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16.10.10 / Erfolg nur in Nischen / Der Umsatz der Verlagsbranche sinkt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-10 vom 16. Oktober 2010

Erfolg nur in Nischen
Der Umsatz der Verlagsbranche sinkt

Die Ware Buch scheint ein Auslaufmodell zu sein, das Event Frankfurter Buchmesse dito. Seit Jahren meldet die Messestatistik stereotyp 7300 Aussteller und 300000 Besucher, doch leere Standflächen und tröpfelnde Besucherrinnsale signalisierten bei der 62. Messe 2010 deutlichen Rückgang. Vom Leipziger Pendant abgeguckte „Magnete“, zum Beispiel eine Antiquariatsmesse, zogen nicht, Buchliebhaber unter 30 gibt es wohl gar nicht mehr. Der Werbeeinfall „Ehrengast Argentinien“ aktivierte viel Prominenz und wenig Interesse: Das Land wurde in Halle 5.1 und Forum hinter Südamerika, Spanien, Italien, Türkei bis zur Unauffindbarkeit versteckt – Rindfleisch, Tango und Maradonna bleiben alles, was Deutschen zu Argentien einfällt. Weniger bekannt hingegen sind die verschiedenen Hintergründe zur argentinischen Militärdiktatur in den 70er Jahren.

Die Buchbranche erlebte 2010 ein Minus von 2,4 Prozent im Absatz und 2,6 Prozent im Umsatz, wobei das September-Plus von 31 Prozent eingerechnet ist, das vor allem der Sarrazin-Bestseller verursachte. Generell deutet sich eine Trendwende an, da auffallend viele Verleger charmante Nischen aufgetan haben: Halb vergessene Persönlichkeiten, Ereignisse und Autoren füllen Bücher und Regale, in Themen und Aufmachung überraschende Bücher sind Erfolge: Was als Orchidee mit geringer Verkaufschance anmutet, ist tatsächlich ein heimlicher Bestseller, der gerade die fünfte Auflage ausbrütet.

Das Angebot neuer Literaturzeitschriften begeistert, Nischenmedien wie das österreichische „literadio“ weckten mit fröhlichem Life-Radio neue Leselust. Nischen-Buchprovinzen wie das „Lëtzebuergesch“ zeigen Flagge: Man repräsentiert einen Markt von 250000 Lesern, der Auflagen bis zu 1500 kennt – sagt Susanne Jaspers, Präsidentin des luxemburgischen Verlegerverbands. Ähnlich selbstbewusst treten Verleger aus Bosnien, Kosovo oder Kasachstan auf – bis hin zu Lutheranern aus Arabien, die hier angstfrei erzählen, mit welchen Nöten sie im muslimischen Umfeld kämpfen: „Derzeit brennen unsere Kirchen in Ägypten.“  Wolf Oschlies


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