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30.10.10 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-10 vom 30. Oktober 2010

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,     
liebe Familienfreunde,

 womit wir die letzte Folge beendeten, damit können wir heute beginnen: mit Fragen und Antworten und wieder neuen Wünschen – ein nahtloser Übergang also von einer Folge zur anderen ohne lange Einleitung, denn es kommen viele Zuschriften, so dass unser „Familienpungel“ mal wieder prallvoll ist. Und „vollgepremst“ mit den unterschiedlichsten Themen sind auch manche Briefe, für die nicht einmal eine ganze Familienseite reichen würde, um sie auch nur annähernd behandeln zu können. So muss ich auch noch einmal auf das Schreiben von Herrn Gerhard Mannke aus Elmshorn zurückkommen, denn da sind noch zwei Fragen offen. Die eine betrifft seine Kind­heits­erinnerungen an eine Königs­ber­ger Konditorei, an der Schloss­teich­promenade zwischen Münzplatz und Weißgeberstraße gelegen, die er mit seiner Großmutter manchmal besuchte. Ein grüner Holzbau mit einem roten Ziegeldach über der ersten Tischreihe und einem Kaffeegarten unter hohen Bäumen. Hing dieser Holzbau vielleicht damals mit der Konditorei Zappa zusammen, die an der Französischen Straße lag? Da diese in den 30er Jahren schloss, werden sich nicht mehr viele Königsberger an die einst sehr bekannte Konditorei erinnern. Aber vielleicht kann doch einer Herrn Mannke helfen, seine Erinnerungen aufzufrischen.

Und dazu gehört auch die pregelaufwärts von Königsberg gelegene „Wojedie“ – so wird in den Landkarten die Gegend zwischen Palmburg im Westen, Arnau im Osten, Reichsstraße 1 im Norden und dem Pregel im Süden bezeichnet. Als Gerhard Mannke im Sommer 1938 dort mit Vereinskameraden zum Baden war und sie dabei durch die Gegend stromerten, entdeckten sie kurz hinter Palmburg kurz vor dem Steilufer am Pregel eine brach liegende Fläche, auf der sich zahlreiche gut metergroße Findlinge befanden. Merkwürdig war, dass sie sich von oben in etwa zentimetergroße Würfel auflösten. Jetzt durch seine Heimatforschung in Erinnerung gebracht, würde Herr Mannke gerne von diesen sonderbaren Steinen etwas wissen. Er stieß in einem Heimatbuch auf eine Bemerkung, die diese Gegend betraf: „Jerusalem, Palmburg, Wojedie, einst Kirchdörfer, befestigte Schanzen, von Raubrittern heimgesuchte Landschaften“. Dazu ist zu sagen, dass der Orden viele seiner Ländereien nach Orten aus dem Heiligen Land benannte, so auch das Gut Jerusalem. Der Elbinger Komtur Reuss von Plauen ließ beim Gut eine halbkreisförmige Schanze aufwerfen, die von einem tiefen Graben umgeben war – wohl wegen besagter Raubritter! Als der Orden im Jahre 1349 sein erstes Kloster in Königsberg auf dem Löbenicht gründete, wurde es reich mit Ländereien ausgestattet, wohl auch mit dem Gut Jerusalem. Vermerkt wird dies bei der im Zuge der Reformation erfolgten Umwandlung dieses Nonnenklosters in das Große Hospital durch Herzog Albrecht im Jahre 1531. In unserer Zeit waren Gut und Dorf eingemeindet, 1928 war ein Pregelwasserwerk errichtet worden. Dies als kurzen Geschichtsabriss zu dem Wunsch von Herrn Mannke, der so viel wie möglich über die „Wojedie“ wissen möchte und vor allem die ehemaligen Bewohner dieser Gegend anspricht, ihm ihre Erinnerungen und Überlieferungen mitzuteilen. (Gerhard Mannke, Haferkamp 8 in 25337 Elmshorn, Telefon 04121/71530.)

Vom Pregel zu Weichsel und Oder. Immer mehr Fragen kommen zu diesen Grenzgebieten, deren wechselvolles politisches Schicksal sich auch in der mehrfachen Umbenennung von Städten, Dörfern und Gütern widerspiegelt. Das bereitet vor allem jüngeren Menschen Schwierigkeiten wenn sie im Rahmen ihrer Familienforschung auf überlieferte, aber nicht auffindbare Ortsnamen stoßen. Da hat unsere Ostpreußische Familie schon oft geholfen wie im Falle des Gutes Bodszanowo/Sporwitten im ehemaligen Gouvernement Plock – in der letzten Folge konnten wir noch einen interessanten Bericht von Herrn Mannke nachliefern.

