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25.09.10 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-10 vom 25. September 2010

Mehr Quoten! / Wie der Staat zu unserem Geld kommt, was sich hinter »hervorragenden Beziehungen« verbirgt, und was Frau Reding als nächstes macht
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Da sind sie endlich: Heftig hat Deutschland darum gerungen, auch ein paar Guantánamo-Häftlinge abzubekommen. Nun hat man uns zwei überlassen. Jetzt zeigen wir mal, was integrationspolitisch in uns steckt. Es werden weder Kosten noch Mühen gescheut: Der staatenlose Palästinenser Ayman Muhammad Ahmad S. kam Ende vergangener Woche in Hamburg an. Dort erwartete ihn sein persönlicher Betreuer, außerdem eine Wohnung, Sozialhilfe und die Aussicht, über das zunächst genehmigte Jahr hinaus in Deutschland bleiben zu dürfen.

Hamas-Aktivist S. wollte eigentlich in den Heiligen Krieg gegen die Amerikaner ziehen und Ungläubige erschießen. Dazu kam er aber aufgrund unglücklicher Umstände nicht: Die Amis nahmen ihn 2002 fest, bevor er loslegen konnte. Nun möchte sich der 34-Jährige in Hamburg niederlassen und „soziale Kontakte knüpfen“, wie verlautbart wird. Was für „Kontakte“ er anstrebt, dafür interessiert sich niemand so sehr wie Hamburgs Innensenator Heino Vahldieck. Der Christdemokrat will den Guantanamero in „enge Manndeckung“ nehmen, sprich: Rund-um-die-Uhr-Überwachung. Nachdem vor vier Jahren ein in NRW lebender Islamist in den Verdacht geriet, während der Fußball-WM einen Anschlag verüben zu wollen, waren 24 Beamte nur damit beschäftigt, den Mann rund um die Uhr im Auge zu behalten. Vahldiecks Engagement wird daher bei Hamburgs Polizisten, die gerade gegen schmerzhafte Kürzungen und quälende Personalnot auf die Straße gehen, einen sagenhaften Eindruck machen: Die deutsche Politik versteht es eben, Prioritäten zu setzen!

Das erleben auch die Berliner, die in ihren Stammlokalen von „Zweierteams des Ordnungsamtes“ heimgesucht werden, die nach Aschenbechern fahnden,  um das gesundheitsschädliche Rauchen zu bekämpfen. Draußen vor der Tür gehen derweil die zwölfjährigen Drogendealer ihren Geschäften nach, bei denen ihnen die Staatsmacht zuguckt. Aber warum sollte sie da auch eingreifen? Bei dem strafunmündigen  Dealer kann sie ja nicht mal ein Bußgeld eintreiben. Den Wirt der Schwarzraucher-Kneipe hingegen kann man saftig zur Ader lassen. Aus demselben Grund ist das Falschparker-Abkassieren auch viel attraktiver für den Staat als Beamte einzustellen, die die Wagen nachts vorm Abfackeln bewahren.

Allerdings schlagen die Bürger dem Apparat häufig ein Schnippchen, indem sie sich dreist an die Regeln halten und so kaum zu schröpfen sind. Doch dagegen hat man in Sachsen einen Trick entwickelt: Entwerfe Vorschriften, die derart idiotisch und unglaublich sind, dass kein Bürger außerhalb geschlossener Einrichtungen auf die Idee käme, dass sie   existieren. Zunächst halte sie ein paar Jahre geheim, bis ordentlich dagegen verstoßen wurde, und dann schlage zu: Das Finanzamt Plauen hat einem Imbissbetreiber 38000 Euro Steuernachzahlung aufgebrummt, weil seine Portionen zu groß seien und sein Hawaii-Schnitzel obendrein zwei statt einer Scheibe Ananas aufweise und eine geschmolzene Käsescheibe, die dort im Sinne der Verordnung nichts zu suchen habe. Das meldet die „Sächsische Zeitung“ (am 15. September, nicht am 1. April). Hilflos barmt der Imbissmann um sein finanzielles Überleben: Er koche für Arbeiter, die benötigten mehr Kalorien als Finanzbeamte. Keine Chance, der sitzt in der Falle!

Wenn der Hamburger Therapeut mit seinem Hamas-Schützling durch ist, sollte er mal im Plauener Finanzamt vorbeischauen. Da gäbe es einige Fälle für einen robusten Seelendoktor, der krasse Herausforderungen nicht scheut.

Deutschland braucht sowieso viel mehr Therapeuten. Denken wir nur an all die verkrachten Paare! Nach außen halten sie die gutbürgerliche Fassade aufrecht und loben auf Partys ihre „hervorragende Beziehung“. Doch kaum zu Hause, geht’s rund. Da drangsaliert der eine Partner den anderen aufs Übelste. Und wenn der Gepiesackte auch nur ein biss­chen zurückkeilt, dann gibt’s erst richtig Dresche, solange, bis er sich kleinlaut entschuldigt. Was das Skurrilste ist: Der, der ständig austeilt, spielt dabei meist den ewig Gekränkten, während die andere Hälfte sich von einem Schuldgefühl ins nächste windet.

Meist bemerken wir Außenstehenden das Drama gar nicht. Erst dieser Tage wieder beschworen alle die „hervorragende Beziehung zwischen Polen und Deutschland“, die bei Lichte genauso funktioniert wie diese Sado-Maso-Tragödien hinter den hübschen Gardinen: Der eine hat jederzeit das Recht, gekränkt zu sein und teilt derbe aus. Dem anderen bleibt nichts übrig, als demütig einzustecken und seine ewige Schuld zu bekennen. Muckt er mal auf, muss er umgehend bereuen wie nun Frau Steinbach. Doch selbst das bringt ihm außer einer gönnerhaft hingeschleuderten Viertel-Absolution nichts ein. Wenn überhaupt.

Polen beklagen sich übrigens hin und wieder darüber, dass ihr Land in Deutschland weitaus weniger Interesse und Beachtung finde als Deutschland bei den Polen, sprich: Viel zu viele Deutsche vernachlässigen unsere „hervorragende Beziehung“! Nun ja, bei dieser Rollenverteilung irgendwie nachvollziehbar.

Doch im „gemeinsamen Haus Europa“ kann man sich nicht einfach ignorieren, selbst wenn Nicolas Sarkozy das mit EU-Kommissarin Viviane Reding am liebsten getan hätte. Nachdem sie ihm mit dem Zweiten Weltkrieg gedroht hatte, lief das aber nicht mehr. Sie erinnern sich: Es geht um eine Gruppe bulgarischer und rumänischer Roma, die Paris gerne wieder los wäre, was Frau Reding an die Deportationen zur Zeit des Krieges erinnert hat. Die Replik Sarkozys, die Kommissarin könne die Zigeuner gern bei sich zu Hause in Luxemburg aufnehmen, hat in dem kleinen Großherzogtum für einigen Wirbel gesorgt. Die Bemerkung des Franzosen sei „boshaft“, zischte Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn. Die EU fordert Frankreich und die anderen europäischen Länder auf, sich menschenverachtende Ausweisungen aus dem Kopf zu schlagen und stattdessen endlich mehr für die Integration der Roma zu tun. Doch wenn die sich gar nicht integrieren lassen wollen? Dann müssen wir eben noch mehr für ihre Integration tun. Und wenn die es dann immer noch nicht wollen? Dann noch, noch, noch mehr! Immer weiter!

Moment mal, wollen die uns verkaspern? Aber mitnichten: Nur fällt Brüssel aus Gründen der guten Gesinnung leider nichts anderes ein als immer mehr vom Immergleichen zu fordern.

Viviane Reding ist das schon irgendwie unangenehm, weshalb sie gern das Thema wechselt und nun eine Frauenquote in den  Chefetagen von Europas Unternehmen fordert. Mindestens 30 Prozent soll dort weiblich besetzt sein, weil Frauen benachteiligt werden. Nur Frauen? Forscher haben ermittelt, dass Glatzköpfe weniger Chancen haben als Vollschöpfe, weil die intakte Haarpracht auf dem Bewerbungsfoto den Eindruck von Jugend und Frische vermittle. Der Verfasser dieser Zeilen, am Scheitel selber schon reichlich verödet, fordert daher eine Quote für die von der Natur Gemähten.

Quoten sind die beste Medizin gegen Diskriminierung. Denn wo freie Wahl herrscht, wird immer diskriminiert. Man kann ja nicht alle wählen. Wenn wir die europäischen Gesellschaften durchquotiert haben, gilt es daher, endlich das EU-Parlament diskriminierungsfest zu machen, ergo: die Sitze dort nach Quoten an die Parteien zu vergeben. Dabei sollte man auch der europäischen Jugend, den Gewerkschaften sowie unseren Sportlern und Kulturschaffenden eine fixe Zahl von Plätzen in der Europäischen Bevölkerungenkammer reservieren. Frau Reding könnte so ihr Lebenswerk würdig krönen. Und sie müsste diese Reform nicht mal neu erfinden. Schließlich staubt in unseren Archiven noch die Verfassung eines deutschen Staates vor sich hin, in dem das alles in ihrem Sinne geregelt war.


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