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25.09.10 / »Es ist eine schickliche Sitte nicht« / Das wechselvolle Schicksal der Denkmäler für Friedrich den Großen – Von privaten Verehrern errichtet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-10 vom 25. September 2010

»Es ist eine schickliche Sitte nicht«
Das wechselvolle Schicksal der Denkmäler für Friedrich den Großen – Von privaten Verehrern errichtet

Friedrich der Große hat sich immer dagegen gewehrt, dass ihm noch zu Lebzeiten ein Denkmal gesetzt würde. Dafür wurden es dann nach seinem Tode um so mehr. Ihrem Schicksal geht René DuBois in seiner Neuerscheinung „Lebe er wohl …“ nach.

„Es ist eine schickliche Sitte, nicht während des Lebens, sondern nach dem Tode dem Feldherrn ein Denkmal zu errichten“, bemerkte Friedrich II. mit Blick auf eine alte preußische Tradition. 1773 wurde dennoch auf Geheiß des Offiziers und Gutsbesitzers Albert Joseph von Hoditz, einem Freund und Bewunderer des Preußenkönigs, die erste Statue des Monarchen errichtet – allerdings nur auf Hoditz’ Landgut Rosswalde in Mähren und somit fernab der breiten Öffentlichkeit.

Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs wurden mehrere Dutzend Standbilder und Statuen, Gedenksteine und Stelen, Siegessäulen und Obelisken errichtet, welche die Verdienste des großen Preußen ins Gedächtnis rufen. Dass noch über 100 Jahre nach seinem Ableben Denkmäler gebaut wurden, die an ihn erinnern, ist ein eindrucksvoller Beweis dafür, welche Verehrung er im Volk genoss und wie tief die Spuren sind, die er in der deutschen Geschichte hinterlassen hat. Anzumerken sei dabei, dass die Denkmalbauten meistens über private Spenden finanziert wurden – ganz im Gegensatz zu den zahllosen Denkmäler zu Ehren Wilhelms I., die von dessen Enkel Kaiser Wilhelm II. gefördert und finanziert wurden.

Die Orte der Denkmäler Fried­richs des Großen sagen viel über sein Wirken aus. So wurden die meisten Denkmäler in der Hauptstadt Berlin mit dem umliegenden Brandenburg und in Schlesien errichtet, das er in den drei Schlesischen Kriegen erst für die Krone erobert und dann verteidigt hat. Weitere Denkmäler von Friedrich II. stehen oder standen zumindest in Sachsen, in Westpreußen, in Pommern, in Ostfriesland, ja sogar im US-amerikanischen Pennsylvanien. Kaiser Wilhelm II. schenkte dem US-amerikanischen Präsidenten Theodore Roosevelt 1902 ein Standbild Fried­richs des Großen, das noch heute auf einem US-Militärstützpunkt steht. Auch nach Bayern hat es der Preußenkönig geschafft. Er war nämlich der erste, dem zu Ehren der Bayernkönig Ludwig I. in der Ruhmeshalle von Walhalla eine Büste anfertigen ließ.

René DuBois präsentiert in seiner Neuerscheinung „Lebe er wohl …“ 38 plastische Denkmäler Friedrichs II., stellt deren Errichtung in den historischen Kontext und schildert das nicht selten abenteuerliche weitere Schicksal der Denkmäler im Zuge der politischen Veränderungen. Das Ende des Zweites Weltkrieges markiert dabei natürlich die tiefste Zäsur. Die Denkmäler in Schlesien fielen dem Bestreben der neuen polnischen Machthaber zum Opfer, Spuren deutscher Geschichte zu beseitigen; das DDR-Regime hingegen nahm Anstoß an den Denkmälern als Symbolen eines „reaktionären“ und monarchischen Preußens.

Zumindest in der DDR wehrten sich die Einwohner gegen den Abriss, da Friedrich der Große als ein volksnaher Staatsmann in Erinnerung geblieben war, dessen Denkmäler man behalten wollte. Da Protestschreiben an die sozialistische Verwaltung in den meisten Fällen unbeachtet blieben, wurden die Standfiguren Friedrichs II. oftmals in Nacht- und Nebelaktionen entfernt und an sicheren Orten aufbewahrt. Exemplarisch hierfür steht das monumentale Reiterstandbild Friedrichs des Großen von 1851, das heute auf der Straße Unter den Linden in Berlin steht und eine der bedeutendsten Plastiken des 19. Jahrhunderts darstellt. Im Zweiten Weltkrieg eingemauert, um das Denkmal vor Bombenangriffen und Straßenkämpfen zu schützen, überstand es die Kriegszeit weitgehend unbeschädigt. Erst im Jahre 1950 ließ der SED-Bürgermeister von Ostberlin Friedrich Ebert junior das Monument mit der Begründung entfernen, Friedrich II. reite gegen den Osten. Das Bronzedenkmal wurde in seine Einzelteile zerlegt und auf einer abgelegenen Parkwiese von Sanssouci unter Strohballen gelagert. Zehn Jahre darauf wurde die Einschmelzung angeordnet. Im Rahmen einer geheimen, nächtlichen Aktion, in die auch der Generaldirektor der Staatlichen Schlösser und Gärten Sanssouci eingeweiht war, wurden die Denkmalteile an einem anderen Ort im Park versteckt und konnten so gerettet werden.

Als zu Beginn der 80er Jahre im DDR-Regime ein Umdenken hinsichtlich der preußischen Geschichte einsetzte und etwa die „soziale Seite“ Preußens ent­deckt wurde, wurde setzte man auch den „Alten Fritz“ in Einzelfällen wieder auf den Sockel. So kehrte etwa das monumentale Reiterdenkmal, das zwischenzeitlich im Hippodrom des Parks Charlottenhof zusammengefügt worden war, zurück nach Berlin und wurde nur sechs Meter von seinem ursprünglichen Standort aufgestellt. Den Denkmälern in Schlesien blieb eine solche glück­liche Wendung verwehrt. Seitdem sie 1945 abgerissen worden sind, fehlt von ihnen zumeist jede Spur.

DuBois’ Buch über die Denkmäler Friedrichs des Großen ist überraschend solide. Überraschend ist dies insofern, als es bei Books On Demand erschienen ist, einem Unternehmen, das gegen Bezahlung (fast) jedes beliebige Manuskript veröffentlicht. Dies muss nicht zwangsläufig auf eine mindere Qualität des Werkes schließen lassen; jedoch stellt sich durchaus die Frage, weshalb sich kein renommierter Verlag gefunden hat, der das betreffende Manuskript veröffentlicht.

DuBois hätte man einen solchen renommierten Verlag jedenfalls gewünscht, da seine Arbeit durch eine Fülle an Detailwissen überzeugt und ihr Autor die Entstehung der Denkmäler sehr kenntnisreich in den jeweiligen geschichtlichen Hintergrund einbettet.

Man hätte DuBois einen solchen renommierten Verlag aber auch deshalb gewünscht, weil in jenem Falle vielleicht einige typische „Anfängerfehler“ vermieden worden wären, beispielsweise das wenig gelungene, triste Cover – eine unkenntliche Negativablichtung eines Standbildes Friedrichs II. – oder der etwas sperrige Titel „Lebe er wohl … – Bewahrte, wieder errichtete und zerstörte Denkmale für Friedrich den Großen“. Über den fehlenden Fußnotenapparat kann man noch hinwegsehen – immerhin ist dies keine wissenschaftliche Arbeit –, jedoch wäre zumindest eine Nennung der verwendeten Literatur zu dem jeweils behandelten Denkmal für die eigene Recherche hilfreich gewesen. So muss man sich mit einem allgemeinen Literatur- und Quellenverzeichnis zufrieden geben. Dennoch ist das Buch, das von einer Vielzahl an zum Teil auch farbigen Bildern und einem Verzeichnis der Bildhauer der Denkmäler abgerundet wird, eine gelungene Einführung in die Materie. Daniel Napiorkowski

René DuBois: „Lebe er wohl … – Bewahrte, wieder errichtete und zerstörte Denkmale für Friedrich den Großen“, Books on Demand, Norderstedt 2010, 156 Seiten, 12,90 Euro.

Foto: Das wohl berühmteste Denkmal des Alten Fritz: Reiterstandbild Unter den Linden in Berlin


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