Dass Herr Max Hamsch aus Bornich nach der Veröffentlichung des Fotos, das seinen Schwiegervater Erich Deutschmann in einer ihm unbekannten Uniform zeigt, viele Zuschriften bekommen würde, ahnte ich bereits aufgrund der auch mir zugesandten Erklärungen, über die ich bereits berichten konnte. Es handelt sich also um eine polnische Uniform aus der Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Nun kam auch ein kurzer, aber herzlicher Dank von Herrn Hamsch, und da dieser an die „vielen treuen Leser der PAZ“ gerichtet ist, gebe ich ihn mit Freuden weiter. Der gebürtige Breslauer hat sehr viele Anrufe und Zuschriften bekommen, und damit ist das Thema „unbekannte Uniform“ nun für ihn und uns abgeschlossen. Aber da bleibt noch eine andere kleine Frage, nämlich die über den Heimatort seines Schwiegervaters, Hohenbrück bei Bombst. Er weiß so gut wie nichts über diesen Ort in der ehemaligen Grenzmark Posen-Westpreußen, der in dem südlichen Teil lag, der vor dem Ersten Weltkrieg zur Provinz Posen gehörte. Die Grenzmark wurde als Folge der Gebietsverluste durch den Versailler Vertrag aus den westlichen Grenzgebieten von Westpreußen und Posen mit Schneidemühl als Provinzhauptstadt gebildet. Der westliche Teil des im äußersten Westen der Provinz Posen gelegenen Kreises Bombst lag in dem schmalen südlichen Zipfel, der an Brandenburg und Schlesien grenzte. Nach der Auflösung der Grenzmark 1939 kam der posensche Anteil zu diesen beiden Provinzen, heute gehört er zur Republik Polen. Wir sprechen also in erster Linie die Leser an, die aus Posen oder der Grenzmark stammen und denen die ehemalige Kreisstadt Bombst ein Begriff ist, die vielleicht auch über das damalige Hohenbrück etwas sagen können. Wenn Herr Hamsch auch nicht wieder so viele Zuschriften und Anrufe erwarten kann, er würde sich über jede Auskunft freuen. (Max Hamsch, Jahnstraße 14 in 56348 Bornich, Telefon/Fax 067771/8326.)

Das Uniformbild hat wohl auch unsern Leser Horst Schröder aus Bremen angeregt, ein altes Foto hervorzusuchen, das seinen Großvater Christoph Schröder mit einer ähnlichen Mütze zeigt, und es uns mit der Frage vorzulegen, ob es sich hier auch um eine polnische Uniform handelt könnte. Leider ist aber die übermittelte Kopie so unscharf, dass sie sich nicht zur Veröffentlichung eignet, was eigentlich sehr schade ist, denn der Träger zeigt sich in einer seltsamen Vermummung, ein heller Pelzmantel hüllt den Mann von Kopf bis Fuß ein, nur durch die Mütze mit Kordel ist er als Soldat erkennbar. Ein riesiger Zottelbär, der in den in dicken Fausthandschuhen steckenden Händen ein Gewehr in der Hand hält. Das Foto müsste etwa im Jahre 1920 in Pionki in Polen gemacht worden sein. Die Mütze ist dem polnischen Militär zuzueignen, wie Kordel und Emblem, das wohl den polnischen Adler zeigt, vermuten lassen. Jedenfalls muss die Aufnahme bei bitterer Kälte entstanden sein, wie der dicke, langzottelige Pelz beweist. Herr Schröder hätte gerne mehr über seinen Großvater gewusst, beispielsweise wo und wann er geboren wurde, und fragt, wer sich mit Nachforschungen über polnische Militärangehörige deutscher Herkunft befasst hat und bezügliche Auskunftstellen nennen kann. Wichtig wäre für ihn, etwas über den Ort Adolfin, Kreis Cholm – polnisch Chelm – zu erfahren und er hofft, dass – angeregt durch die bisherigen Erfolge – er aus unserem Leserkreis Hinweise bekommt. (Horst Schröder, Ruppertshainer Straße1 in 28307 Bremen, Telefon 0421/487729.)

Dicke Handschuhe kann man ja in den bitterkalten Wintern unserer östlichen Heimatländer gebrauchen, wo das Thermometer schon die -40-Grad-Marke erreichen kann, jedenfalls damals konnte, als wir Kinder waren und dann „Mauchen“, diese grässlichen Pulswärmer, tragen mussten. Glücklich, der ein Paar jener wunderschönen Kurenhandschuhe besaß, jene aus weicher Wolle gestrickten Fäustlinge mit ihren bunten Mustern, die durch ihre Länge die Mauchen überflüssig machten. Solche hatte sich auch die Kreisgruppe Siegerland für ihre Heimatstube gewünscht und – bekam sie. Frau Karla Weyland, Landesfrauenleiterin der LO-Hessen, machte es möglich. Sie konnte dem Leiter der Kreisgruppe, Herrn Anton Olbrich, mitteilen, dass eine frühere Mitarbeiterin bereit sei, ein Paar dieser selbst gestrickten Handschuhe mit ostpreußischen Motiven der Heimatstube zu überlassen – was inzwischen erfolgte. Und mit der Bücherspende hat es auch geklappt: Wie von uns angeregt, haben einige Teilnehmer an dem Braunsberger Treffen Bücher und Bildbände nach Münster mitgenommen und sie Olbrich übergeben können. „Die Ostpreußische Familie macht’s möglich – immer noch ein gültiger Werbespruch für die Zusammenarbeit und die Erfolge“, lautete das Resümee.

