16.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
25.09.10 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-10 vom 25. September 2010

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

der Sommer hat sich abgemeldet, es herbstelt, und laut Kalender darf es das ja auch. Wer eine Reise unternommen hat, kann nicht nur was erzählen, sondern auch bildlich beweisen, was er gesehen und erlebt hat. Und wenn das Reiseziel unsere Heimat Ostpreußen war, landet manche Aufnahme auf meinem Schreibtisch. Eine gefällt mir so gut, dass ich sie unserer Ostpreußischen Familie nicht vorenthalten möchte, denn sie passt genau zu meinen Erfahrungen, dass es viele junge Menschen aus der Enkelgeneration in die Heimat ihrer Vorfahren zieht, um nach ihren Wurzeln zu suchen. Und sie auch zu finden, wie Frau Maria Zedler schreibt, denn sie ist eine geborene Kairies, und dieser Name ist allen alten Schwarzortern und Freunden des heute im litauischen Teil der Kurischen Nehrung gelegenen Ortes bekannt: Ihr Urgroßvater war Fischer in diesem schönen Nehrungsdorf, und nicht nur das bewog sie, nach Schwarzort zu fahren. Aber lassen wir sie selber erzählen:

„Meine Vorfahren stammen von der Kurischen Nehrung, mein Urgroßvater Michael Kairies war Fischer und Heimatdichter in Schwarzort. Nach ihrer Vertreibung ist die Familie auf Rügen gelandet. Sowohl mein Urgroßvater wie auch mein Großvater waren zunächst in Kriegsgefangenschaft, bevor sie nach Rügen kamen. Mein Großvater setzte die Fischertradition fort. Machte sein Kapitäns­patent und lebte bis zu seinem Tod im Jahr 1995 in Saßnitz auf Rügen. Die Geschichten, die in unserer Familie erzählt wurden, haben mich immer sehr fasziniert, die Kurische Nehrung musste ein ganz besonderes Fleckchen Erde sein. In diesem Sommer wollte ich mir endlich ein eigenes Bild machen und bin nach Schwarzort/Juodkrante gefahren. Tatsächlich ist es dort verwunschen schön. Es war beeindruckend und ergreifend, sich auf Spurensuche zu begeben und dabei auch fündig zu werden. Im Heimatmuseum, einer ehemaligen Schule, habe ich ein Foto meiner Urgroßmutter entdeckt, in der Kirche sind die Namen der Familien zu lesen, die bis 1944 in Schwarzort gelebt haben, dort sind auch Michel und Eva Kairies genannt. Das Haus meiner Vorfahren steht zwar nicht mehr, aber an seiner Stelle wurde in ähnlicher Bauweise ein neues Haus errichtet. Es ist inzwischen Jahrzehnte her, dass meine Familie auf der Kurischen Nehrung gelebt hat. Umso schöner ist es, dass es nach so langer Zeit noch Spuren gibt und man etwas von der Vergangenheit einfangen kann. Leider habe ich meinen Urgroßvater nicht mehr persönlich erlebt und kann auch meinen Großvater nicht mehr befragen, wie das Leben dort war. Aber ich habe „Witterung aufgenommen“ und versuche nun, so viel wie möglich in Erfahrung zu bringen und meine Wurzeln zu entdecken.“

Und dabei ist Maria Zedler auf unsere Ostpreußische Familie gestoßen. Denn in der Folge 32 vom 11. August 2001 berichteten wir, dass uns Frau Gerda Richter wertvolle Erinnerungen an Michael Kairies überlassen hatte, so ein 1942 aufgenommenes Foto des Fischers, einige Gedichte von ihm und einen Brief an den Schulrektor Harry Hörnig aus Riesa. Dieser hatte damals Schwarzort besucht und sich mit dem „Heimatsänger“ angefreundet, wie er den Fischer auf dem Foto bezeichnet. Michael Kairies bedankt sich in dem Brief für die Mühe, die sich Herr Hörnig mit dem Begutachten seiner Gedichte mache, und dass er ihm als sachlicher Berater zur Seite stehen wolle. Nun interessiert sich die Urenkelin für diese für ihre Familiengeschichte so wertvollen Relikte, die wir nach der Veröffentlichung an Interessenten, die sich meldeten, weiter gegeben hatten. Ich bitte diese nun, falls sie die Dokumente noch besitzen, mit Frau Zedler Kontakt aufzunehmen, damit sie Einblick nehmen kann. Aber auch andere Leserinnen und Leser, die Erinnerungen an Schwarzort und Michael Kairies haben, möchten sich bitte bei der jungen Frau melden, deren Bild heute unsere Kolumne bereichert. (Maria Zedler, Lychener Straße 6 in 10437 Berlin, Telefon 030/67304322, E-Mail: maria.zedler@gmx.de)

