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09.10.10 / Die dreifache Feier / Wird der 3. Oktober künftig nur noch in Berlin begangen?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-10 vom 09. Oktober 2010

Die dreifache Feier
Wird der 3. Oktober künftig nur noch in Berlin begangen?

Ein eher blasser Nachgeschmack bleibt von den vielfachen offiziellen Feiern zum 20. Jahrestag der deutschen Einheit zurück. Bundespräsident Christian Wulff hat eine Rede ohne Peinlichkeiten, aber eben auch ohne jedes Glanzlicht gehalten. Was er zum aktuellen Thema Nummer 1 des Landes zu sagen wusste – der brisanten Mischung aus Geburtendefizit, Massenzuwanderung, schlechter Integration, Bildungsproblemen und Islamisierung – ging kaum über das hinaus, was Politiker aller Bundestagsparteien seit langem zu diesem Themenkreis vortragen. Obwohl Orientierung gefordert war, hat kaum jemand diese Rede als wegweisend oder gar prägend wahrgenommen.

Dazu mag die unvorteilhafte Doppelung, ja Trippelung der Feierlichkeiten in Berlin und Bremen beigetragen haben. Neben den offiziellen Feiern (in diesem Jahr Bremen) standen gleich zwei prominente Termine in Berlin: Der Festakt im Berliner Abgeordnetenhaus am Abend des 2. Ok-tober mit Joachim Gauck als Festredner und schließlich der Festakt von Bundestagspräsident Norbert Lammert vor dem Reichstag am Sonntagabend. Das war aus Sicht der meisten Beobachter mindestens eine Feier zu viel, zumal am Sonntagnachmittag plötzlich fast die gesamte Staatsspitze gleichzeitig im selben Flugzeug von Bremen nach Berlin flog, was generell als problematisch gilt.

Gauck selbst gab mit seinem etwas penetranten Hinweis zu seinem Auftritt in Berlin, es gehe nicht um einen „Sängerwettstreit“ der Festredner, selbst das Stichwort. Seine Rede, an Klarheit derjenigen des Präsidenten in vieler Hinsicht überlegen, hinterließ trotz aller inhaltlichen Qualität stilistisch einen schiefen Eindruck – schließlich hat Gauck erst unlängst in der Bundespräsidentenwahl den Kürzeren gezogen.

Der Festakt des Bundestagspräsidenten am Sonntagabend wurde von mehreren Ministerpräsidenten sogar direkt boykottiert. Sie treibt die Sorge um, die Einheitsfeiern könnten künftig ganz nach Berlin abwandern. Eben das fordern nun offen die Vorsitzenden der Bundestagsfraktionen von SPD und CDU/CDU, Joachim Poß und Volker Kauder. In Zukunft solle es nur noch eine Veranstaltung in Berlin geben: „Der nationale Feiertag sollte – bei aller Würdigung des Föderalismus – in der Hauptstadt begangen werden“, sagte Poß, mit den Bundesländern solle „in aller Freundschaft“ darüber gesprochen werden. Ganz analog erklärte Kauder, er werde mit den anderen Fraktionschefs beraten, „wie wir nun jedes Jahr vom Parlament aus in der Hauptstadt die Einheit unseres Landes feiern können“. Erfahrungsgemäß führen gemeinsame Vorstöße der beiden größten Fraktionen meistens zum Ziel, auch wenn hier mit ebenfalls parteiübergreifenden Widerständen aus den Ländern zu rechnen ist.

Wie üblich gab es auch in diesem Jahr weitere Festakte in den Landeshauptstädten. In Dresden sprach Ex-Ministerpräsident Kurt Biedenkopf. Er verwies auf die „osmotische“ Übernahme von Ost-Praktiken im vereinten Deutschland, etwa der Kinderbetreuung und des achtjährigen Gymnasiums. K.B.


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