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09.10.10 / Polemik ohne Beleg / Wie Prof. Wolfgang Benz Konrad Löw zu widerlegen versuchte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-10 vom 09. Oktober 2010

Polemik ohne Beleg
Wie Prof. Wolfgang Benz Konrad Löw zu widerlegen versuchte

Wie standen die Deutschen in der NS-Zeit zur Politik der Judenverfolgung? Es ist gesichert, dass vor den für die Machtergreifung entscheidenden Reichstagswahlen von 1932 und 1933 die NSdAP auf öffentliche antisemitische Agitation weitgehend verzichtete – offenbar im Wissen, wie unpopulär dieser Teil ihres Programms war. Auf der anderen Seite ist klar, dass nicht nur die meisten Vollstrecker des Holocaust Deutsche oder Österreicher waren, sondern dass es dem Regime keine Schwierigkeiten bereitet hat, beispielsweise Abnehmer für geraubtes jüdisches Eigentum zu finden. Niemand hätte dergleichen annehmen müssen, auch nicht in der schlimmsten Diktatur.

Zwischen diesen beiden Polen bewegt sich die seriöse Forschung über Art und Umfang der Unterstützung, die der mörderische Antisemitismus des NS-Regimes in der deutschen Bevölkerung hatte. Konrad Löw gehört dabei zu denjenigen, die insbesondere anhand der Aussagen jüdischer Opfer nur geringe Sympathien unter den Deutschen für die Judenpolitik des NS-Regimes nachweisen zu können glaubten. Seine Kritiker tun sich mit seinen Arbeiten schwer, da es kaum möglich ist, Löw zu widersprechen ohne gleichzeitig die Glaubwürdigkeit seiner meist jüdischen Zeugen in Zweifel zu ziehen. Trotzdem steht Löw seit längerem im Fokus massiver Kritik, ja harter Polemik.

Bezeichnend dafür ist eine Passage aus einem Interview in der „Welt“ vom 14. April 2007. Der Redakteur Sven Felix Kellerhoff fragte darin den bekannten Historiker und Antisemitismusforscher Professor Wolfgang Benz: „Konrad Löw schreibt, der Holocaust habe nicht mit Billigung oder gar Hilfe des deutschen Volkes stattgefunden.“ Benz antwortete: „Die These ist nicht neu, sondern die uralte Lebenslüge von ein bis zwei Generationen Deutscher, die sich zusammenfassen lässt: Erstens hätten die Deutschen von der Judenverfolgung und ihrem schrecklichen Höhepunkt nichts gewusst; zweitens hätten sie die antisemitische Politik stets missbilligt; drittens sei eine kleine Bande Bösewichter verantwortlich, die auf unerklärliche Weise Macht über das deutsche Volk bekommen habe.“

Doch genau so argumentiert Löw nachweislich gerade nicht. Er differenziert sehr genau zwischen den tatsächlichen Tätern und den ebenfalls schuldig Gewordenen, die zustimmend schwiegen, auf der einen Seite und denjenigen, die die Judenverfolgung eben doch – wenn auch meist schweigend – ablehnten. Benz’ harsche Kritik an Löw in dem zitierten Interview („für die Wissenschaft unnütze Thesen“, „nicht an Aufklärung interessiert“, „Ideologieproduzent“) kommt ohne ein wörtliches Zitat des Angegriffenen aus. Kaum haltbar ist die von Benz zu Beginn des Interviews geäußerte These „Gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung hätte die Verfolgung gar nicht stattfinden können.“ Es ist nun einmal kennzeichnend für Diktaturen, dass sie auf den Mehrheitswillen keine Rücksicht nehmen müssen. Auch Stalins Politik der Deportation ganzer Völker kam ohne einen entsprechenden Mehrheitswillen aus.          K.B.


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