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23.10.10 / Stimme für die Heimkehrer / 1950 wurde der VdH gegründet und half bei der Wiedereingliederung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-10 vom 23. Oktober 2010

Stimme für die Heimkehrer
1950 wurde der VdH gegründet und half bei der Wiedereingliederung

Vor nun über 60 Jahren, im März 1950, wurde der „Verband der Heimkehrer, Kriegsgefangenen und Vermisstenangehörigen Deutschland e.V.“ (VdH) gegründet. Damit bekamen viele Deutsche, die noch fünf Jahre nach Kriegsende an den Folgen des Zweiten Weltkrieges litten, endlich eine offizielle Interessenvertretung. Birgit Schwelling nimmt sich in „Heimkehr – Erinnerung – Integration − Der Verband der Heimkehrer, der ehemaligen Kriegsgefangenen und die westdeutsche Nachkriegsgesellschaft“ nun dieser Institution an. Die Autorin beschreibt ausführlich, vor welchen Problemen der Verband stand und wie sich nach Rückkehr der letzten Kriegsgefangenen sein Aufgabenfeld änderte. Erst galt es, die Versorgung der Heimgekehrten mit Wohnraum, Arbeit und Dingen des täglichen Bedarfs zu organisieren, dann musste die medizinische Nachsorge von Kriegsverletzungen geregelt werden, und die noch in Kriegsgefangenschaft verbliebenen Soldaten in der Sowjetunion, aber auch im Westen mussten heimgeholt sowie die Witwen und Kinder versorgt werden.

Obwohl es sich um eine wissenschaftliche Arbeit handelt, schwingt Antipathie gegenüber  dem VdH mit, obwohl der doch damals Erstaunliches geleistet hat. Man hat den Eindruck, als würde Schwelling es dem VdH fast übel nehmen, dass er sich, nachdem die letzten Kriegsgefangenen aus Russland heimgekehrt waren, nicht aufgelöst hat.

„Wir sollten es nicht vergessen: Die Erinnerung bleibt der Motor“, hieß es zum zehnten Jubiläum des Verbandes. Doch die Art und Weise des Erinnerns, die im Buch dargestellt wird, widerstrebte im Laufe der Jahre der politischen Klasse immer mehr. Waren anfangs immer noch viele Vertreter der verschiedenen Parteien auf Heimkehrertreffen des VdH, nahm schon in den 60er Jahren kaum noch einer eine Einladung des Verbandes an. Dass der VdH bis zu seiner Auflösung 2006 Ausstellungen und Seminare über deutsche Kriegsgefangenene veranstaltete und zudem Mahnmale bauen ließ, kann die Autorin offenbar nicht nachvollziehen. Noch Jahrzehnte nach dem Krieg das Thema Kriegsgefangenschaft wachzuhalten, zumal es doch immer weniger Betroffene gab, empfindet die Leiterin der Forschungsgruppe „Geschichte und Gedächtnis“ an der Universität Konstanz als unnötig. Dies kann man an der Aussage „Das ,Zeitalter‘ der Kriegsgefangenen war definitiv zu Ende gegangen“ für das Jahr 1960 ablesen. Wer Kriegsgefangene kennt, der weiß, dass die gemachten Erinnerungen erst enden, wenn der letzte Atemzug getan ist. Am Ende des Buches dankt die Autorin ihren Unterstützern wie Dr. Gesine Schwan und Dr. Peter Steinbach. Muss man noch irgendwas sagen? Rebecca Bellano

Birgit Schwelling: „Heimkehr – Erinnerung – Integration − Der Verband der Heimkehrer, der ehemaligen Kriegsgefangenen und die westdeutsche Nachkriegsgesellschaft“, Schöningh, Paderborn 2010, gebunden, 324 Seiten, 44,90 Euro


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