Vor einigen Wochen war auch Frau Adelheid Johann aus Schwabhausen auf Spurensuche im südlichen Ostpreußen und war begeistert von der schönen Landschaft. Ihre Wurzeln hat sie dort nicht, es geht vielmehr um die Transparenz des Schick­sals ihres Vaters Claus Mahler, der seit dem 19. Januar 1945 als vermisst gilt. Die letzten Lebenszeichen kamen in Form von Feldpostbriefen aus Osterode, wo die Einheit ihres Vaters, die 1. Kraftfahr-Abteilung der 1. Kompanie, in einer der beiden Kasernen lag. Aber in welcher? Wir haben schon vor drei Jahren diese Frage mit einem Foto von Claus Mahler gebracht, und Frau Johann hatte zu mehreren Lesern Kontakt bekommen, auch mit Söhnen und Töchtern anderer Soldaten, die zur gleichen Zeit in einer der Kasernen lagen und die ebenfalls vermisst sind. Nun war die Tochter in der Stadt am Drewenzsee und hat beide Kasernen aufgesucht, weil sie unterschiedliche Hinweise bekommen hatte. Der polnische Reiseleiter hatte behauptet, die Abteilung hätte in der Roten Kaserne gelegen, wogegen andere Auskunftsbereite, die als junge Menschen in Osterode gelebt hatten, meinten, es sei die Weiße Kaserne gewesen. Vielleicht können unsere Leser nun diese Frage klären: Wo hat die 1. Kraftfahr-Ersatz-Abteilung 1 der 1. Kompanie in Osterode gelegen? In der Grolmann-Kaserne in der Hindenburgstraße, die heute wegen ihrer roten Ziegel „Rote Kaserne“ genannt wird, oder in der Artilleriekaserne an der Kaiserstraße, der „Weißen Kaserne“? Hinweise könnte einer der letzten Feldpostbriefe von Claus Mahler geben, in dem er am 18. November 1944 schrieb, dass er als ROB (Reserve-Offiziers-Bewerber) im Range eines Gefreiten auf Kasernen- und Munitionsbunker-Wache sei, wo er zwischendurch im warmen Wachlokal Pause habe. Vielleicht erinnert sich jemand von unsern Lesern, ob dieser Munitionsbunker bei einer der beiden Kasernen lag – und gegebenenfalls bei welcher – oder ob er sich außerhalb von Osterode befand? (Adelheid Johann, Blüten­anger 23 in 85247 Schwabhausen, Telefon 08138/557, E-Mail: adelheid.johann@puajohann.de)

Auf Heimatreise war auch Frau Irmgard C. Pomper Gilliland aus Texas gegangen – diesmal führte diese sie allerdings nicht wie früher nach Königsberg und Cranz, wo ihre Wurzeln liegen, sondern an die Orte, in denen das Flüchtlingskind aufwuchs: um und in Cadenberge an der Unterelbe und in Hamburg. Dort fand „Irmchen“ noch alte Spiel- und Schulgefährten, mit denen sie und ihr Mann fröhliche Tage verbrachten, fand die Kirche, in der sie konfirmiert wurde, und die Hamburger Schule, die sie besuchte, ehe es dann über den großen Teich ging. Zum Abschluss ihrer Deutschlandreise besuchten sie mich in meinem Hause und in den Gesprächen mit mir war Irmgard wieder ganz „tohuus“. Für mich war es interessant von der intensiven Heimatarbeit in den verschiedenen Vereinen zu erfahren, an der die Ostpreußin aktiv mitwirkt. Es war ein richtiges „Plachanderstundchen“, und Irmgard Pomper Gilliland hat es auch gefallen, wie ihre E-Mail, die sie mir nach der Rückkehr sandte, beweist, denn sie schreibt, dass sie sich einen besseren Abschluss ihrer Deutschlandreise nicht hätte vorstellen können. Herzlichen Dank für die netten Worte und viele Familiengrüße nach Texas!

