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16.10.10 / Anfänglich ein Pferderennen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-10 vom 16. Oktober 2010

Anfänglich ein Pferderennen

Die Geschichte der Wiesn, des größten Volksfestes der Welt, beginnt mit einer Hochzeit. Am 12. Oktober 1810 heiratete der bayerische Kronprinz Ludwig (der spätere König Ludwig I.) die Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen. Aus diesem Anlass plante der Hofmarschall ein Spektakel, wie es die Welt noch nicht gesehen hatte: Vor den Toren der Stadt ließ er auf den umliegenden Wiesen Stände mit Bier, Bratwurst und Brezn aufbauen, Akrobaten und Artisten, Magier und Musikanten waren eingeladen, um das Publikum zu unterhalten. Fünf Tage lang feierte München so das Brautpaar. Das Spektakel endete mit einem Pferderennen, das großen Anklang beim Volk fand. Der Königshof beschloss daraufhin, das Pferderennen im folgenden Jahr zu wiederholen, womit die Tradition des Münchener Oktoberfests begründet wurde. Zu Ehren der Prinzessin nannte man die Festwiese „Theresienwiese“.

1813 fiel das Fest erstmals wegen der Verwicklung Bayerns in die Befreiungskriege aus. Danach wurde die Wiesn immer größer: Neben der Pferderennbahn gab es Kletterbäume, Kegelbahnen und Schaukeln. 1818 wurde das erste Karussell aufgestellt. Mehrere Losstände zogen vor allem die ärmeren Stadtbewohner an, da es Porzellan, Silber und Schmuck zu gewinnen gab. 1819 übernahm die Stadtverwaltung die Festleitung. Von nun an sollte das Oktoberfest planmäßig jedes Jahr gefeiert werden.

Im 19. Jahrhundert fiel das Oktoberfest allerdings noch viermal aus, 1854, 1866, 1870 und 1873. Grund hierfür waren die beiden Cholera-Epidemien, die München heimsuchten, sowie die Kriege gegen Preußen und Frankreich.

Um die Jahrhundertwende entwickelte sich das Oktoberfest immer mehr zu dem Volksfest, das es heute ist. Es wurde verlängert und in die letzten Septembertage vorverlegt. Seitdem fällt nur noch das letzte Wiesnwochenende in den Oktober. Von 1880 an genehmigte die Stadtverwaltung den Bierverkauf und 1881 eröffnete die erste Hendlbraterei. Elektrisches Licht erhellte über 400 Buden und Zelte. Um mehr Sitzplätze für Besucher und Raum für Musikkapellen zu schaffen, errichteten die Brauereien große Bierhallen. Gleichzeitig zog das Fest immer mehr Schausteller und Karussellbesitzer an, die für zusätzliche Unterhaltung sorgten.

Von 1914 bis 1918 fiel das Oktoberfest wegen des Ersten Weltkriegs aus. 1919 und 1920 feierte man nur ein kleines „Herbstfest“ und schon 1923 und 1924 zwang die Inflation zu weiteren Absagen. Von 1939 bis 1945 fand wegen des Zweiten Weltkriegs auch kein Oktoberfest statt. 1946 bis 1948 gab es abermals nur ein „Herbstfest“. Insgesamt 24-mal in 200 Jahren fiel das Oktoberfest also aus.

Im Lauf der folgenden Jahrzehnte wurde das Oktoberfest das größte Volksfest der Welt. Heute zieht die Wiesn jedes Jahr über sechs Millionen Besucher an. Die Gäste kommen immer zahlreicher auch aus dem Ausland, vorwiegend aus Italien, aus den USA, Japan und Australien.         C.W.

„Das Oktoberfest 1810–2010“ lautet der Titel einer Sonderausstellung, die das Münchner Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, 80331 München, Telefon (089) 233-22370, Fax (089) 233-25033, E-Mail: stadtmuseum@muenchen.de noch bis Ende dieses Monats zeigt.


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