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02.10.10 / »Wiedersehen mit Tilsit« / Ausstellung mit Malerei, Graphik und Skulpturen Sebastian Holzners

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-10 vom 02. Oktober 2010

»Wiedersehen mit Tilsit«
Ausstellung mit Malerei, Graphik und Skulpturen Sebastian Holzners

Die engen Kontakte der Stadtgemeinschaft Tilsit mit dem Museum ihrer Heimatstadt tragen Früchte. Ein gemeinsames Anliegen besteht darin, das künstlerische Schaffen gebürtiger Tilsiter den heutigen Bewohnern der Stadt am Memelstrom nahezubringen. Nachdem bereits im Frühjahr eine Ausstellung von Graphiken des Tilsiters Armin Müller-Stahl auf großes Interesse des russischen Publikums stieß, wurde kürzlich zum diesjährigen Stadtfest eine neue Ausstellung eröffnet. Sie zeigt Werke aus dem Schaffen von Sebastian Holzner und steht unter dem Motto „Das langersehnte Wiedersehen mit Tilsit“.

Sebastian Holzner wurde 1940 in Tilsit geboren. Der Name Holzner war in Tilsit ein Begriff. Sein Vater betrieb eine renommierte Buchhandlung, bekannt als „Bücherstube am Hohen Tor“. Holzner, der heute in Eibelstedt bei Würzburg lebt, studierte an der Münchner Akademie für bildende Künste und kann auf ein reiches Schaffen zurückblicken. Nun, zu seinem 70. Geburtstag, bestand sein sehnlichster Wunsch darin, die Ergebnisse seines Wirkens in seiner Geburtsstadt zu präsentieren. Die Stadtgemeinschaft Tilsit und auch die Landsmannschaft Ostpreußen unterstützten sein Projekt ideell und finanziell.

An die 80 Arbeiten der Malerei und Graphik sowie vor allem Skulpturen stellt der Künstler nun im Tilsiter Stadtgeschichtlichen Museum vor. In seinen Plastiken spürt man, wie Holzner die Bewegung und die Balance zwischen der Form und ihrer Auflösung in die Körperlosigkeit sucht. So lässt in der Plastik „Der Gedanke“ eine vor Augen und Stirn gelegte Hand Gedanken entstehen, die in einem flüggen Vogel versinnbildlicht werden. Die Skulptur „Thingplatz“ bringt eine kindliche Erinnerung an die Tilsiter Kulturstätte zum Ausdruck, wo er seine Mutter bei gymnastischen Vorführungen beobachten konnte. Die Arbeit „Danzig–Königsberg–Tilsit“ ist dem Andenken an die einstigen Bewohner dieser Städte gewidmet.

Bei der Vernissage hieß die Direktorin des Tilsiter Stadtgeschichtlichen Museums, Angelika Spiljowa, den Künstler herzlich in seiner Heimat willkommen und würdigte die Besonderheit der Ausstellung. Sebastian Holzner überbrachte freundschaftliche Grüße der Stadtgemeinschaft Tilsit und sagte den Besuchern: „Ich wohne im Westen Deutschlands. Doch Tilsit und dieses Land an der Ostsee ist meine Heimat. Nach vielen Jahren sah ich sie wieder. Jetzt weiß ich: Dieses Land ist ein Pfeiler für die Brücke zwischen Osten und Westen.“

Mit großem Interesse betrachteten die Besucher, unter ihnen auch alte Tilsiter, die Kunstwerke. Holzner gab hilfreiche Erläuterungen zu Form und Gestaltungsweisen des bildhauerischen Schaffens zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion.

Aufschlussreich waren auch die vielen persönlichen Gespräche. Seine Lebensgeschichte sei typisch für alle seine ostpreußischen Landsleute – so machte Holzner es deutlich: ein Leben voller Sehnsucht nach der verlorenen Heimat und dem Schmerz über die gekappten Wurzeln. Deshalb sei er immer ein Suchender gewesen und habe versucht, dies in seinen Werken zum Ausdruck zu bringen. Dass ihm das gelungen ist, bewies der dankbare Applaus.        Hans Dzieran


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