war damit sofort einverstanden, und so bringen wir heute die Namen der damals etwa 13/14-Jährigen aus der dreiklassigen Schule Frögenau, allerdings nicht alphabetisch, sondern wie sie in Fünferreihe vor der Schule abgebildet sind mit Hauptlehrer Worm und Fräulein Brandstätter. Von einigen Kindern ist nur der Nachname bekannt. Es sind auf dem Bild zu sehen: Heinrich Baum, Heinz Sontowski, Bodo Handkammer, Werner Schilling, Starosta, Eitel Marquardt, Heinz Köpke, Margarete Kaminski, Hildegard Laschinski, Lieselotte Schwiderski, Eva Pietzarka, Adele Marquardt, Helga Rupietta, Friedel Braun, Kaminski, Günter Gortat, Seiler, Korzin, Elisabeth Thomas, Irmgard Korzin, Paul Wirschke, Alfred Schimanski, Artur Dehland, Erich Schimanski, Gerhard Ehmke, Eva Lange, Borostowski, Dietlinde Braun, Görlitz, Ruth Braun, Anneliese Rogalla, Gorny, Edith Krenz, Darlowski, Frieda Schwiederski, Liesbeth Korzin, Falk. Manche Nachnamen sind doppelt, zu einigen gibt es Fragezeichen. Immerhin können wir hoffen, dass sich jemand der ehemaligen Mitschüler bei Herrn Marquardt meldet, vielleicht auch Heinrich Baum, der das Foto eingesandt hatte. Das wäre eine große und unerwartete Überraschung für Vater und Sohn. (Jens Marquardt, Boerdenweg 5a in 59069 Hamm 2, E-Mail: jens.marquardt@ web.de)

Noch weiter in die Geschichte unserer Zeitung zurück führt die Frage, die uns Marco Broscheit im Namen seines Vaters Wolfgang Broscheit übermittelt. Es geht um Marcos Großvater Siegfried Broscheit, *26. oder 28. Mai 1919 in Insterburg. Seine Mutter Anna Broscheit wohnte in der Thorner Straße 3. Als Wehrmachtsangehöriger nahm er beim Kampf um Königsberg teil und wurde am 9. Februar 1945 im Res. Lazarett III. mit Kopfschuss tot aufgefunden. Zufällig hat nun die Familie entdeckt, dass Siegfried Broscheit im Ostpreußenblatt Jahrgang 4/Folge 2 vom 15. Januar 1953 unter „Insterburger werden gesucht“ genannt wird. Wer hat ihn damals gesucht? Gibt es noch Angehörige, von denen Sohn und Enkel nichts wissen? Siegfried Broscheit hatte mehrere Schwestern. Seine Frau Else Broscheit, geb. Boche, verstarb auch während des Krieges. Ihr Sohn Wolfgang wuchs bei seiner Großmutter Auguste Boche auf. Es dürfte schwer sein, nach 57 Jahren noch eine Spur nach den damals Suchenden zu finden. Aber ein Funken Hoffnung ist immer da. (Familie Broscheit, Kauschaer Str. 20 in 01239 Dresden, Telefon: 0351/2753497, E-Mail: broscheit@ gmx.net)

Im Nachlass seiner Schwiegermutter fand Max Hamsch aus Bornich ein Foto seines verstorbenen Schwiegervaters Erich Deutschmann, geboren in Hohenbrück bei Bomst. Er nimmt an, dass die Aufnahme seinen Schwiegervater in Uniform zeigt. Aber diese gibt Rätsel auf. Der Breslauer, der „mit großer Freude und ebensolchem Gewinn“ unsere PAZ liest, fragt deshalb, ob sich anhand der Uniform feststellen ließe, wann und wo dieses Foto gemacht sein könnte? Auffällig ist die zackige Litze am Kragen. (Max Hamsch, CVJM-Bundessekretär i. R., Jahnstr. 14 in 56348 Bornich, Telefon/Fax: 06771/8326)

Eure Ruth Geede


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