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30.10.10 / Ein Spaziergang durch Raum und Zeit / Eine Ausstellung dokumentiert die Entwicklung des Berliner Stadtkerns im Lauf der Jahrhunderte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-10 vom 30. Oktober 2010

Ein Spaziergang durch Raum und Zeit
Eine Ausstellung dokumentiert die Entwicklung des Berliner Stadtkerns im Lauf der Jahrhunderte

Berlin hat viele Zentren. Aber wo liegt die Mitte der Stadt? Durch den Fernsehturm und das Rote Rathaus scheint sie weithin markiert.

Viele Berliner und Touristen wissen nicht, dass sich zwischen Fernsehturm und Rotem Rathaus der mittelalterliche Kern der heutigen Metropole erstreckte.

St. Marien- und Nikolaikirche sind die letzten Zeugen einer Altstadt, die durch fortlaufende Modernisierung, Kriegszerstörung und sozialistische Hauptstadtplanung ausgelöscht wurde. Das jetzige Aussehen der inneren Mitte Berlins ist umstritten. Wem gehört sie und was gehört hier her? Sie ist ein prominenter städtischer Lebensraum, aber auch zentraler Ort der Bundeshauptstadt. Ihre Gestaltung visualisiert den Umgang mit Geschichte. Kluge Entscheidungen zur Zukunft dieses so bedeutsamen Areals erfordern die Kenntnis seiner Vergangenheit.

Mit der neuen Sonderausstellung rückt das Stadtmuseum Berlin die einstige Pracht und die vielfältigen Brüche der Berliner Mitte ins Bewusstsein der Öffentlichkeit und zeichnet ihre oft dramatische Entwicklung nach. Sie konzentriert sich dabei auf den steten Veränderungsprozess, der mit Beginn der Industrialisierung einsetzte. Seit dieser Zeit wies die Berlin-Cöllner Altstadt kein geschlossenes Stadtbild mehr auf. Dort trafen Bauten der mittelalterlichen Händlerstadt, der neuzeitlichen Residenz und des sich im Kaiserreich herausbildenden kommunalen Verwaltungsviertels aufeinander. Die Zeit der Weimarer Republik stand im Zeichen städtebaulicher Utopien, die totalitären Erneue-rungsprojekte des Nationalsozialismus blieben glücklicherweise rudimentär. Die DDR schuf sich dann im Herzen Berlins ein repräsentatives Staatsforum. Die Ausstellungspräsentation setzt vornehmlich auf das Medium Fotografie, das seit etwa 1840 zur Stadtbilddokumentation dient. Eine der frühesten Aufnahmen zeigt den Eckturm des alten Berliner Rathauses kurz vor seinem Abriss. Dies geschah zur Verbesserung der Verkehrssituation – ein Motiv, das sich wie ein roter Faden durch die Stadtplanung zieht. Die jüngsten Aufnahmen thematisieren die aktuellen urbanen Transformationen des Stadtkerns. Dazwischen spannt sich ein faszinierendes Panorama Berliner Geschichte, das durch einen „Quellenpfad“ des Center for Metropolitan Studies der Technischen Universität Berlin bereichert wird.

Das Stadtmuseum Berlin zeichnet, ausgehend vom Areal vor dem Roten Rathaus, in 18 Themenräumen einschließlich eines Prologs und eines Epilogs die wesentlichen Phasen der Stadterneuerung seit 1840 bis heute nach. Es konzentriert sich dabei auf das Gebiet von Alt-Berlin und Alt-Cölln. Es entstehen komplexe Bilderfolgen, die das historische Berlin wieder erstehen lassen und in ihrer Fülle und Detailgenauigkeit einen Gesamteindruck früherer Stadtstrukturen vermitteln.

In der Ausstellung wird eine Vielzahl von bislang noch nie präsentierter Fotos und Filme zur Stadtbaugeschichte Berlins gezeigt. Darunter auch Material aus privater Hand. Gleich einem Stadtspaziergang durch Raum und Zeit setzen die Bilder das heutige und frühere Berliner Stadtinnere visuell miteinander in Beziehung. Dabei wird das Entstehen, Vergehen und Vergessen sowie das immer wieder neue Werden der Stadt auch auf emotional berührende Weise deutlich.          E.B.

Die Ausstellung „Berlins vergessene Mitte – Stadtkern 1840 bis  2010“ im Ephraim-Palais, Stadtmuseum Berlin, Poststraße 16 ist bis zum 27. März 2011 dienstags und donnerstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, mittwochs von 12 bis 20 Uhr zu sehen, Eintritt 5 / 3 Euro.


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