Ahnenforschung – da sind wir für viele Ratlose der letzte Weg, wenn alle anderen Bemühungen im Sande verliefen. Wie für Herrn Hans Peters und Frau Doris Stolzenberger, die auf der jahrelangen Suche nach den Großeltern von Frau Doris keinen Schritt weiter gekommen sind. Da diese mit großer Wahrscheinlichkeit aus Goldap stammen, führt die Spur dorthin, aber auch nach Königsberg. Großvater Gustav Stolzenberger ist vermutlich in Goldap geboren. Er soll Kutscher gewesen sein und später auf einer Werft in Königsberg gearbeitet haben. Weitere Angaben über Gustav Stolzenberger sind nicht vorhanden, nur dass er seit Januar 1945 als vermisst gilt. Von der Großmutter gibt es wenigstens einige konkrete Angaben. Sie wurde als Emma Kutz am 17. Juni 1880 in Goldap geboren. Wann und wo sie Gustav Stolzenberger heiratete, ist nicht bekannt. Als Wohnort wird Schöneberg, Abbau Nr. 6, Goldap genannt. Der Ehe entsprangen sieben Kinder, darunter auch Paul Otto Stolzenberger, der Vater von Frau Doris. Einer seiner Brüder hieß nach dem Vater Gustav. Großmutter Emma überlebte Kriegsende und Flucht, sie verstarb am 5. Dezember 1958 in Bad Lauchstädt, damals DDR. Eigenartig ist, dass auf der Kopie der Sterbeurkunde, von der sich das Ehepaar Peters Angaben auch zu dem Ehemann der Verstorbenen erhoffte, sein Name nicht verzeichnet ist. Es leben heute noch acht Enkelkinder, aber deren Angaben driften auseinander oder widersprechen sich sogar. Also heißt es: Familie hilf! Wer kannte Gustav Stolzenberger und weiß etwas über seine Herkunft und beruflichen Tätigkeiten zu sagen? Wer kannte die Familie, als sie in Schöneberg wohnte, und kann nähere Angaben über die Zeit bis zur Flucht machen? Leben noch weitere Verwandte von den Familien Stolzenberger/Kutz aus Goldap? (Hans Peters und Doris Stolzenberger, Hinter den Höfen 14 in 28757 Bremen, Telefon 0421/623877, Fax  0421/9494284, E-Mail: hans.peters@ewetel.net)

Auch Herr Meik Jekubzik aus Westerau hat schon alle Möglichkeiten ausgeschöpft, um das Schick­sal seines Onkels Paul Jekubzik zu klären. Die Suche stößt vor allem deshalb auf Schwierigkeiten, weil der Vermisste als Wehrmachtsangehöriger nirgends registriert ist, deshalb konnten weder die WASt noch der VDK oder die Suchdienste eine klärende Auskunft geben. Deshalb wird auch die Befragung unserer Ostpreußischen Familie kaum erfolgreich sein, aber versuchen wir es mal. Paul Jekubzik, *19. September 1927 in Groß Albrechtsort, Kreis Ortelsburg muss Mitte Januar 1945 zur Wehrmacht eingezogen worden sein. Die Spur verliert sich dann am Bahnhof Willenberg. Seitdem gilt er als vermisst. Die Frage ist nun, ob jemand mit Paul Jekubzik zusammen war, vielleicht ein Gleichaltriger – der Vermisste war damals ja erst 17 Jahre alt. Es könnten also noch ehemalige Kameraden oder andere Zeitzeugen diese Zeilen lesen und sich bei seinem Neffen melden. (Meik Jekubzik, Schulstraße 5 in 23847 Westerau, Telefon 04539/638.)

Unser letzter Suchwunsch hat zwar nichts mit Familienforschung zu tun, führt aber nach Ostpreußen, nach Königsberg. Herr Ulrich Werner aus Rothenburg/Oberlausitz hat bei der historischen Ausarbeitung zur Firmengeschichte seines Glasbetriebes in der schlesischen Oberlausitz in der Patentliteratur den Namen eines Mannes gefunden, der im Jahre 1890 mit dem Tafelglaswerk Otto Künzel in Uhsmannsdorf in Zusammenhang gebracht wird. Es handelt sich um Dr. Hermann Scriba, *1875 in Heilbronn. Er erlangte den Doktorgrad 1898 an der Universität Heidelberg und war als Fabrikant und Chemiker in Königsberg tätig. Der kinderlose Mann verstarb 1934. Im Königsberger Einwohnerbuch von 1941 ist der Name „Scriba“ unter „Carl Scriba, Modesalon, Münzstr. 9“ zu finden. Bestand hier eine Verwandtschaft? Wer weiß etwas über Dr. Hermann Scriba und seine Tätigkeit in Königsberg? (Ulrich Werner, Buschweg 14 in 02929 Rothenburg/OL, Telefon 035891/35576, E-Mail: LAB-U.Werner@t-online.de)

Eure Ruth Geede


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren