23.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
23.10.10 / Würmer zum Dessert / Nehberg erzählt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-10 vom 23. Oktober 2010

Würmer zum Dessert
Nehberg erzählt

„Sir Vival blickt zurück – Resümee eines extremen Lebens“ – der Buchtitel lässt bereits auf den Autor schließen: Rüdiger Nehberg, Extrem-Abenteurer und Überlebenskünstler, schreibt anlässlich seines 75. Geburtstags witzig und kurzweilig über die Herausforderungen, die er gesucht hat, aber auch über seine Grundüberzeugungen. Geboren 1935, wuchs er gut behütet im westfälischen Münster auf. Zwar lernte er das Bäcker- und Konditorhandwerk und machte sich mit seiner ersten Frau in Hamburg mit einem mittelständischen Betrieb selbstständig.

Doch das war nicht seine Welt. Rüdiger Nehberg suchte die Gefahr, was für ihn hieß, unter schwierigsten Bedingungen an ein selbst gestecktes Ziel zu gelangen – oder eben nicht. Er würde damit fortfahren, wenn seine Gesundheit es ihm erlaubte; aber in dieser Hinsicht hat er, nicht nur altersbedingt, Federn lassen müssen. Da er unbedingt glaubwürdig ist, kommt der Leser aus dem Staunen nicht heraus. Einige Projekte wurden gemeinsam mit Freunden und Partnern durchgeführt, um die Unternehmungen zu filmen und anschließend zu vermarkten, was auch durch Nehbergs populäre Bücher erfolgte. Aufhören kam für ihn nie in Frage, auch nicht nach der Ermordung seines Freundes Michael Teichmann am Blauen Nil 1976. 1977 zog er mit Kamelen durch die Danabil-Wüste in Äthiopien, 1981 lief er 1000 Kilometer ohne Proviant durch Deutschland. Er ernährte sich von Gräsern, Heuschrecken und verschmähte auch ein überfahrenes Eichhörnchen nicht. Im Übrigen bedauert er, dass er nicht durchdringt mit seiner Empfehlung, Insekten auf den Speiseplan zu setzen. 1986 überquerte er erstmals den Atlantik – mit einem Tretboot!

Seit 30 Jahren macht sich der Autor seine Bekanntheit zunutze, um für humanitäre Projekte zu kämpfen. International erregte er Aufsehen mit seinen Aktionen für den Schutz der durch den Raubbau am Amazonasregenwald bedrohten Yanomami-Indianer.

Vor zehn Jahren gründete Nehberg gemeinsam mit seiner dritten Frau die Menschenrechtsorganisation Target. Beide setzten sich das Ziel, ein Verbot der in Afrika und durchweg in islamisch dominierten Staaten ausgeübten Genitalverstümmelung von Mädchen zu erreichen. Es gelang ihnen, namhafte Vertreter des Islams davon zu überzeugen, dass es sich dabei um eine mit der Religion nicht im Einklang stehende schwere Menschenrechtsverletzung handelt. Sultane folgten ihrer Einladung zu einer Konferenz in Kairo, wo der barbarische Brauch zur Sünde erklärt wurde. Nun möchte das Paar noch die entsprechende Fatwa auf einem Riesenbanner in Mekka veröffentlicht sehen. Abschließend rät der Autor jedem einzelnen, sich für ein wichtiges Anliegen zu engagieren: „Denn alles von Menschen Gemachte ist zunächst immer im Kopf einer einzigen Person entstanden. All unser Wissen ist ein Darlehen der Welt und der Vorwelt. Der tätige Mensch trägt es an die Mitwelt und Nachwelt ab. Der untätige stirbt mit einer unbezahlten Schuld.“        Dagmar Jestrzemski

Rüdiger Nehberg: „Sir Vival blickt zurück – Resümee eines extremen Lebens“, Piper Verlag 2010, geb., 189 Seiten, 19,95 Euro


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren