19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
16.10.10 / Ein Zeichen setzen / In Sittensen wurde ein Gedenkstein für die Vertriebenen enthüllt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-10 vom 16. Oktober 2010

Ein Zeichen setzen
In Sittensen wurde ein Gedenkstein für die Vertriebenen enthüllt

65 Jahre. 65 Jahre sind seit Kriegsende vergangen – 65 Jahre, in denen sich das Verhältnis der bundesdeutschen Politik und der veröffentlichten Meinung zu den Vertriebenen – den Opfern von Flucht und Vertreibung – wandelte; aus Opfern wurde „Ballast“.

Umso erstaunlicher ist hingegen die Leistung des Heimatvereins der Börde Sittensen. Zum Gedenken an Flüchtlinge und Vertriebene wurde in Anwesenheit von zahlreichen Gästen, wie zum Beispiel Landtags- und Kreistagsabgeordneten, dem Bürgermeister der Samtgemeinde, Ratsmitglieder und Vertreter der Kirche, ein rund zwölf Tonnen schwerer Findling aus Granit enthüllt. Auf diesem Gedenkstein ist in stark vereinfachter Form eine Karte mit den ostdeutschen Siedlungsgebieten dargestellt. Siedlungsgebiete aus denen von 1944 bis 1949 rund 4000 Flüchtlinge und Vertriebene nach Sittensen kamen.

„Wir wollen hier ein Zeichen setzen für Leid und Elend. Von 1944 bis 1949 kamen mehr als 4000 Flüchtlinge und Vertriebene in die Dörfer der Börde Sittensen und fanden hier eine neue Heimat. Sie mussten sich in einer fremden Umgebung zurechtfinden, hatten ihr Hab und Gut verloren, mussten den Verlust der Heimat verschmerzen und waren geprägt von Entbehrungen und körperlichen Strapazen. Dieser Stein soll erinnern und vor Vergessen bewahren“, so der Vorsitzende des Heimatvereins Wilhelm Gohde. 

Für viele ist ein Wandel in der Wahrnehmung und Bewertung eingetreten, wenn es um das Schicksal der deutschen Opfer von Krieg und Vertreibung geht. So sieht Hartmut Vollmer vom Heimatvereins dafür deutliche Anzeichen: „Die Erinnerungskultur in Deutschland bedachte bisher vorwiegend das Leid, das Deutsche über andere brachten. Seit einigen Jahren wird mehr und mehr der Opfer gedacht, die durch Flucht und Vertreibung zum Teil Schreckliches erlebten.“ Aber auch für Superintendent i.R. Hans-Wilhelm Hastedt haben sich die Zeiten geändert und ein Dialog scheint ihm immer öfter möglich: „Man darf sich in Deutschland inzwischen offen erinnern an das Leid der Vertriebenen und Flüchtlinge, ohne den Vorwurf zu bekommen, ein heimlicher Nazi zu sein. Die eigentlichen Helden der Kriegsjahre und der Flucht sind trotz des ihnen widerfahrenen Leids die Frauen, die das Heft in die Hand nehmen mussten, da die Männer oft gebrochen und gedemütigt wieder zurückkamen.“             Sfm


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren