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09.10.10 / Bernanke lobt Europäer / Überraschende Wende des Fed-Chefs: Schulden würden zur Gefahr

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-10 vom 09. Oktober 2010

Bernanke lobt Europäer
Überraschende Wende des Fed-Chefs: Schulden würden zur Gefahr

Überraschende Einsichten vom anderen Ufer des Atlantik: Der Chef der US-Notenbank „Fed“, Ben Bernanke, hat Washington dringend zu mehr Sparsamkeit aufgerufen und die Europäer als Beispiel für eine erfolgreiche Stabilisierung der Staatsfinanzen gelobt.

Diese jüngste Auslassung des Notenbänkers steht in scharfem Gegensatz zu früheren Verlautbarungen vor allem aus Bernankes engerem Umfeld. Von dort war die „übertriebene Sparwut“ insbesondere der Deutschen als grundfalsch verurteilt worden. Deutschlands Kurs wurde gar als Gefahr für die Weltwirtschaft gegeißelt, weil Berlin mit seiner (im Vergleich zu den USA oder Großbritannien) eher maßvollen Defizitpolitik die eigene Konjunktur abwürge. Da aber Deutschland die wichtigste Volkswirtschaft von Europa sei, würde dies über den Kontinent hinaus die ganze Welt in Mitleidenschaft ziehen, so die Ankläger in New York und Wa-shington.

Nun die Wende um 180 Grad: „Wenn die gegenwärtige Politik (der USA) fortgesetzt werden sollte, dann begeben wir uns auf einen nicht nachhaltigen Pfad“, raunt der Fed-Chef in einer für einen Notenbänker bemerkenswerten Deutlichkeit. Ins Grobe übersetzt sagte er nämlich: Wenn wir so weitermachen, fahren wir gegen die Wand. Daher benötige man dringend klare haushaltspolitische Regeln für den schrittweisen Ausstieg aus der Schuldenmacherei, auch um das Vertrauen der Bürger zurückzugewinnen, so Bernanke weiter. Dabei seien die „guten Erfahrungen“ in Europa wegweisend. Hiermit dürfte er auf die eben noch heftig gescholtene deutsche Schuldenbremse angespielt haben.

Um Vertrauen werben müssen die USA indes längst nicht nur bei ihren eigenen Bürgern. Das Land importiert seit vielen Jahren deutlich mehr als es importiert. Diese Lücke ist nur zu finanzieren, wenn die Außenwelt weiter bereit ist, einen Großteil ihrer Finanzreserven in US-Dollar anzulegen.

Doch diese Bereitschaft schwindet: Der US-Regierung fällt es immer schwerer, Abnehmer für amerikanische Staatsanleihen zu finden. Die „US-Bonds“ galten bis vor kurzem als eine der sichersten Anlagen der Welt, auch wenn die Verzinsung jämmerlich ist. Der Glanz vergeht jedoch. Nach Berechnungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) entsteht bereits 2010 eine Deckungslücke von 1,6 Billionen Dollar bei den Bonds. Das heißt: Die US-Regierung findet für Staatsanleihen im Gesamtwert von 1,6 Billionen Dollar keine Abnehmer mehr am freien Kapitalmarkt. Diese Lücke soll nach Einschätzung des IWF bis 2015 auf 5,4 Billionen Dollar anwachsen.

Die Zahlen geben Aufschluss darüber, wie stark das Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit der Vereinigten Staaten bereits wankt. Die einzige andere Möglichkeit, sich frisches Geld zu beschaffen, besteht darin, dass die Fed immer mehr Bonds direkt kauft, was sie bereits in großem Umfang tut. Dies jedoch bezeichnen Finanzexperten schlicht als „Gelddrucken ohne realwirtschaftlichen Gegenwert“. In der Vergangenheit führte eine solche Politik praktisch immer zu heftiger Inflation. Eine solche aber könnte die Stellung des US-Dollar als Weltleitwährung untergraben, mit üblen Folgen für die globale Stellung der USA insgesamt.       H.H.


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