Bücher! Da können wir ein sehr spezielles und für mögliche Interessenten wertvolles Exemplar vermitteln. Angeboten von Frau Gerhild Weiß aus Preetz, der Tochter von Frau Dr. Adolfine Salamon, die für das Ostpreußenblatt einmal einen Artikel über Margot Schumann, die Begründerin der Ausbildung zum Medizinisch-technischen Assistenten (MTA), geschrieben hatte. Für die Ausarbeitung hatte sich die Autorin eine Margot-Schumann-Biografie besorgt. Dieses Buch „Jahreszeiten – ein Leben der Arbeit und des Glückes“ möchte die Tochter in interessierte Hände abgeben oder einer geeigneten Sammlung überlassen. Wir danken Frau Weiß für dieses Angebot. (Gerhild Weiß, Platenstraße 5 in 24211 Preetz, Telefon 04342/2921.)

Als Redakteur des Heimatbriefes „Die Elchniederung“ hat Herr Udo Ernst besonders interessiert die Beiträge verfolgt, die sein Gebiet betrafen, und das waren in unserer Kolumne nicht wenige, gerade in der letzten Zeit. Nun stellt er selber eine Suchfrage, die bisher keinen Hinweis erbrachte, und deshalb ist unsere Familie für ihn der letzte Hoffnungsträger – und noch mehr für seine Frau Siegrid Ernst. Sie ist eine geborene Rupsch, und es geht um Angehörige dieser Familie. Ihre Tante Helene Mattulat geborene Rupsch, *30. August 1902 in Neufrost, Kirchspiel Neukirch, war in der Niederung sehr bekannt, denn sie war eine tüchtige und beliebte Hebamme. „Lenchen“ wohnte mit ihrem aus Ibenberg stammenden Mann Fritz Mattulat und der am 9. Juni 1937 geborenen Tochter Irmela in Rauterskirch. Helene Mattulat ist auf der Flucht 1945 umgekommen, wo sie verstarb, ist nicht bekannt, am 31. Januar 1945 wurde sie für tot erklärt. Das Schicksal der damals siebenjährige Irmela blieb bis heute ungewiss, es gibt nicht den geringsten Hinweis, was mit ihr auf der Flucht und nach dem Tod der Mutter geschah. Verstarb das Kind auch beim Tod der Mutter, blieb es irgendwo auf einer Station ihres Fluchtweges, wurde es von anderen Flüchtlingen mitgenommen, kam es in ein Heim oder ging es nach Litauen – niemand weiß es. Das Ehepaar Ernst hat alle erdenklichen Suchmöglichkeiten ausgeschöpft, auch Nachfragen in Moskau blieben ohne Erfolg. Nun ist also unsere Ostpreußische Familie als letzter möglicher Suchweg an der Reihe, aber meine Hoffnung hält sich in Grenzen, denn selbst die Suchanzeigen im Heimatbrief erbrachten keine konkreten Hinweise. Das sollte uns aber nicht entmutigen, zu fragen: Wer kannte Helene Mattulat und war mir ihr auf der Flucht 1944/45 zusammen und kann etwas über sie und ihre Tochter sagen? Wer hat Irmela wann und wo gesehen, war vielleicht mit ihr in einem Lager oder Heim zusammen? Da das Mädchen bereits zur Schule ging – wahrscheinlich in Rauterskirch – können sich vielleicht auch ehemalige Mitschüler oder Mitschülerinnen erinnern, wann und mit wem sie auf die Flucht ging. Es könnte ja auch sein, dass Irmela von irgendeiner Familie aufgenommen und später adoptiert wurde, so dass sie selber nichts mehr von ihrer Herkunft wusste oder sie auslöschte. Frau Ernst wäre für jeden Hinweis auf den Verbleib ihrer Cousine dankbar. (Udo Ernst, Franziusallee 206 in 24148 Kiel, Telefon 0431/723716, redelch@t-online.de)

Mit diesem Suchwunsch haben wir bereits den Brückenbogen zu unserer nächsten Folge gespannt, denn da werden wir weiter auf die große Suche gehen.

Eure Ruth Geede


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