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09.10.10 / Mächtiger Manager ersetzt / Italien: UniCredit im Zwielicht – Einfluss von Gaddafi

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-10 vom 09. Oktober 2010

Mächtiger Manager ersetzt
Italien: UniCredit im Zwielicht – Einfluss von Gaddafi

Wenn ein so erfolgreicher Spitzenmanager wie UniCredit-Chef Alessandro Profumo plötzlich aus dem Amt scheidet, kommen zwangsläufig Gerüchte auf – die durch die sehr knappe Stellungnahme des UniCredit-Verwaltungsratspräsidenten Dieter Rampl weiter angeheizt wurden. Und tatsächlich stecken hinter dem Rauswurf Profumos persönliche Rivalitäten, innenpolitische Machtkämpfe und nicht zuletzt Geschäftsinteressen, die mit der „Männerfreundschaft“ zwischen Ministerpräsident Silvio Berlusconi und dem libyschen Machthaber Muammar Al-Gaddafi zu tun haben.

Die Aufregung über Profumos Abfindung ist natürlich eine willkommene Ablenkung, denn 40 Millionen Euro wecken die üblichen Neid-Komplexe, ohne zu berücksichtigen, dass der heute 53-Jährige wirklich etwas geleistet hat: Er machte eine verschlafene Mailänder Regionalbank zur größten Bank Italiens – die in der Finanzkrise keine Staatshilfe beanspruchte – und zu einer der größten Europas. Dies gelang ihm erstens dadurch, dass er norditalienische Sparkassen dazu brachte, ihr Kapital in mehreren Stiftungen zu bündeln, die nun Kernaktionäre der UniCredit sind.

Auch wurden einige Banken im In- und Ausland übernommen, darunter 2005 die Münchner HypoVereinsbank (HVB). Eingefädelt hatte das aber der damalige HVB-Chef Rampl selber – zu für UniCredit und ihn persönlich sehr „günstigen“ Bedingungen. Erst zwei Jahre davor hatte der damalige Chef der Bank Austria (BA) sein Haus an die HVB verscherbelt. Doch für ihn hat es sich nicht gelohnt und für die BA-Aktionäre noch weniger: Die im Tausch erhaltenen HVB-Aktien waren ein Jahr später nur mehr ein Zehntel wert, während die BA bis heute einer der profitabelsten UniCredit-Teilbetriebe ist. Beide Übernahmen waren Musterbeispiele für das, was sich trotz aller Kontrollen hinter den Kulissen abspielt.

Den Sturz Profumos erreichte Rampl nun just mithilfe der Verwaltungsräte von den Sparkassenstiftungen – die ihrerseits heute unter dem Einfluss der Lega Nord stehen und Profumo für den „wachsenden Gaddafi-Einfluss“ verantwortlich machen. Wie das?

Laut UniCredit-Statuten kann kein Aktionär mehr als fünf Prozent der Stimmrechte haben, aber die libysche Notenbank hat bereits knapp fünf Prozent, und seit kurzem hält auch die Libyan Investment Authority 2,6 Prozent. Dass beide behaupten, von einander völlig unabhängig zu sein, wird angezweifelt − Banken- und Börsenaufsicht haben schon Ermittlungen darüber aufgenommen. Und auch über die vom Profumo-Abgang ausgelösten Kursbewegungen, denn der Verdacht auf „Insider-Trading“ liegt nahe. Zeitgleich wurden auch Ermittlungen gegen die Vatikan-Bank eingeleitet – Zufall oder Ablenkungsmanöver?

Obwohl Berlusconi die vorwöchige Vertrauensabstimmung souverän bestand, wird seine Koalitionsregierung nach dem Absprung der Gruppe um Gianfranco Fini auch durch die Spannungen mit der Lega Nord zunehmend belastet. Beobachter rechnen sogar damit, dass Profumo jetzt in die Politik geht und mit einer linksliberalen Oppositionsbewegung reelle Chancen hätte, Berlusconi zu stürzen. R. G. Kerschhofer


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