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16.10.10 / Vergessener Star / Vor 50 Jahren starb die Schauspielerin Henny Porten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-10 vom 16. Oktober 2010

Vergessener Star
Vor 50 Jahren starb die Schauspielerin Henny Porten

Als Henny Porten am 15. Oktober 1960 in Berlin starb, war die Schauspielerin nur noch älteren interessierten Anhängern ein Begriff. Der Star der 1920er Jahre war in Vergessenheit geraten. Porten wurde am 7. Januar 1890 in Magdeburg geboren, verbrachte aber die meiste Zeit in Berlin. Mit nur 16 Jahren stand sie erstmals vor der Kamera und mit 22 Jahren heiratete sie den Regisseur Curt A. Stark, der im Ersten Weltkrieg fiel. 1911 kam ihr Film „Das Liebesglück einer Blinden“ in die Lichtspieltheater. In der Vorkriegszeit war sie zeitweise die beliebteste deutsche Schauspielerin.

Nach dem Ersten Weltkrieg konkurrierten Asta Nielsen und Pola Negri mit ihr um die Gunst der Zuschauer. 1920 wurde man auch international auf sie aufmerksam. Als „Anna Boleyn“ in dem gleichnamigen Film erregte sie in den USA große Aufmerksamkeit. Trotz einer Offerte blieb Porten in Deutschland. „Anna Boleyn“ wurde 2006 restauriert und ist als DVD zu haben.

1921 heiratete Porten den jüdischen Arzt Wilhelm von Kaufmann-Asser; die Ehe überdauerte auch die Zeit des Nationalsozialismus. Mit dem Aufkommen des Tonfilms erfuhr ihre Karriere einen Knick. Obwohl sie 1930 in einem der ersten Tonfilme, „Skandal um Eva“, und im gleichen Jahr in „Luise Königin von Preußen“ jeweils die Hauptrolle übernehmen konnte, erhielt sie später nur wenige Angebote. Die Nationalsozialisten stuften ihren Preußenfilm als „zu pazifistisch“ ein; wenngleich Walter von Molo, der die Buchvorlage geliefert hatte, eher dem „patriotischen“ Lager zuzurechen ist. Im Mai dieses Jahres war „Luise Königin von Preußen“ zweimal im Filmmuseum in Potsdam zu sehen.

1943 feierte sie noch einmal zwei Triumphe. „Familie Buchholz“ und „Neigungsehe“ waren zwei Fortsetzungskomödien. Wilhelmine Buchholz, dargestellt von Henny Porten, ist das schriftstellernde Familienoberhaupt. Affären, Liebe und Heiratswünsche sind schon immer der Stoff gewesen, aus dem erfolgreiche Luststücke entstehen. Einmal sind es Ereignisse in ihrem Umfeld, im zweiten Film ist das Handlungsmuster ähnlich, aber es betrifft diesmal die eigene Familie und am Ende ist es natürlich so, dass die jungen Liebenden ihren Willen bekommen. Beide Filme wurden digital nachgearbeitet und können nun als DVD erworben werden. Im Rahmen von Nostalgieprogrammen laufen sie zudem auch wieder gelegentlich in den Kinos.

Das Ende des Nationalsozialismus brachte für Henny Porten nicht den ersehnten Karriereaufschwung. Im Gegenteil – Rollenangebote blieben fast gänzlich aus. So entschloss sie sich zu einem ungewöhnlichen Schritt. Sie wechselte 1953 in die DDR und erhielt dort die Möglichkeit, in zwei Filmen der DEFA die Hauptrolle zu spielen. 1955 spielte sie in der Verfilmung der Novelle „Das Fräulein von Scuderi“ von E. T. A. Hoffmann. Im selben Jahr kehrte sie wieder in ihre Heimatstadt (West-)Berlin zurück. 1960 wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Hans Lody


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