18.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
16.10.10 / Wie falsches Sparen Geld versenkt / Brüssel will, dass in der EU Wasser gespart wird, und treibt damit die Preise

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-10 vom 16. Oktober 2010

Wie falsches Sparen Geld versenkt
Brüssel will, dass in der EU Wasser gespart wird, und treibt damit die Preise

In wenigen Monaten dürfte die überarbeitete EU-Ökodesign-Richtlinie vorliegen. Bereits im April 2009 stimmte das EU-Parlament einer Ausweitung der Ökodesign-Richtlinie zu, die es der EU-Kommission ermöglicht, nicht nur ökologische Standards für energiebetriebene Produkte zu setzen, sondern auch für Produkte, die nur indirekt zum Energieverbrauch beitragen. Das bedeutet konkret, dass Brüssel in Zukunft auch „energieverbrauchsrelevante“ Produkte wie Fenster, Wasserhähne und Duschköpfe normieren kann, etwa um den Verbrauch von Heizenergie, Strom oder Wasser in der EU zu senken.

Derzeit ist eine Arbeitsgruppe in Brüssel dabei, die verschiedensten Produktgruppen auf die neue Richtlinie, hin zu prüfen. Ob Klima- und Lüftungsanlagen, elektrisch oder fossil betriebene Heizeinrichtungen, Geräte für die Lebensmittelzubereitung, Industrie- und Laboröfen, Werkzeugmaschinen, Netz-, Datenverarbeitungs- und Datenspeicherausrüstung, Kühl- und Tiefkühleinrichtungen, bild- und tongebende Geräte, Transformatoren oder wasserführende Geräte − der Drang der Kommission nach EU-weiten Normen ist groß.

Hans-Joachim Reck, Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) versucht derzeit, Brüssel auszureden, künftig nur noch Duschköpfe mit Durchflussbegrenzer zu erlauben, um so Wasser zu sparen. Denn, so Reck, im vom Regen über Bedarf gesegneten, von Flüssen, Seen und Grundwasseradern durchzogenen Deutschland besteht keineswegs ein Bedarf, dass die Deutschen noch mehr Wasser sparen als bisher, das täten sie schon jetzt eher zu viel. 1990 lag der Pro-Kopf-Verbrauch bei 147 Litern pro Tag, derzeit sind es nur noch 122.

Kann man zu viel Wasser sparen? Fragt man die deutschen Wasserversorger, dann eindeutig ja. Denn die gesamte Wasserinfrastruktur ist für einen größeren Bedarf ausgerichtet, als er bereits jetzt vorhanden ist. Schon jetzt würden menschliche Exkremente, Fett und Essensreste in den breiten Rohren festkleben, faulen und stinken, da zu wenig Abwasser durch die Kanäle fließe. Neben möglichem Gestank vor allem an heißen Sommertagen drohe die Verkeimung. Zudem lagern sich Kupfer, Nickel und Blei ab, was die Wasserqualität vermindere. Schon jetzt müssten einige kommunale Versorger selber Tanklastzüge voll Wasser in die Kanäle kippen, um alles zum Fließen zu bringen.

Die Alternative wäre, die dicken, alten Wasserrohre gegen dünnere auszutauschen, um durch den so verminderten Umfang die Fließgeschwindigkeit wieder zu erhöhen. Doch das kostet die klammen Kommunen Millionen und dauert zudem Jahre. Auch steigt bei sinkender Nachfrage der Wasserpreis pro Liter, da die Fixkosten mehr als 80 Prozent des Wasserpreises ausmachen. Wird weniger Wasser verbraucht, müssen diese Fixkosten auf eine geringere Menge umgelegt werden, so dass der einzelne Liter teurer wird.

Zwar lernen Kinder schon in der Schule, dass sie Wasser sparen sollen, weil die Menschen in Afrika keines haben, doch diese Logik ist offenbar  falsch. Schon die unter Wasserarmut leidenden Landstriche in Südspanien können nicht davon profitieren, wenn die Deutschen Wasser sparen, da es keine Leitungen gibt, die Wasser von hier nach dort transportieren. Derartiges hat Brüssel auch nicht geplant. Doch trotzdem sollen die Deutschen Wasser sparen.

Jörg Rechenberg vom Umweltbundesamt in Dessau bezeichnete die Brüsseler Pläne gegenüber dem „Spiegel“ gar als „Duschkopf-Pipifax“. Die EU-Bürokraten sollten sich lieber überlegen, „wie sinnvoll der Gemüseanbau in knochentrockenen Landstrichen wie Andalusien ist“. Auch sollte überprüft werden, wie viel Wasser auf dem Weg vom Wasserwerk durch die löchrigen, porösen Rohre Spaniens, Italiens oder Bulgariens zum Endkunden verlorengeht. Während in Deutschland nur knapp acht Prozent des Wassers auf dieser Tour versickern, sind es in besagten Ländern etwa 60 Prozent.        Rebecca Bellano


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren